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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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saßen gar zu fest und herrlich im Sattel, und die Tiere schienen zu wissen, was für tüchtige Reiter sie trugen, denn sie wieherten fröhlich der frischen Morgenluft entgegen und flogen mit den kräftigen Gliedern nur so hin über den weichen Rasen. Die Reiter hatten in der Tat ihren Pferden im Anfang die Zügel gelassen, daß sie nach Gefallen eine Strecke ausholen konnten. Aber vom Gute weiter entfernt, und als sie jetzt vom See ab, dem etwa eine Viertelstunde entfernten Holze zu bogen, zügelte Graf Geyerstein zuerst sein Tier ein, ritt dann dicht bis an die Holzung, deren mächtige Eichen ihre Riesenarme über sie ausspannten, und wandte hier den Kopf seines Pferdes der Richtung zu, von der sie hergekommen waren. Einen besseren Fleck zu einem Überblick der ganzen Nachbarschafthätte er auch nicht wählen können, und ein reizendes landschaftliches Bild lag vor ihnen ausgebreitet. Rechts hob sich, von einer Masse Fruchtbäume dicht umdrängt und von einer Reihe hoher italienischer Pappeln überragt, das Gut empor, dessen rote Dächer gar freundlich aus dem dunkeln Grün der Bäume hervorschauten. Gerade voraus spannte sich die in der Morgensonne blitzende und funkelnde Fläche des Sees, und zur Linken, längs dem schilfigen Ufer desselben hingebaut, lag das kleine freundliche Dörfchen Schildheim, von gelben Stoppelfeldern und braunen Sturzäckern dicht und reich umgeben. Berge konnte das Land freilich nicht aufweisen, einzelne wellenförmige Erhöhungen und Hügelketten ausgenommen, aber heute hatten die Wolken einen Hintergrund geliefert, und in Südosten hoben sich, wie kühne Alpenjoche, hohe milchweiße Massen jach empor, die ganze Landschaft wie in einen Rahmen schließend.
    »Siehst du, Georg,« sagte der Rittmeister, seine Hand hinüber auf des Bruders Arm legend, »es ist ein schönes, freundliches Land, in das ich dich geführt, und geht deine Erinnerung weit genug zurück, so mußt du sogar in dieser noch einen Anhalt finden. Als Kinder haben wir die alte Großtante einmal hier besucht, bald nachher, als der Onkel gestorben war, und sind auf dem See dort gefahren, wie durch den Wald hier mit demselben alten Forstwart gezogen, der selbst jetzt noch am Leben ist und den wir wahrscheinlich heute morgen sehen werden.«
    »Und wie soll ich dir je danken, Wolf, daß du mich eben hierher geführt?« rief Georg, während eine Träne in seinem männlichen Auge zitterte, »wie soll ich je ...«
    »Laß das, Georg,« unterbrach ihn freundlich der Bruder, »glaube mir, dieser Augenblick wiegt – alles andere auf, was mich je betroffen haben könnte, so glücklich, so selig macht er mich selber. Ich weiß dich aus einem Leben gerettet, das deiner unwürdig war, in dem du hättest untergehen müssen; ich sehe für unsere Mutter einen unverhofften und deshalb so viel reicheren Segen an Glück herniedertauen, ich weiß dich froh und für deine Zukunft gesichert, und wenn das wenige, was ich getan, wirklich einen Lohn verdient, so finde ich ihn tausendfach in diesem Gefühl.«
    »Mein guter, braver Wolf!« sagte Georg, des Bruders Hand fassend und herzlich drückend.
    »Komm jetzt,« rief Wolf fröhlich, »laß uns absteigen und zu Fuß in den Wald gehen. Dort drüben sehe ich einen der Holzmacher,dem wir unsere Tiere übergeben können. Ich selber gehe dann mit dir den Fußpfad durch das Holz.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, sprengte er auch, von dem Bruder gefolgt, am Holzrande hin, auf einen einzelnen, dort mit Anzeichnen von Bäumen beschäftigten Arbeiter zu. Diesem wurden die Pferde mit dem Befehl übergeben, sie zum Försterhause zu führen, und die beiden Brüder verschwanden gleich darauf in dem Schatten des wunderschönen Waldes.
    Kaum aber im Dickicht drin, als Wolf auch den Arm des Bruders in den seinen zog und mit herzlicher Stimme sagte: »O, Georg, wie habe ich mich nach diesem Augenblicke gesehnt, wieder so einmal mit dir Arm in Arm durch den Wald zu ziehen, wieder einmal der alten Zeiten gedenken zu können und Mensch – Kind zu sein! Ach, es war doch eine schöne, liebe Zeit, da wir noch als Knaben hier zusammen spielten, den alten Forstwart neckten und in die Bäume hinaufkletterten, um dem Sperber ins Nest zu schauen!«
    »Und sehnst auch du dich nach der alten Zeit zurück, Wolf?« fragte der Bruder. »Du könntest doch jetzt glücklich sein; aber mir selber ist es schon so vorgekommen, als ob ein geheimer Schmerz an deiner Seele nage. Darf ich ihn wissen? – kann ich vielleicht mit meinem

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