Der Kunstreiter
Kaufes werden Sie mich noch nicht los.«
»Ich habe mich selber erboten...«
»Ich weiß es schon und bin Ihnen sehr dankbar dafür – in allem mir gefällig zu sein – nur in dem nicht, was mich hierher geführt!«»Und das ist?«
»Zu erfahren, in welcher Beziehung Sie zu meinem Gatten stehen – den Beweggrund kennenzulernen, der Sie leiten konnte, sich für den Kunstreiter zu interessieren und auf ihn einzuwirken.«
Wolf war aufgestanden und trat zum Fenster; er kämpfte augenscheinlich mit einem Entschluß, und Georgine fühlte es, denn sie unterbrach ihn nicht. »Madame,« sagte er endlich, zu Georginen zurückkehrend, »ich sehe eigentlich keinen Grund, Ihnen, da Sie auf diese Weise in mich dringen, länger zu verheimlichen, daß ich mich allerdings in der Ähnlichkeit mit Ihrem Gatten nicht getäuscht. Ich habe in ihm einen meiner früheren Jugendgespielen erkannt, aber das Geheimnis ist nicht mein eigenes, es gehört seiner Familie, und der gegenüber stehe ich nur als Mittelsmann zwischen ihr und Herrn Bertrand.«
»Also doch ein Geheimnis,« lachte Georgine bitter vor sich hin, »ein Geheimnis, Frau und Kind um ihre Existenz zu betrügen.«
»Nennen Sie das um Ihre Existenz betrügen, Madame, wenn man Ihnen die Aussicht gibt, sich eine unabhängige und ehrenvolle Stellung im bürgerlichen Leben zu sichern?« sagte der Graf.
»Und ist unsere Stellung nicht unabhängig – nicht ehrenvoll?« rief Georgine gereizt.
»Lassen Sie uns abbrechen,« bat Wolf von Geyerstein, dem das Gespräch schon lange peinlich war. »Das ist eine Sache, die Sie mit Ihrem Gatten weit besser beraten können als mit mir, die Sie nur allein mit ihm beraten müssen. Wenn ich Ihnen die Versicherung gäbe, daß ich selber den wärmsten Anteil an Ihrem Schicksal nehme, glaubten Sie mir vielleicht das nicht einmal.«
»Nein,« sagte Georgine finster, »nicht eher, als bis Sie mir den wahren Grund dafür sagen würden. Glauben Sie mir, Herr Graf, daß wir da nur zu bittere Erfahrungen mit solcher Teilnahme machen. Aber ich fühle, daß Ihnen unsere Unterredung nicht länger angenehm ist.«
»Madame Bertrand.«
»Bitte – keine Komplimente zwischen uns. Ich bin wahr und offen gegen Sie gewesen – ohne dasselbe bei Ihnen erzielt zu haben. Ich will nicht zudringlich sein. – Entschuldigen Sie, daß ich Sie gestört habe.«
Sie war aufgestanden und wandte sich zur Tür, als sich diese indem nämlichen Augenblick öffnete und eln fremder Bedienter in grauer Livree den Kopf hereinsteckte.
»Was wollen Sie, und wer hat Ihnen erlaubt, hier einzutreten?« rief ihm der Graf finster entgegen.
»Bitte tausendmal um Entschuldigung, Herr Rittmeister,« sagte der Bursche, den Blick dabei auf den Fremden geheftet, »ich habe zweimal geklopft und konnte Ihren Karl nirgends draußen finden.«
»Warten Sie dann draußen, bis er kommt oder bis ich Zeit habe,« lautete die eben nicht freundliche Antwort, und der Bursche verschwand mit einer tiefen Verbeugung, wie er gekommen.
Der Rittmeister hielt den Blick auf die Tür geheftet, aber er hörte keinen Schritt. Der Bediente stand jedenfalls noch vor der Tür und horchte. Madame Bertrand hatte aber indessen wieder mit großer Geschicklichkeit, den benachbarten Spiegel benutzend, den kleinen Schnurrbart befestigt. Dann sich gegen den jungen Mann tief verneigend, aber doch wieder mit dem vorigen Spott um die Lippen, sagte sie laut, indes mit weit tieferer als ihrer natürlichen Stimme: »Herr Graf von Geyerstein, ich habe die Ehre, mich Ihnen gehorsamst zu empfehlen.«
»Bleiben Sie noch,« bat der Graf sie leise, »lassen Sie mich erst den Horcher entfernen.« Dabei öffnete er rasch die Tür – der fremde Bediente stand aber nicht, wie er erwartet hatte, davor, sondern war verschwunden, und nur die draußen angelehnte und nicht wieder ins Schloß gedrückte Vorsaaltür zeigte, daß er sich entfernt hatte.
»Die Bahn ist frei,« sagte Georgine mit ihrer natürlichen Stimm«. Sich leicht gegen den Grafen verneigend verließ sie rasch und jede weitere Begleitung zurückweisend, das Zimmer und gleich darauf das Haus, warf sich in eine Droschke und fuhr ihrer eigenen Wohnung zu. Graf von Geyerstein aber schritt mit untergeschlagenen Armen und gesenktem Haupte rasch in seinem Zimmer auf und ab, ungeduldig dann und wann nach der Tür horchend, bis draußen die Vorsaaltür aufs neue geöffnet wurde und Karl gleich darauf im Zimmer seines Herrn erschien.
»Herr Rittmeister,« berichtete er hier
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