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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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gekümmert hat. Was erwarten Sie von mir, Nathan? Soll ich meine Familie verlassen – den Ort, an dem ich mich sicher fühle – und mit Ihnen nach Portland zurückkehren? Sie sind Psychiater und kein Bodyguard. Wieso sollte ich bei Ihnen sicherer sein? Wenigstens können mein Vater und seine Leute mich hier beschützen. Warum sollte ich überhaupt nach Portland zurückkehren wollen? Was habe ich dort schon? Nichts als schlechte Erinnerungen.«
    Fox antwortete nicht. Er lehnte sich zurück und beobachtete das geschäftige Treiben der Menschen im Sonnenlicht. Sein Gesicht verriet nichts. Dann sah er sie an und runzelte die Stirn. » Wo ist Ihr Medaillon?«
    » In meinem Zimmer. Ich habe es ausgezogen, um das Kleid anzuprobieren.«
    » In Portland haben Sie es niemals abgelegt.«
    » Wie ich schon sagte, hier fühle ich mich sicherer. Ich brauche es nicht mehr immer zu tragen.«
    Er beugte sich zu ihr und flüsterte: » Sind Sie ganz sicher, dass alles in Ordnung ist, Sorcha?«
    Als sie in seine sorgenvollen blauen Augen blickte, wäre sie beinahe eingeknickt.
    » Es geht mir gut, Dr. Fox, wirklich. Ich danke Ihnen für alles, was Sie für mich getan haben, aber ich denke, Sie sollten jetzt nach Hause fahren und sich keine Sorgen mehr um mich machen. Lassen Sie mich den Rest meines Lebens wiederentdecken.«
    Er sah ihr lange fest in die Augen, dann nickte er. » Nun gut. Es tut mir leid, wenn ich Sie verunsichert habe.« Er erhob sich, legte ihr eine Hand auf die Schulter und ging davon.

44
    Wie konnte er sich nur so geirrt haben? Er hatte sich völlig unprofessionell verhalten. Fox verließ das Dorf, ohne sich noch einmal umzudrehen. Immer wieder hörte er Sensei Daichis Worte: Lass sie niemals zu nah herankommen. Verlier niemals die Kontrolle. Er hatte Sorcha zu nah an sich herangelassen und damit sein Urteilsvermögen beeinträchtigt. Seine ausgeklügelte Theorie, dass der Mörder ein Mitglied des Kults wäre, erschien ihm jetzt wie ein Kartenhäuschen aus reinen Indizien. Hatte Jordache also recht gehabt? Hatte er seine persönliche Abneigung gegen Kulte auf Delaneys Gemeinschaft übertragen und nur nach Beweisen gesucht, die seine Vorurteile bestätigten? Wie hatte er das nur zulassen können? Er war Psychiater, verdammt noch mal. Wahrscheinlich hatte Jordache den Mörder tatsächlich längst geschnappt und Sorcha drohte keinerlei Gefahr.
    Delaney hatte ihn eingeladen, zum Mittagessen zu bleiben, doch Fox war so schnell er konnte wieder aufgebrochen, um Sorcha nicht noch mehr Unbehagen zu bereiten. Außerdem wollte er noch rechtzeitig bis Road’s End kommen, um seinen Wagen abzuholen und am Abend wieder zu Hause zu sein. Er hatte den Proviant und eine genaue Wegbeschreibung dankend angenommen, war auf sein Pferd gestiegen und davongeritten. Delaney hatte ihn angewiesen, über die Brücke und am anderen Ende des Tals in den Wald zu reiten, aber der launenhafte Gaul bestand darauf, auf demselben Weg zurückzukehren, den sie gekommen waren. Fox wehrte sich nicht. Etwas weiter flussabwärts durchquerte er die Furt und kam bald wieder auf den Pfad, der oberhalb der Siedlung entlangführte. Er schaute auf sein GPS , gab dem Pferd einen Klaps auf die Flanke und ritt zum zweiten Mal in den verbotenen Wald hinein.
    Tief in Gedanken versunken versuchte er noch immer zu begreifen, wie er sich so hatte irren können, als er jemanden husten hörte. Er zügelte sein Pferd und lauschte. Das Geräusch kam von vorne – über seinem Kopf. Fox griff nach dem Fernglas und richtete es auf einen der riesigen Mammutbäume über ihm. In gut fünfzehn Meter Höhe kam ein Mann in einem selbst gebauten Aufzug den mächtigen Stamm hinuntergefahren. Er war groß und trug einen Leinensack in den behandschuhten Händen. Fox beobachtete den Aufzug auf seinem Weg zum Boden und sah, dass dort ein Pferd an einer Holzhütte angebunden stand. Es war dieselbe Lichtung, auf der er die vergangene Nacht verbracht hatte.
    Der Mann trat aus dem Aufzug, holte eine Schaufel aus der Hütte, ging in die Mitte der Lichtung und begann, in der weichen Erde zu graben, nur wenige Meter neben der Stelle, an der Fox in seinem Schlafsack gelegen hatte. Der Mann grub nicht sehr tief, dann wandte er Fox den Rücken zu und schüttete den Inhalt des Leinensacks in das Loch. Nachdem er es wieder aufgefüllt hatte, brachte er Schaufel, Handschuhe und Sack zurück in die Hütte und verschloss die Tür – und all das mit der beiläufigen Effizienz eines Mannes, der

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