Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood
Schauer über den Rücken. Vielleicht bildete er es sich nur ein oder es lag an seiner eigenen Berührungs-S yn ästhesie, aber als er ihr in die Augen sah, konnte er fühlen, was sie fühlte, und er spürte die geisterhaften Echos um sich herum. » Kommen Sie«, sagte er und reichte ihr seine Hand. » Lassen Sie uns hier verschwinden. Sofort.«
» Ich kann nicht«, sagte sie noch einmal. Sie deutete auf den Fußboden, auf das große Mosaik aus Amethyst vor dem Ausgang. » Ich kann nicht wieder darüber gehen. Ich kann die violetten Steine nicht berühren.«
» Wieso nicht?« Fox spürte eine Bewegung hinter sich und den süßlichen Geruch des Todes. Etwas Hartes, wie der Kolben eines Gewehrs, stieß ihm in den Rücken. Sein Herz setzte für einen Schlag aus, und er wollte nach seinem Gewehr greifen, das auf dem Boden lag.
» Sie kann die violetten Edelsteine auf dem Boden nicht berühren, weil dort die Toten wohnen«, sagte eine Stimme. » Lassen Sie die Waffe, wo sie ist, Dr. Fox, und ich werde Ihnen alles erklären.«
51
» Ich hatte gehofft, dass Sorcha vom Turm angezogen wird wie eine Motte vom Licht«, sagte Delaney, » aber Sie habe ich hier nicht erwartet, Dr. Fox.« Er gab Kaidan ein Zeichen, und der drückte Fox den Lauf seiner Pistole in den Rücken. » Ich würde Sie ja mit meinem Sohn bekannt machen, Dr. Fox, aber ich glaube, Sie beide hatten in Portland bereits das Vergnügen.«
In diesem Moment traten Delaneys Ehefrauen ins Zimmer und stellten sich in die Mitte der Blume aus Amethyst. Die hochschwangere Maria hatte sie wohl aufgehalten. Zara trat vor und nahm Fox’ Gewehr an sich. » Gib mir auch meins«, sagte Kaidan und zeigte auf die Waffe neben Sorcha. Er steckte die Pistole in seinen Gürtel und richtete stattdessen das Gewehr auf Fox.
Zara wollte nach Sorchas Medaillon greifen, doch Delaney hielt sie zurück. » Sie soll es behalten«, sagte er. » Das macht jetzt keinen Unterschied mehr.«
» Wie konntest du nur einen solchen Ort erschaffen?«, fragte Sorcha. Die Wut trieb ihr die Tränen in die Augen. » Wie kann mein eigener Vater so teuflisch sein? Ich weiß, was du meiner Mutter angetan hast.« Sie sah ihren Halbbruder an, und Delaney beobachtete verärgert, wie Kaidan ihrem Blick beschämt auswich. Er sah, dass auch Fox es bemerkt hatte. Sorcha deutete nach unten auf die Lotusblume aus Amethyst, die den größten Teil des Fußbodens bedeckte. » Wie kann das ein Teil deines Großen Werks sein? Was ist daran großartig?«
Delaney schüttelte ungeduldig den Kopf. Wieso konnte sie die Genialität dessen, was er vollbrachte, nicht erkennen? » Von allen Menschen müsstest gerade du die Kraft dieses Turms verstehen.« Er breitete die Arme aus, als wollte er ein unsichtbares Publikum umarmen. » Sie haben es verstanden. Alle haben verstanden, dass es ein besonderes Privileg ist. Sie haben darum gebettelt, am Großen Werk teilzuhaben. Und dir wird es ebenso ergehen.«
Fox half Sorcha auf die Beine und wandte sich dann an Delaney. Falls er Angst hatte, dann zeigte er es nicht. » Was ist das für ein Ort?«, fragte er.
Delaney hob die Familienbibel vom Boden auf und legte sie sorgsam zurück auf die Plinthe aus Amethyst. » Ich habe es Ihnen bereits erklärt. Dieser Turm dient mir als Observatorium.« Er tippte auf die konkave Oberfläche des weißen Tischs. » Ich nutze die Camera obscura, um auf meine Anhänger hinabzusehen, während sie ihrem täglichen Leben auf dieser Erde nachgehen. Die wichtigste Funktion dieses Ortes aber ist es, Astralkörper zu beobachten und mit ihnen zu experimentieren. Manche Menschen nennen es Seele oder Geist, Sie nennen es, reichlich fantasielos …« Er schwieg einen Moment, während er nach dem richtigen Ausdruck suchte.
» Todesechos?«
» Ja. Echos. Dieser Begriff ist falsch, aber wenn er Ihnen hilft zu verstehen, was …«
» Du hast dieselbe Synästhesie-Form wie ich?«, fiel Sorcha ihm ins Wort.
» Woher denkst du, sollten Kaidan und du es sonst haben? Deine ist allerdings höher entwickelt. Ich kann Todesechos wahrnehmen und sehen, aber du kannst sie wirklich spüren und mit ihnen mitfühlen, dich in sie hineinversetzen.«
» Seit wann wissen Sie, dass Sie Todesechos wahrnehmen können?«, fragte Fox.
» Seit ich denken kann. Als Kind bin ich regelmäßig durch die Straßen in unserer Wohngegend gelaufen und habe nach Plätzen gesucht, die von diesen Todesechos, wie Sie sie nennen, widerhallten: verlassene Gebäude, Krankenhäuser,
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