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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Getreidehändler zu spielen; aber zu wirklichen Käufen traf er, woran ihm übrigens auch nicht viel lag, keine günstige Zeit,da Baron von Geyfeln, wie ihm die Bauern sagten, eben deshalb verreist sei, um einen Handel für sein und ihr Getreide – wenn ihnen der Preis nämlich zusagt – abzuschließen. Erst wollten sie deshalb einmal hören, was für Gebote er bekommen habe, ehe sie sich auf einen Handel einließen – den Fall natürlich ausgenommen, daß ihnen hier ein sehr annehmbares Gebot gemacht würde, von Silberglanz war aber gar nicht geneigt, teuer einzukaufen, und unter diesen Umständen ließ er sich nur das noch vorhandene Getreide zeigen, wog es auf einer Wage, die er bei sich führte, und schrieb sich die verschiedenen Namen der Bauern auf, um vielleicht später doch einmal, wie er sagte, einen Handel mit ihnen abzuschließen.
    Vorher schon hatte er seinem Kutscher die nötigen Befehle gegeben, um Georginens Auftrag auszuführen. Das versprochene Gepäck kam auch gegen Abend an, und am nächsten Morgen, lange vor Tage, war der Wagen schon unterwegs nach seinem Bestimmungsorte, wobei der Kutscher freilich den Kopf schüttelte, daß er eine Kiste und ein paar Koffer spazieren fahren mußte.
    Der Wirt im Stern wußte indes nicht anders, als daß der fremde Herr – von dem der Kutscher nur sagen konnte, daß er ein Baron sei, und der sich als »Baron Solbern« in das Fremdenbuch geschrieben – hier in der Gegend die Rückkunft des Herrn von Geyfeln abwarten wollte.
    So verging der Tag – die Nacht, und Hugo von Silberglanz, während er das neue Sonnenlicht mit Jauchzen begrüßte, konnte die Zeit kaum erwarten, die ihm gestatten würde, wieder zu Georginen zu eilen und den Lohn für seine Aufopferung zu ernten. Punkt zehn fand er sich oben im Gute ein, und Georgine kam ihm, heute ein ganz anderes Wesen als gestern, lächelnd entgegen.
    »Nun?« fragte sie »haben Sie Ihre Getreidekäufe glücklich beendet?«
    »Holde Georgine,« sagte Hugo, »reden Sie mir jetzt nicht von Getreide und Geschäften. Ich versichere Ihnen, ich kann das Wort nicht hören. Sprechen Sie mir von sich, gestatten Sie mir, daß ich Sie ansehe, daß ich Sie an mein Herz...«
    »Halt, mein bester Baron!« sagte die Frau, ihn lächelnd abwehrend. »So weit sind wir noch nicht. Haben Sie alles besorgt, was ich Ihnen aufgetragen?«
    »Alles, bis aufs letzte.«
    »Ist der Wagen fort?«
    »Heute morgen, zwei Stunden vor Tage.«
    »Kennen Sie den Weg zur Zaubereiche?«
    »Wie meine Tasche – ich bin hin und her gegangen und fürchte beinahe, ich habe mich dabei erkältet – der Schnee war so tief.«
    »Ist Ihr eigenes Gepäck mit fortgegangen?«
    »Alles, bis auf ein Täschchen, das ich am kleinen Finger tragen kann.«
    »Vortrefflich! Sie sind ein Muster von Pünktlichkeit, Baron. Zur Belohnung sollen Sie auch heute eine Spazierfahrt mit mir machen. Haben Sie Lust dazu?«
    »Bis ans Ende der Welt.«
    »Um Gottes willen, nein!« lachte Georgine. »So weit will ich Ihre Güte nicht in Anspruch nehmen.«
    »Aber wann brechen wir auf? – Jetzt?«
    »Jetzt noch nicht. Ich muß einige Leute los werden, die mir hier im Wege sind. Um drei Uhr nachmittag wird der alte Mann, der gestern oder vorgestern verunglückt ist, unten im Dorfe beerdigt werden. Meine Wirtschafterin und der alte Verwalter werden mit zur Leiche gehen. Um drei Uhr fahre ich von hier fort. Seien Sie um diese Zeit, oder bald nachher, an der Zaubereiche.«
    »Aber warum ließen Sie mich meinen Wagen fortschicken?«
    »Ich nehme mein eigenes Pferd mit, das ich nicht zurücklassen möchte, und komme in einem Schlitten, auf dem wir beide Platz haben. Fürchten Sie sich, mit mir allein zu reisen?«
    »Georgine!«
    »Gut; jetzt ist alles Nötige besprochen, und nun verlassen Sie mich. Wir dürfen keinen Verdacht erwecken.«
    »Jetzt wollen Sie mich schon wieder fortschicken?«
    »Sie werden meiner Gesellschaft noch überdrüssig werden,« lächelte die Frau. »Ich bitte Sie, jetzt zu gehen.«
    »Ich gehorche Ihnen,« sagte von Silberglanz resigniert, »also um drei Uhr an der Zaubereiche. Ich werde die Minuten bis dahin zählen.«
    »Dann sind Sie vollständig beschäftigt. Ist noch etwas?«
    »Ja,« sagte von Silberglanz, entschlossen auf sie zugehend und ihre Hand ergreifend. »Sie haben mich zu Ihrem Beschützer erwählt, Georgine; ich bin bereit, alles daran zu setzen. Ihnen zu willfahren – seien Sie nicht grausam!« Er legte seinen Arm um sie und wollte sie an sich

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