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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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ein modernes Taxi sah und hörte. Wenn er die Menschen viktorianischer Zeit betrachtete, erblickte er Bürger seiner eigenen Gegenwart, und statt der Silhouette des Londons aus dem Jahre 1840 sah er die Wolkenkratzer der 2200er. Da der Geruchssinn äußerst stark mit der Erinnerung verbunden ist, stellte er sicher, dass der Helm diesen vollständig abschaltete.
    Er wusste, nur einen Moment nach seiner Ankunft in der Vergangenheit würde er den Anzug ablegen müssen und sich dem viktorianischen London ohne diese Filter stellen. Doch es würde sich nur um einen kurzen Augenblick handeln, und wenn er seine Mission erst erfüllt hätte, könnte er sofort wieder in den Anzug schlüpfen und die Illusion hochfahren. Er hoffte so, dem Kulturschock entgehen zu können.
    An seinem vierzigsten Geburtstag schloss Edward John Oxford seine Vorbereitungen ab. Er zog ein viktorianisches Kostüm an,darüber kam der Anzug. Es war ein weißes einteiliges Kleidungsstück aus Fischschuppen-Batterien mit einem gummierten Umhang, den er um seinen Körper wickeln konnte, um den Anzug zu schützen, wenn dieser sich gerade nicht auflud.
    Er befestigte die runde flache Kontrolleinheit auf seiner Brust und setzte den schweren, schwarz glänzenden Helm auf. Genau austarierte Magnetfelder durchdrangen seinen Schädel. Zwischen seinem Gehirn und dem mächtigen Prozessor des Helmes begannen Informationen hin- und herzufließen. Auf den Stelzen und mit einem Zylinder in der Hand verließ er sein Labor und stakste in den langgezogenen Garten dahinter.
    Seine Frau kam aus der Küche – das Wohnhaus lag am anderen Ende des Gartens – und lief zu ihm hinüber, während sie sich mit einem Küchenhandtuch die Hände abtrocknete.
    »Jetzt willst du weg?«, fragte sie. »Das Abendessen ist gleich fertig!«
    »Ja«, erwiderte er. »Aber keine Sorge. Auch wenn ich Jahre lang fortbleibe, bin ich in fünf Minuten wieder hier!«
    »Hoffentlich kommst du nicht als alter Mann zurück«, brummte sie und strich sich mit der Hand über ihren runden Bauch. »Der hier braucht einen jungen tatkräftigen Vater!«
    Er lachte. »Sei nicht albern! Es wird nicht lange dauern.«
    Er beugte sich vor und küsste sie auf die Nasenspitze.
    Es war neun Uhr am Abend des 15. Februar 2202.
    Er wies den Anzug an, ihn zur oberen Ecke des Green Parks, London zu bringen, Zeitpunkt: 10. Juni 1840, 16:30 Uhr.
    Er sah in den Himmel.
    ›Tue ich das wirklich?‹, fragte er sich.
    Wie zur Antwort machte er drei große Schritte, beugte die Knie und sprang in die Luft. Seine Frau sah, wie sich eine Blase um ihn formte und er verschwand.
    Edward Oxford sprang wortwörtlich durch die Zeit.
    Ein kurzer Moment der Orientierungslosigkeit.
    Ein schneller Sturz.
    Er landete hart auf einer Wiese und rollte sich ab.
    Als er sich umsah, erblickte er einen hügeligen Park umgeben von großen Glasgebäuden mit leuchtenden Werbebannern an den Wänden. In der Nähe erhob sich die historische Silhouette des Monarchie-Museums, einstmals bekannt als Buckingham Palace, wo man die Relikte der verstorbenen britischen Königsfamilie ausstellte.
    Ein Überschallknall ertönte, als ein Shuttle in die Umlaufbahn eintrat. Über ihm sausten die Menschen in ihren Privatfliegern vorüber.
    Oxford rannte in die bewaldete Ecke des Parks, duckte sich zwischen die Bäume und kämpfte sich durch das Gebüsch, bis er sich vor neugierigen Blicken sicher fühlte. Dann zog er den Zeitanzug aus und legte ihn über einen niedrigen Ast.
    Er griff nach oben an seinen Helm, schaltete ihn ab und nahm ihn vom Kopf.
    Ein ekelhafter Geruch drang in seine Nase, eine Mischung aus ungeklärtem Abwasser, fauligem Fisch und fossilen Brennstoffen.
    Er musste husten. Die Luft war schwer und diesig. Sie reizte seine Augen und kratzte ihm in der Kehle. Er fiel auf die Knie und griff sich an den Hals, rang nach Luft. Dann erinnerte er sich daran, sich hierauf vorbereitet zu haben, griff in die Tasche seiner Jacke und zog ein kleines Instrument hervor, das er sich an die Seite seines Halses hielt. Er drückte auf einen Schalter, das Gerät zischte, und er fühlte einen kurzen Stich. Eine Sekunde später konnte er wieder atmen.
    Oxford steckte das Instrument weg und ruhte sich einen Moment lang aus. Die Unfähigkeit zu Atmen war eher eine perzeptive als eine physische Störung gewesen. Sein Helm hatte ihn vor der Vorstellung geschützt, die Luft könnte zum Atmen nicht geeignet sein, jetzt übernahm das Beruhigungsmittel diese

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