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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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ihre Energie lieferte – setzte in der Regel wenige Stunden nach dem Tod ein und hielt etwa achtzehn Stunden lang an. Diese Frau war also irgendwann zwischen gestern Abend und dem frühen Morgen gestorben. Was Fox aber noch mehr interessierte, waren die Quetschungen an ihrem Hals. Er kannte diese Striemen von einigen Tatorten. Die Frau war mit einem Strick erwürgt worden. Plötzlich war er nicht mehr darum besorgt, wie Delaney und sein Kult mit ihren Toten umgingen, sondern vielmehr darum, wie sie die Lebenden behandelten.
    Fox nahm das Fernglas und schaute hinunter auf die Siedlung. Er suchte nach dem großen Mann, der die Knochen vergraben hatte, und überlegte zum wiederholten Mal, warum er ihm bekannt vorgekommen war. Konnte es derselbe Mann sein, gegen den er im Dunkeln in Tranquil Waters gekämpft hatte? Mit dem Fernglas folgte Fox dem Pfad, der aus dem Wald hinausführte, fand jedoch keine Spur von dem Mann. Dann ließ er den Blick über das verlassene Dorf gleiten. Eine abrupte Bewegung richtete seine Aufmerksamkeit auf einen kleinen Anbau am hinteren Teil des Speisesaals. Er fokussierte die Linsen. Jemand kletterte aus dem Hohlraum unter den Bodendielen hervor. Die Person sah aus wie Sorcha. Sie trug Jeans und T-Shirt, keine Spur von dem weißen Kleid, das sie zuvor getragen hatte.
    Was machte sie da?
    Er beobachtete, wie sie auf die Füße kam, an der Rückseite des Gebäudes entlanghuschte und vorsichtig um die Ecke schaute, um sicherzugehen, dass der Weg frei war. Er hatte recht gehabt. Sie war in Schwierigkeiten. Wie gebannt beobachtete er, wie sie zum Wald schaute, dem offensichtlichen Fluchtweg, und dachte einen Moment lang, sie würde dorthin laufen. Doch dann riss sie sich zusammen und rannte stattdessen in die entgegengesetzte Richtung: zum Turm.
    Wieso?
    Wieder sah Fox eine Bewegung und erkannte, dass noch jemand Sorcha beobachtete. Der Hüne verließ den Schutz des Waldes und ritt über den Pfad auf das Dorf zu. Hinter einem Baum hielt er an, stieg ab und schlich sich am Dorfrand entlang an Sorcha heran. Dabei folgte er jeder ihrer Bewegungen, wie ein Löwe, der sich an seine Beute heranpirschte.
    Fox vergaß die Leichen und seine Höhenangst, sprang auf das tiefergelegene Podest und drückte hektisch auf den Abwärts-Knopf.

47
    Sorchas Mund war staubtrocken und ihre Handflächen waren ganz feucht, als sie durch das stille Dorf schlich. Das laute Pochen ihres Herzschlags ließ Farbblitze vor ihren Augen tanzen. Wieder spielte sie mit dem Gedanken, in den Wald zu laufen, doch sie wusste, dass eine Flucht zu Fuß völlig aussichtslos gewesen wäre. Sie sah hinüber zu den Pferden. Zara hatte gesagt, sie wäre eine gute Reiterin, doch sie hatte keinen Sattel und die Wächter würden sie stoppen, bevor sie überhaupt die Koppel verlassen hätte, geschweige denn die Brücke passiert. Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Turm zu richten, als ob das Medaillon ihrer Mutter nach ihr riefe. Sie wusste nicht, was ihr mehr Angst machte: dort etwas so Entsetzliches zu entdecken, dass mit einem Mal all ihre verlorenen Erinnerungen auf sie einstürzten, oder gar nichts zu finden. Sie lief schneller, wollte im Turm sein, bevor Zara und die anderen bemerkten, dass sie verschwunden war. Beinahe musste sie lächeln, als ihr klar wurde, dass dies wohl der letzte Ort war, an dem sie sie vermuten würden.
    Als sie den Turm erreichte, sah sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Dann bemerkte sie den ihr wohlbekannten Geruch. Sie fuhr herum, gerade als Kaidans riesige Gestalt um die Rundung des Turms bog.
    Bevor sie reagieren konnte, rammte er sie mit der linken Hand mit einer solchen Wucht gegen die Mauer, dass ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde. In der Rechten hielt er ein Gewehr.
    » Was machst du hier, Schwesterherz?«, zischte er. » Warum läufst du nicht weg, zurück zu deinem lieben Doktor?«
    » Ich will mein Medaillon zurück«, krächzte sie.
    Kaidan blickte hinauf zum Turm. » Du willst da rein?« Das Lächeln glitt von seinem Gesicht und er sah sie verächtlich an. Er klopfte mit der flachen Hand gegen die Mauer. » Warum glaubst du, du könntest ertragen, was du da drin sehen würdest, wenn du es vorher schon nicht konntest? Was hat sich geändert?«
    Während Sorcha wieder zu Atem kam, betrachtete sie das Gesicht des Mörders, vor dem sie in ihren Albträumen geflohen war und den sie in ihren Todesechos gesehen hatte. Delaney hatte gesagt, sie und Kaidan wären Halbgeschwister, doch

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