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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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vorstellen, Mr Algernon Swinburne, der angesehene Dichter«, sagte Burton mit Stolz in der Stimme.
    »Und Anhänger de Sades«, entfuhr es Trounce.
    Mrs Angell, die im hinteren Teil des Zimmers stand und Tee einschenkte, räusperte sich.
    »Oh, nun ja … ich … äh …«, murmelte der Detective.
    Swinburne gluckste und sagte: »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Detective Inspector, und ich versichere Ihnen, dass mir diese Wunden hier trotz meiner Schwäche für die Laster des eben genannten Gentlemans – sofern man ihn denn einen Gentleman nennen kann, wovon ich mit ziemlicher Sicherheit nicht ausgehen würde – weder durch die eigene Hand noch auf meinen Wunsch hin zugefügt wurden.«
    »Ähm … ja, also, da bin ich erleichtert«, erwiderte Trounce unsicher.
    »Ich denke …«, setzte Mrs Angell mit einem Blick auf Schwester Raghavendra an, doch Burton hob eine Hand, um sie zu unterbrechen und warf ein: »Es sind Damen anwesend, Gentlemen, bitte vergessen wir das nicht. Nun denn, Algy, vielleicht kannst du uns berichten, was dir widerfahren ist?«
    Der schmächtige Dichter lehnte sich in die Kissen zurück – vor dem reinen Weiß schien sein Haar zu leuchten – und schloss die Augen. Er begann seine Erzählung mit der Beschreibung seiner Lehrzeit bei Vincent Sneed, dann ging er zu den Ereignissen auf dem Friedhof und seiner darauffolgenden Begegnung mit Charles Darwin über.
    Während er sprach, zogen seine Wortwahl und Sprechmelodie sie alle in Bann, und zum ersten Mal erkannte Burton, dass sein Freund wahrhaftig ein bemerkenswertes Talent besaß und über das Potenzial verfügte, ein großer Literat zu werden – würde er es nur schaffen, lange genug nüchtern zu bleiben.
    Als Swinburne fertig war, trat langes Schweigen ein. Es war Trounce, der es schließlich brach.
    »Puh!«, keuchte er. »Die müssen verrückt sein!«
    »Dreifach verrückt«, merkte Burton an. »Erstens mischen sie sich in den Lauf der Natur ein; zweitens werden die Ergebnisse ihrer Experimente ein hoffnungsloses Wirrwarr einander bedingender Konsequenzen verkörpern, was sicher nicht zum gewünschten Ziel führt; und drittens, selbst wenn sie in der Lage wären, die Früchte ihrer Anstrengungen voneinander zu trennen, kämen sie erst nach mehreren Generationen überhaupt zu messbaren Ergebnissen – wenn die Leiter des Experiments längst tot sind. Es ergibt keinen Sinn.«
    »Das habe ich Darwin auch gesagt«, warf Swinburne ein. »Er wirkte trotzdem recht selbstbewusst. Zeit sei der Schlüssel, hat er gesagt, und wollte gerade weitersprechen, als plötzlich Oliphant auftauchte und ihn davon abhielt.«
    »Zeit«, sagte Burton nachdenklich. »Interessant. Kürzlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass auch im Falle Spring Heeled Jacks die Zeit offenbar ein Schlüsselfaktor – wenn nicht der Schlüsselfaktor – ist.«
    »Sie haben mir erzählt, Oliphant hätte beinahe wortwörtlich etwas wiederholt, das Jack Ihnen zuvor gesagt hatte«, warf Trounce an Burton gewandt ein.
    »Ja. Es ist ein Rätsel. Wirklich, ein Rätsel.«
    »Ich kann einen Haftbefehl gegen Darwin ausstellen, wegen Entführung, illegaler medizinischer Experimente und des Verdachts auf Mord«, sagte Trounce. »Was die Überreste der Kirche zweifellos erfreuen wird. Schwester Nightingale muss ebenfalls festgenommen und befragt werden, schließlich steht sie eindeutig mit den Vorgängen in Verbindung. Laurence Oliphant kann des Mordes an Billy Tupper angeklagt werden. Zweifelsohne wird man ihn hängen. Aber was Isambard Kingdom Brunel angeht … ich kann keinen Mann verhaften, sofern er denn einer ist, weil er Maschinen erfindet und noch am Leben ist, während die Menschheit ihn für tot hält.«
    »Moment mal«, erklang Swinburnes hohe Stimme. »Wo ist der Mantel? Ich habe Oliphants Mantel mitgenommen. Wo ist er?«
    »Hier«, sagte Burton, erhob sich und ging zum Schrank. Er zog das Kleidungsstück hervor, das immer noch feucht vom Regen war.
    »Ich dachte, er hätte vielleicht ein Notizbuch in der Tasche oder so.«
    »Schlaue Überlegung!«, rief Trounce.
    »Auguste Dupin«, entgegnete Swinburne lächelnd, auch wenn die Anspielung am Mann vom Yard vorüberging.
    Burton durchsuchte das Kleidungsstück. Er fand eine silberne Taschenuhr, ein Seidentaschentuch, ein Päckchen Zigaretten, die leicht nach Opium rochen, ein Sammelsurium seltsamer Gegenstände, die Trounce als Dietriche entlarvte, einen Schlüsselanhänger mit vier Schlüsseln, einen Bleistift und,

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