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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Gäste neigten sich tief und ehrfurchtsvoll vor dem Herrscherpaar. Und jetzt auf einmal kam reges, natürliches Leben in die bis dahin noch so steife, förmliche Menschenmenge. Alles brach auf, und wie der Fürst mit der Fürstin den Saal verlassen hatte, zogen sich die Gäste ebenfalls den Türen zu. Der Amerikaner war von dem jungen Grafen durch einige dazwischentretende Herren vom Hofe getrennt worden, als sich Graf Geyerstein wieder angeredet sah.
    Es war diesmal durch eine ihm eben nicht angenehme Persönlichkeit, mit der er bis jetzt auch noch keinen Verkehr gehalten hatte: ein noch sehr junger, ungemein geschniegelter, nach Parfüm duftender Herr, mit kleinem, stark gewichstem, pechschwarzem Schnurrbart, gebogener Nase und sehr lebendigen, rasch umherschweifenden schwarzen Augen, zwei große ausländische Ordenskreuze auf der Brust, mit einem Worte, der Sohn eines erst vor kurzer Zeit baronisierten, sehr reichen Bankiers, dessen Vater mit dem Hofe in fortwährender Verbindung stand.
    »Herr Graf,« sagte der junge Mann, sich selbstgefällig dem Rittmeister vorstellend, »Sie müssen mich entschuldigen, wenn ich mir die Freiheit nehme, mich selber bei Ihnen einzuführen. Ich bin Baron Hugo von Silberglanz und habe schon lange nach dem Vergnügen und der Ehre getrachtet, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen.«
    »Herr Baron,« sagte der Graf, »es war mir sehr angenehm, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben,« und sich leicht und kalthöflich vor ihm neigend, schritt er an ihm vorüber den Saal entlang.
    Baron Hugo von Silberglanz blieb, etwas verdutzt über diesen Empfang, noch einige Sekunden an derselben Stelle stehen, als erden Blick des Staatsrats von Zädnitz mit innigem und boshaftem Vergnügen auf sich haften sah. Er fühlte, wie er rot wurde, und sich rasch und mit einem vollständig gleichgültigen Blick emporraffend, warf er den Kopf zurück und schritt einem der Seitengemächer zu. Graf Geyerstein indessen, der schon gar nicht mehr an den faden Menschen dachte, suchte noch der Komtesse Melanie zu nahen, denn bis jetzt war er nicht imstande gewesen, ein einziges Wort mit ihr zu wechseln – aber es gelang ihm nicht. Einmal glaubte er allerdings, daß ihr im Saale umherschweifendes Auge ihn wenigstens streife – doch konnte sie ihn nicht gesehen haben, denn schon im nächsten Moment wandte sie sich wieder ihrem jetzigen Begleiter, dem jungen Grafen Selikoff zu, an dessen linker Seite Fräulein von Zahbern dahinschritt und sehr angelegentlich auf ihn einsprach.
    »Sehen Sie nur, wie sich die Zahbern an den Selikoff drückt, und wie bezaubernd sie zu ihm hinüberlächelt,« flüsterte nicht weit von ihm der Kabinettssekretär einem neben ihm gehenden Kammerherrn des Fürsten zu.
    »Das hilft ihr doch nichts,« erwiderte dieser, »er scheint nur Auge und Ohr für die kleine Ralphen zu haben.«
    »Die arme Zahbern,« lächelte der Sekretär, »und sie gibt sich so viel Mühe!«
    »Und hat schon so viel bittere Erfahrungen gemacht!« sagte der Kammerherr.
    Die beiden Herren schlenderten langsam der Tür zu, ließen sich draußen von den Lakaien ihre Paletots überhängen und stiegen die Treppe hinunter, um ihren Wagen dort zu erwarten. Auch Graf Geyerstein folgte ihnen und sah eben noch, wie der junge Russe mit dem Kriegsminister von Ralphen und Melanie in deren Equipage stieg und in die Stadt hineinfuhr.
    »Aber, Herr Graf, Sie antworten mir ja gar nicht,« sagte in diesem Augenblick eine vorwurfsvolle Stimme an seiner Seite, und Fräulein von Zahbern schaute mit einem freundlich verweisenden Blick zu ihm auf.
    »Mein gnädiges Fräulein, ich bitte tausendmal um Entschuldigung – das Rasseln der Wagen – Sie befehlen?«
    »Gar nichts, lieber Graf; Ich meinte nur, daß der junge Graf Selikoff ein höchst liebenswürdiger Mensch ist – er war so artig; die alte Exzellenz weiß auch wohl, was sie tut.«
    »Wer? – Herr von Ralphen?«Fräulein von Zahbern nickte.
    »Der junge Graf ist steinreich, ein Wort, das man ganz vorzüglich von den Russen gebrauchen kann, denn sie wühlen in Diamanten, und bei Ralphens sollen die Vermögensverhältnisse – Sie wissen, man munkelt da verschiedenes.«
    »In Kaffeegesellschaften?«
    »Nur nicht boshaft, wenn ich bitten darf!«
    »Aber, mein gnädiges Fräulein...«
    »Ich weiß schon, was Sie sagen wollten – auf uns arme Frauen wird von diesen sogenannten Herren der Schöpfung am liebsten gleich alles gewälzt. Das habe ich übrigens aus ganz sicherer Quelle und

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