Der Kugelfaenger
ist sauber aufgeräumt, genauso wie die restliche Wohnung. Es sieht alles ganz normal bewohnt aus und so, als wäre der Bewohner nur mal eben zum Einkaufen gegangen.“
Mayers lässt den Kopf hängen.
„In der anderen Wohnung ist es dasselbe“, fährt sie fort. „Früher oder später werden die Kerle zurückkommen. Und dann müssen wir bereit sein. Und zuschlagen.“ Samuelsson schlägt mit der Faust in die flache Hand.
Das sieht Gordon Mayers ein. Ihm ist schon immer bewusst gewesen, dass aus Samuelsson mal eine hervorragende Ermittlerin werden würde. Und seit einer geraumen Zeit hat er den Verdacht, dass sie langsam aber sicher besser ist als er.
„Gut, Samuelsson, Sie fahren zur anderen Wohnung und leiten dort den Einsatz. Freddy ist hier ein für alle mal fertig“, sagt er. „Ich ziehe die Affen vom NYPD ab und warte hier auf diesen Typen. Sie machen das gleiche bei dem anderen, Samuelsson.“
Als Samuelsson und das NYPD abgerückt sind und es von draußen so aussieht, als wäre alles ganz normal und so wie immer, lässt sich Mayers in einen Sessel im Wohnzimmer fallen und streckt seine Beine von sich. Seine eigenen Leute haben an verschiedenen Stellen im und ums Haus herum ihre Posten bezogen, bereit den Verdächtigen zu verhaften, sollte er sich in die Nähe seiner Wohnung wagen.
Mayers versucht sich etwas zu entspannen. Aber es gelingt ihm nicht. Er springt wieder auf und beginnt, in der Wohnung auf und ab zu gehen. Er wandert vom Wohnzimmer in die Küche, von der Küche ins Schlafzimmer und von dort wieder zurück zum Sessel. Er tigert geschlagene drei Stunden in der fremden Wohnung auf und ab, bis seine Truppe die Nase gestrichen voll hat und ihm schließlich klar wird, dass hier niemand zurückkommen wird und er heute auch keinen zum Verhaften haben wird.
13. Kapitel
Sonntag, 18. Juli
Sie verlassen das Gelände des Flughafens Berlin-Tegel am frühen Abend, nach einem mehrstündigen Zwischenstopp am Kölner Flughafen.
Tom hat seine Reisetasche über seine Schulter gehängt und ihm ist immer noch nicht ganz wohl in der Magengegend. Evelyn zerrt ihren schweren Hartschalenkoffer selbst hinter sich her, da sie sich geweigert hat, ihn von Tom tragen zu lassen.
Kaum sind sie draußen im kühlen Berliner Julisprühregen, taucht ein knochiger Mann um die Fünfzig, mit hellem Haar neben ihnen auf. „Taxi?“, fragt er und macht ein hoffnungsvolles Gesicht.
„Gerne“, sagt Tom und so schnell kann er gar nicht schauen, da hat der Kerl ihm auch schon die Tasche abgenommen und Evelyns Koffer in der Hand und wankt schwer beladen auf ein Taxi zu, das offensichtlich schon mal in einem besseren Zustand war. Er öffnet den Kofferraum und stopft ihn mit der Reisetasche und dem Koffer voll. Dann lässt er die beiden einsteigen, klemmt sich selbst wieder hinter das Lenkrad und kaum dass Evelyn die Adresse des Hotels genannt hat, da startet er auch schon den Motor und fährt rasant los.
Sie fahren in mäßigem Tempo durch Berlin, vorbei an glänzenden Bürogebäuden und durch vollgestopfte Straßen. Der Verkehr ist sehr dicht. Trotz des schlechten Wetters sind überall Menschen auf den Straßen. Sie hasten zu hunderten über die Straßen und über die Ampeln, vorbei an mehr oder weniger geduldig wartenden Fahrzeugen, heraus aus Bürogebäuden und hinein in Taxis.
Es gibt jede Menge zu sehen. Tom sieht auf seiner Fensterseite hinaus, Evelyn auf der anderen. Das Taxi ist relativ geräumig. Evelyn hat ihre Handtasche zwischen sich und Tom auf die Rückbank gestellt. Sie reden kein einziges Wort. Sie ist wegen dem Hotel noch immer auf ihn sauer.
Der Taxifahrer gibt nun ordentlich Gas. Nach einer Fahrt, die ungefähr fünfzehn Minuten dauert, biegt er von einer der großen Hauptstraßen in eine wesentlich kleinere ab. Nach weiteren fünf Minuten ist von der lebendigen deutschen Hauptstadt nichts mehr zu erkennen.
Die Gegend wird immer hässlicher, je weiter sie fahren. Es gibt nun nichts mehr anderes zu sehen als mehrstöckige, alte, heruntergekommene Plattenbauten, Sozialwohnungen, enge, dreckige Straßen, rostige Kinderfahrräder und verwahrloste Katzen, die vor dem Regen flüchten.
Tom sieht auf seine Armbanduhr. Dann meint er zu Evelyn: „Ich dachte eigentlich, auf der Internetseite des Hotels hätte gestanden, dass es vom Flughafen nur fünf Minuten sind. Wir fahren jetzt aber schon gut zwanzig Minuten.“
Sie zuckt mit den Schultern. „Vielleicht denken Sie falsch, Tom.“ Sie holt ein kleines
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