Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
über weitere Stufen durch eine Öffnung im Fußboden über ihm und stand plötzlich in einem großen runden Raum. Das Licht hier war noch sanfter als in den unteren Stockwerken, und es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich an das seltsame Leuchten gewöhnt hatten. Über sich sah er die gewölbte Unterseite des konischen Dachs. Eine riesige Ausgabe des Lotussymbols an der Tür bedeckte den größten Teil des blassen Steinbodens. Es bestand aus geschliffenen Amethysten, von denen einige, die die Blütenblätter bildeten, mit einem Lochmuster verziert waren, durch das er das darunterliegende Stockwerk sehen konnte. Das Licht von unten schien durch die Edelsteine herauf und tauchte den Raum in einen violetten Glanz. Ein Spinnennetz aus leuchtendem Amethyst ging von diesem Symbol aus und verband es mit den Außenwänden.
Zu seiner Linken sah Fox eine aus Amethyst gefertigte Plinthe in der Größe eines Bettes. Sie wirkte, als wäre sie aus dem Symbol herausgewachsen. Auf ihr lagen weiße Polster, und auf einem davon, wie Schokolade auf einem aufgeschlagenen Hotelbett, ein silbernes Seil und ein kurzer Strick. Rechts stand ein weißer konkav gewölbter Tisch, über dem ein großer Spiegel und eine Linse von der Decke herabhingen. Bei diesem Raum handelte es sich um eine Camera obscura, erkannte Fox jetzt. Tagsüber reflektierte eine Linse im Dach das Licht in den dunklen Raum und projizierte Livebilder aus dem Dorf auf den weißen Tisch, was es Delaney ermöglichte, auf seine Untertanen hinabzusehen: ein gottgleicher Betrachter seines Reichs.
Da hörte er jemanden fragen: » Wer bin ich?« Die Stimme klang so monoton und abwesend, dass es einen Moment dauerte, bis Fox erkannte, dass es Sorcha war. » Nur ein Dämon hätte das hier tun können. Und wenn mein Vater ein Dämon ist, was macht das aus mir?« Fox trat um die Plinthe herum und fand Sorcha auf dem Boden, den Kopf über ein schwarzes Buch gesenkt. Er trat näher. Sie hockte auf dem dünnen Streifen blassen Steinbodens zwischen dem Symbol und der Wand, die Füße angezogen, als wollte sie vermeiden, die Intarsie aus Amethyst zu berühren. Ihr Gewehr lag bei ihr auf dem Boden, neben einer alten in Leder gebundenen Bibel. Ob das wohl die Familienbibel war, die Regan Delaney seinem Bruder gestohlen hatte? Sorcha hielt ihr Medaillon fest umklammert. » Sorcha, Sie haben es gefunden!« Schweigen. » Alles in Ordnung?« Sie antwortete nicht. Er trat näher. » Was ist los, Sorcha? Reden Sie mit mir. Erinnern Sie sich an etwas?« Wieder gab sie keine Antwort. » Es tut mir leid, dass wir keine Beweise gefunden haben. Aber zumindest haben Sie Ihr Medaillon. Kommen Sie, wir müssen hier weg.«
» Ich kann nicht.« Sie hob den Kopf, und er sah das Grauen in ihren Augen. Sie war kreidebleich und wirkte genauso entsetzt wie an dem Tag, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
» Was ist los? Was ist?« Er sah sich im Zimmer um. » Ja, der Turm ist wirklich unheimlich, aber ich habe jedes Stockwerk durchsucht. Hier ist nichts.« Etwas in dem Blick, mit dem sie ihn ansah, ließ die Härchen in seinem Nacken sich aufstellen. » Oder doch?«
» Ja«, antwortete sie mit derselben schaurig monotonen Stimme, die er von ihrem ersten Tag in Tranquil Waters kannte. » Meine eigenen Erinnerungen habe ich noch nicht gefunden, aber dieser Turm hier ist voll von den Erinnerungen anderer Menschen.«
» Wer sind diese Menschen?«
Ohne den Amethysten zu berühren, legte sie das Buch auf den Boden und schob es zu Fox hinüber. Diese hier.«
Fox legte sein Gewehr ab, nahm das Buch und öffnete es. In jeder Zeile auf beinahe jeder Seite stand ein Name, gefolgt von Informationen, wie er sie auf den Tafeln in den unteren Stockwerken gesehen hatte: ein Datum, Altersangabe (Neugeborenes, Kind oder Erwachsener), Geschlecht (männlich oder weiblich) und einem farbigen Punkt. Fox blätterte durch die Seiten und sah, dass die ersten Einträge hauptsächlich rote, orange, gelbe und grüne Punkte enthielten: die unteren Chakren. Erst bei den späteren Einträgen fanden sich blaue und einige indigofarbene Punkte, darunter einer hinter dem Namen Aurora. Der Name von Sorchas Mutter. Plötzlich wurde ihm kalt. » Was sehen Sie in diesem Turm, Sorcha? Was können Sie spüren?«
Sie zeigte auf das schwarze Buch. » Alle von ihnen. Ihre Knochen liegen vielleicht in der Grube im Wald, aber ihre Todesechos sind hier. Dieser Turm ist voller Geister. Einschließlich dem meiner Mutter.«
Fox lief ein
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