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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Leben soll meine Nachlässigkeit denn noch kosten?«
    Swinburne hüpfte auf und ab und rief mit schriller Stimme: »Zum Teufel nochmal, Richard, du hast weder den Kutscher abgeschlachtet noch das Kind erstochen! Das waren andere – und du musst sie aufhalten, bevor sie noch mehr Abscheulichkeiten anrichten können!«
    »In Ordnung, in Ordnung! Komm, wir sehen uns die Zimmer der verschwundenen Jungen an, vielleicht finden wir etwas, das uns verrät, warum sie nicht wie Tupper und die anderen zurückgebracht wurden.«
    Die zweite Adresse, die Burton vom Käfer erhalten hatte, lag weniger als eine halbe Meile entfernt in der Tainted Row, die trotz ihres verderblichen Namens eine recht respektable Straße voller hübscher mehrstöckiger Wohnhäuser war, die man mittlerweile zum Großteil in einzelne Wohnungen und Zimmer aufgeteilt hatte.
    Ihr Ziel war ein dreistöckiges Gebäude an der Straßenecke. DerBesitzer, Ebenezer Smike, vermietete die verschiedenen Zimmer an die Kaminkehrervereinigung. Smike war eine verhärmt aussehende Person mit farblosem Teint und schiefen Augen, eingefallenen Wangen und einem hervorstehenden, asymmetrischen Kiefer. Alles zusammen verlieh seinem Gesicht ein seltsam verschobenes Aussehen. Die Tatsache, dass er seine Besucher aus den Augenwinkeln betrachtete, den Kopf leicht abgewandt, verstärkte diesen Eindruck noch. Er trug einen langen, fadenscheinigen Hausmantel in galligem Grün, darunter ein verblichenes gelbes Hemd, eine schwarz-weiß karierte Hose und ausgetretene Pantoffeln im Schottenmuster.
    »Die Vereinigung zahlt noch immer die Miete für die Zimmer«, erklärte er, als er sie nach oben führte, »obwohl sie leer stehen. Hab sie nicht angerührt. Da wären wir.«
    Er öffnete eine Tür und gab den Blick auf einen kleinen Raum frei, in dem ein Bett, ein Tisch mit Stuhl, ein Kleiderschrank und eine Waschschüssel standen.
    Burton trat ein und sah sich im Raum um, begutachtete die Kleider im Schrank – ein Hemd, eine Weste, eine Hose und ein Paar weiche Schuhe – und den Kamm, einen einzelnen Zinnsoldaten und einen Beutel voller Murmeln, die auf dem Tisch lagen. Ein rußgeschwärzter Waschlappen hing über dem Rand der Waschschüssel. Ein zerlesener Groschenroman – Gefahr für Robin Hood  – lag auf dem Bett.
    »Das hier war Benny Whympers Zimmer«, sagte Smike.
    Zwei kleine Jungen waren aufgetaucht und beobachteten hinter dem Rücken des Vermieters, was geschah. Swinburne lächelte sie an und fragte: »Seid ihr Jungs auch Kaminkehrer?«
    »Ja, Mister«, sagte einer.
    Das nächste Zimmer, Jacob Spratts, sah fast genauso aus wie das erste. Ein Paar Hausschuhe lugten unter dem Bett hervor, hinter dem Waschbecken lehnte ein Spiegel an der Wand, ein zerfleddertes Notizbuch voller Kinderzeichnungen, meistens Lokomotiven, lag auf dem Tisch.
    Swinburne betrachtete sich im Spiegel und stöhnte.
    »Einst habe ich den Präraphaeliten Modell gestanden«, murmelte er, »aber heute würden sie mich wohl nicht malen wollen. Ich sehe schrecklich aus!«
    Das letzte Zimmer, das Rajish Thakarta gehört hatte, enthielt eine Armee aus Spielzeugsoldaten, die der Junge geschickt aus Holzstücken geschnitzt hatte. Sein Taschenmesser lag auf dem Tisch, neben einem ramponierten Buch, geprägt mit einem Schriftzug in Sanskrit. Burton erkannte es als die Bhagavad Gita .
    Im Schrank lag ein wenig mehr Bekleidung als in den anderen Räumen, einschließlich eines kleinen Sherwanis, des langen, mantelähnlichen Kleidungsstücks, das man in Südasien trug. Der Junge hielt offenbar an seinen Wurzeln fest, auch wenn er ein Waise und weit von seiner Heimat entfernt war.
    Als sie wieder zurück in den Flur traten, blieb Burton stehen und sah nachdenklich drein. Er warf einen Blick zu Swinburne, dann zu den beiden kleinen Kaminkehrern, die sich schüchtern hinter Ebenezer Smike versteckten, dann ging er noch einmal in alle drei Zimmer und untersuchte die hinterlassenen Schuhe der Entführten.
    Er kam wieder heraus, hockte sich plötzlich hin und lächelte die beiden Jungen an. Swinburne grinste, erstaunt, wie die gewöhnlich grausame Miene seines Freundes dahinzuschmelzen schien.
    »Ich habe zwei Schillinge, Jungs«, sagte Burton. »Würdet ihr sie euch gerne verdienen, jeder eine Münze?«
    »Klar!«, riefen sie begeistert, drängten sich an ihrem Vermieter vorbei und stellten sich vor Burton auf.
    »Was müssen wir tun, Mister?«, fragte einer.
    »Wie heißt du, mein Sohn?«
    »Charlie, Sir, und das hier

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