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Der Kunstreiter

Titel: Der Kunstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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ist, als ob mich ein Mann mit einem krausen Bart und einem grünen Rocke dort über den Plan trüge und mich auf seinen Rücken unter jener Linde reiten ließe.«
    »Das war der Forstwart!« rief Wolf, »derselbe Bursche, der dort, mit eisgrauem Haare jetzt, unter dem nämlichen Baume sitzt und den Schwanenhals scheuert, im Winter Füchse oder anderes Raubzeug damit zu fangen. Der Alte wird dich aber nicht mehr wiedererkennen, und das ist auch ganz gut so, denn unter deinem rechten Namen darfst und willst du ja noch nicht erscheinen. Betrachte ihn für jetzt deshalb nur als eine Reliquie aus der Jugendzeit, denn nur als solche ist er noch auf den Posten, dem er, seines Alters und seiner wunderlichen Grillen wegen, kaum mehr vorstehen kann. Auch der alte Verwalter stammt noch aus unserer Zeit – alle anderen sind neu, der Förster sogar erst seit drei Jahren auf dem Gute, so viel ich aber von dem Pächter gehört habe, ein treuer und zuverlässiger Mann. Dich, Georg, verweise ich nun hauptsächlich an den alten Verwalter. Der Mann hat vielleicht manche kleine Eigenheiten und hängt ein wenig an seinem – altpreußischen System – ein Hauptgrund, weshalb er mit dem letzten Pächter nicht sympathisieren konnte – sonst aber ist er treu wie Gold und aufrichtig und ehrlich, ohne sich je vorzudrängen. Den halte dir warm; er ist dabei ein durchaus praktischer Ökonom, der den Boden und seine Behandlungsart hier aus dem Grunde kennt, und du kannst dich also in jeder Hinsicht auf ihn verlassen. Aber wir sind gemeldet, die Hunde schlagen an, ich werde dich dem Förster als den neuen Pächter, Herrn von Geyfeln, vorstellen.« Und seinen Arm aus dem des Bruders nehmend, schritt er mit ihm dem Försterhause zu.
    Förster Alwart war eben vom Revier hereingekommen, und als die Hunde laut wurden, trat er, seine Büchse noch in der Hand, in dieTür, um zu sehen, was es gäbe. Als er die Herren erkannte, kam er ihnen, die Mütze abziehend, entgegen, und auch der alte Forstwart hatte seine Arbeit ruhen lassen, ohne jedoch von seinem Sitze aufzustehen. Erst als sich die Männer der Stelle, wo er sich befand, näherten, erhob er sich langsam, um seinen jungen Herrn zu begrüßen.
    »Nun lieber Förster,« sagte indessen der Graf zu dem Weidmann, »hier bringe ich Ihnen den neuen Pächter, Baron von Geyfeln, der das Gut übernehmen wird, und ich hoffe, daß Sie gut mitsammen auskommen werben. Der Baron versteht übrigens noch nicht viel von der Forstwirtschaft, wie er mir selbst gesagt hat, und bittet Sie durch mich, ihm da mit Rat und Tat an die Hand zu gehen, um das Nötigste kennenzulernen. Ich glaube, daß ich mich dabei auf Sie verlassen kann.«
    »Herr Graf,« sagte der Jäger, »es wird mir eine Ehre sein, dem Herrn Baron in allem Auskunft zu geben, was ich selber weiß, und daß ich mein Bestes tun werde...«
    »Davon bin ich überzeugt – ah, unser alter Forstwart! – Nun, Barthold, wie geht's? Noch immer munter und rüstig, seit wir uns nicht gesehen?«
    »Zu Befehl, Herr Graf,« erwiderte der Forstwart, der aufgestanden war und seine Mütze abgenommen hatte, jetzt aber, während er mit dem Grafen sprach, den Blick fest auf seinen Begleiter haften ließ und nur manchmal von ihm hinüber zu dem Grafen sah, »es geht noch immer, so wie's eben geht. Besser natürlich nicht, mit den Jahren, und man muß nur Gott danken, wenn's eben nicht schlechter wird. Nur der Wald bleibt jung – ich kenn' ihn seit meiner Jugendzeit, und er ist seitdem wohl fester und stämmiger geworden, aber älter – beileibe nicht.«
    »Ja, ja, mein alter guter Barthold,« sagte der Graf, »jünger werden wir alle nicht – wie alt seid Ihr?«
    »Fünfundsiebzig, im letzten Wonnemond.«
    »Ein schönes Alter.«
    »Halten zu Gnaden, Herr Graf, ein hohes Alter ist's wohl, aber kein schönes. Fünfundzwanzig, denk' ich, war doch mein schönstes, vielleicht ist's noch länger her, aber ich habe die Zeit nun auch bald vergessen.«
    »Und wie steht's mit den Wilderern und Holzfrevlern, Barthold?«
    »I nun, Herr Graf,« lächelte der Alte schlau vor sich hin, »so viel ich weiß, befinden die sich wohl.«
    »So?« lachte der Rittmeister, »also es geht ihnen gut hier?«
    »Das wollte ich doch nicht damit sagen,« meinte der Alte, und aus seinen kleinen grauen Äugen blitzte ein eigenes Feuer. »Wir hier haben auch lange nichts von ihnen gesehen, aber auf den Nachbargütern kehren sie manchmal ein, und ist mir nie zu Ohren gekommen, daß dort einem ein

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