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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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der Aufzug an dem Ast vorbei und durch eine Öffnung im Podest fuhr, sah Fox außer ein paar Zweigspitzen der Nachbarbäume nichts als blauen Himmel über sich. Die Krone des Baums war abgeschlagen worden. Der Aufzug hielt auf Höhe des Podests, gut einen Meter unterhalb der Baumspitze. Fox trat hinaus, dankbar über das wackelige Geländer, das sich um den Rand der Plattform zog, und riskierte einen Blick nach unten. Als er den Boden sah, schnappte er nach Luft. Er musste sich in mindestens dreißig Meter Höhe befinden.
    Wieder roch er diesen fauligen Gestank, dann flogen zwei Krähen an ihm vorbei und setzten sich auf die abgesägte Baumspitze knapp über ihm. Truthahngeier kreisten am Himmel. Mithilfe von zwei Stufen und einem Geländer, kletterte er vorsichtig auf die flache, abgesägte Spitze des Baumstamms. Sie hatte einen Durchmesser von etwa drei Meter, und an einer Seite hatte man eine hölzerne Plattform von noch einmal etwa eineinhalb Metern Breite angebracht. Hier gab es kein Geländer und der Ausblick über das Dach des Waldes war atemberaubend.
    Doch Fox hatte keinen Sinn für das Panorama oder für seine Höhenangst. Er starrte auf das, was direkt vor seinen Füßen lag.

45
    Fox davonreiten zu sehen hatte Sorcha fast das Herz gebrochen. Ihr war, als hätte er jede Hoffnung mit sich genommen. Während sie überlegte, was nun mit ihr geschehen würde, tröstete sie sich damit, dass wenigstens er in Sicherheit war.
    » Das hast du gut gemacht, Sorcha«, sagte ihr Vater, als Fox fort war. » Denke immer daran, du gehörst zur Familie und wir geben aufeinander acht.« Delaney ging davon und wandte sich an die Ehefrauen. » Behaltet sie im Auge.«
    Sorcha ignorierte sie. Sobald die Glocke zum Mittagessen ertönte, lief sie mit schnellen Schritten zum Speisesaal hinüber und verschwand in der Menge.
    » Warte«, rief Zara, und die Frauen eilten hinter ihr her.
    Sorcha schaute sich nicht um. Sie ließ sich von der Menge treiben, fort von den Ehefrauen. Die versuchten ihr zu folgen, doch der Strom trieb sie immer weiter auseinander. Kurz bevor sie die große Scheune erreicht hatte, drehte Sorcha sich um und zeigte auf das kleine Waschhaus am hinteren Ende des Speisesaals. Zara nickte erleichtert, als sie erkannte, wo Sorcha hin wollte.
    Sorcha wusste, dass ihr nur wenige Minuten blieben. Sie lief in den Damenbereich und schloss sich in einer der Kabinen ein. In dem knapp zwei Quadratmeter großen Raum befanden sich eine Toilette und ein Waschbecken. Die Wände zogen sich hinauf bis zur Decke, doch zwischen Tür und Fußboden waren einige Zentimeter Luft. Sie zog ihr Kleid aus und hängte es an den Haken an der Tür, so dass der weiße Stoff durch den Spalt am Boden deutlich zu sehen war und zugleich verhinderte, dass jemand in die Kabine schauen konnte. Dann stieg sie in Jeans und T-Shirt auf den Toilettensitz und versuchte das kleine Fenster zu öffnen, doch es war verriegelt und ließ sich nur einen Spaltbreit öffnen. Fieberhaft durchsuchte Sorcha den winzigen Raum. In einem Schrank unter dem Waschbecken fand sie zwei Rollen Toilettenpapier, eine Flasche Desinfektionsspray und eine Nagelfeile aus Metall. Sie sah wieder zum Fenster und erkannte, dass es ihr nicht gelingen würde, den Riegel mit der Feile zu öffnen, und selbst wenn, wäre es wohl zu klein, um sich hindurchzuzwängen. Plötzlich spürte sie, wie sich der Boden unter ihrem rechten Fuß bewegte. Sie beugte sich hinunter und sah, dass zwei der Bodenbretter am Waschbecken locker waren. Sorcha drehte die beiden Schrauben, mit denen sie befestigt waren, heraus und nahm die Bretter hoch. Der Hohlraum darunter war winzig, doch es gelang ihr, sich hineinzuquetschen.
    » Alles in Ordnung da drin?«, hörte sie Zara vor der Tür fragen.
    » Lass mich in Ruhe! Ich habe Magenkrämpfe. Ich brauche noch ein paar Minuten.«
    » Das sind nur die Nerven«, sagte Zara. » Mach dir wegen Esbat keine Sorgen. Es wird alles gut gehen. Wir werden dir alle helfen.«
    Du hast leicht reden, du Hexe, dachte Sorcha, während sie sich so leise wie möglich unter den Fußboden gleiten ließ. Dann kroch sie auf dem Bauch durch den schmalen Spalt unter den Holzdielen, bis sie am hinteren Ende des Waschhauses wieder herauskam. Ihr erster Impuls war es, zum Wald hinüberzulaufen. Doch was dann? Delaneys Land lag mitten in der Wildnis und erstreckte sich über viele Meilen. Sie hatte nichts zu essen, kein Transportmittel und keine Ahnung, in welche Richtung sie laufen musste,

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