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Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood

Titel: Der Kult - Cordy, M: Kult - The Colour of Blood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cordy
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hin und presste die Handfläche auf den Boden – nicht zaghaft, sondern zielstrebig, wie ein Profi. Nun, da sie ihre Angst unter Kontrolle hatte, schien sie genau zu wissen, was sie zu tun hatte. Fox dachte plötzlich, dass sie die perfekte Ermittlerin war. Ausgebildete Forensiker mussten die Spuren untersuchen, um daraus schlussfolgern zu können, was geschehen war, doch sie konnte den Tathergang sprichwörtlich aus der Sicht des Opfers noch einmal durchleben – wieder und wieder. Unvermittelt richtete sie sich auf und runzelte die Stirn. Sie wirkte unruhig, schien ihre Gefühle aber unter Kontrolle zu haben und starrte immer wieder kopfschüttelnd auf das weiße Klebeband. » Warum macht man so was? Warum?«
    » Warum macht man was?«
    Sie sah erschrocken auf, als hätte sie ganz vergessen, dass Fox auch da war. » Ich muss den dritten Tatort sehen.«
    » Werden Sie mir dann erzählen, was los ist?«
    » Erst muss ich etwas überprüfen. Etwas sehr Seltsames.«
    Als sie am dritten Tatort ankamen, platzte Jordache beinahe vor Ungeduld. » Rede mit mir, Nathan. Kann sie sich an etwas erinnern oder nicht?«
    » Später«, versicherte Fox ihm. » Wenn wir alle Morde gesehen haben, erklär’ ich dir alles.« Er hoffte inständig, dass, was auch immer Jane Doe entdeckt hatte, das lange Warten wert war. Sie hatte das Hotelzimmer, in dem das letzte Opfer enthauptet worden war, noch nicht ganz betreten, da verlor ihr Gesicht jede Farbe und ihre neugefundene Selbstsicherheit verließ sie wieder. Das hier war der brutalste Mord gewesen, und als sie ihre Hand an die Wand legte, spürte Fox, wie viel Kraft es sie kostete, sich emotional von dem zu distanzieren, was sie sah, und nicht aus dem Zimmer zu rennen. » Das ist grässlich. Das ist grässlich«, sagte sie immer wieder. Sie starrte in den leeren, blutverschmierten Kleiderschrank, dann ging sie ins Badezimmer. » Wie kann man so etwas nur tun? Wer war sie?«
    » Sie?«, fragte Fox laut. » Bei keinem der Mordfälle waren Frauen beteiligt.«
    » Doch«, entgegnete sie leise, » sogar bei allen dreien.« Erschöpft ließ sie sich auf das Bett sinken. » Mag ja sein, dass mein Foto den Opfern auf die Stirn geheftet war, aber ich bin nicht die einzige Verbindung zwischen den drei Morden. Ich bin nicht einmal die wichtigste.«
    » Tatsächlich? Was dann?«
    » Alle Morde sind vorher schon einmal passiert.«
    » Vorher schon einmal passiert? Was meinen Sie damit?«, fragte Fox gespannt.
    Sie sah zu Boden und hielt sich die Hände vor die Augen wie ein Kind, das einen gruseligen Film anschaut. » Ich kann nicht länger in diesem Zimmer bleiben. Ich kann mich nicht konzentrieren.« Sie begann hin und her zu schaukeln. » Bitte, bringen Sie mich nicht zurück nach Tranquil Waters. Bringen Sie mich irgendwohin, wo es keine Erinnerungen gibt. Irgendwo, wo ich sicher bin.«
    Fox nahm ihre Hand und half ihr vom Bett. » Kommen Sie.«

23
    Jane Doe hielt sich ganz eng an Nathan Fox, als dieser sie vom letzten Tatort wegführte. Detective Jordache beobachtete mit finsterer Miene, wie er ihr ins Auto half. » Warum kannst du sie nicht hier befragen? Sag mir wenigstens, ob sie sich an etwas erinnert oder nicht.«
    Fox startete den Wagen und sagte leise: » So einfach ist das nicht, Karl. Sobald ich was Konkretes weiß, ruf ich dich an. Versprochen.«
    » Und wie sollen wir sie vor dem Kerl beschützen, der das alles angerichtet hat?«
    » Ich werde auf sie aufpassen.«
    » Na wunderbar.« Jordache fluchte leise und wies dann zwei seiner Leute an, dem Porsche zu folgen. Die Polizisten im Streifenwagen wussten jedoch nicht, dass man ihnen ebenfalls folgte. Fox schwieg, während er fuhr, und Jane Doe war dankbar für die Gelegenheit, ihre Gedanken zu ordnen und sich von dem Martyrium zu erholen. Während sie den Tathergang der Morde durchlebt hatte, war ihr klar geworden, wie nah sie selbst daran gewesen war, ein Opfer des Mörders zu werden, und welches Glück sie gehabt hatte, dass Fox eingegriffen hatte. Doch trotz all des Grauens an den Tatorten war sie überrascht, wie gut sie die Situation bewältigt hatte, und fühlte sich dadurch ermutigt. Noch vor wenigen Tagen wäre sie nicht in der Lage gewesen, es länger als ein paar Sekunden an einem dieser Orte auszuhalten – besonders die Szene mit der schrecklichen Enthauptung. Auch hatte sie es nicht einfach nur über sich ergehen lassen, sondern jedes Mal aktiv nach Hinweisen gesucht. Sie hatte nicht einfach nur ins finstere Herz ihrer

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