Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
Schnitzereien, Hukas und Gebetsteppiche, den Krimskrams und Tand, die Tür gegenüber der Fenster, die in das kleine Umkleidezimmer führte, in dem er seine verschiedenen Verkleidungen aufbewahrte; und schließlich fiel sein Blick auf die dunklen Fenster und sein Spiegelbild in der Scheibe.
    Wieder tauchte die Frage in seinem Kopf auf und er sprach sie laut aus: »Was zum Teufel soll ich tun?«
    Die Tür ging auf, Mrs Angell trat ein, die Miene ernst, die Stimme kalt, und sagte: »Master Oscar lässt Ihnen ausrichten, dass Mr Speke sich im Penfold Private Sanatorium aufhält.«
    Burton nickte knapp.
    Die betagte Dame wollte wieder gehen.
    »Mrs Angell«, rief er.
    Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Meine Ausdrucksweise war vollkommen ungerechtfertigt«, brummte er befangen. »Meine Wut ebenso. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an.«
    Sie sah ihn einen Moment lang an.
    »Nun gut. Aber in diesem Haus ist kein Platz für Ihre Dämonen, haben Sie das verstanden? Entweder Sie setzen sie vor die Tür, oder Sie bleiben selbst draußen – dauerhaft!«
    »Einverstanden. Haben Sie Quips noch ein Stück Pastete gegeben?«
    Die alte Dame lächelte nachsichtig.
    »Ja, und einen Apfel und ein Karamellbonbon.«
    »Vielen Dank. Dann werde ich jetzt meine Dämonen vor die Tür setzen, ganz wie Sie empfohlen haben.«
    »Aber passen Sie auf, dass sie Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Ich werde mich bemühen, Mrs Angell.«
    Sie nickte und verließ den Raum.
    Burton dachte einen Augenblick lang nach. Es war bereits zu spät am Abend, um das Hospital aufzusuchen, das würde also bis zum Morgen warten müssen. Und wenn Speke die Nacht nicht überlebte, dann sollte es eben so sein. Es war jedoch nie zu spät, dem Cannibal Club einen Besuch abzustatten. Ein paar Drinks mit seinen Freunden der Libertins würden ihm helfen, sich wieder besser zu fühlen, und vielleicht wäre ja auch Algernon Swinburne da. Burton kannte den vielversprechenden Dichternoch nicht lange, aber er genoss seine Gesellschaft außerordentlich.
    Der Entschluss stand fest, er zog sich um, nahm noch einen Schluck Brandy und wollte gerade das Zimmer verlassen, als es plötzlich ans Fenster klopfte. Unsicheren Schrittes ging Burton hinüber und erblickte einen bunten Sittich auf dem Fenstersims.
    Er schob das Fenster nach oben. Eine Nebelwolke wallte ins Zimmer. Der Sittich glotzte ihn an.
    »Nachricht aus dem Büro des verfluchten Premierministers«, krakeelte er. »Sie werden gebeten, diesen Dummschwätzer von Lord Palmerston aufzusuchen, Downing Street Nr. 10, morgen früh neun Uhr. Bitte bestätigen, Arschgesicht. Ende der Nachricht.«
    Burtons Augenbrauen, die sonst in einem scheinbar ewig währenden Stirnrunzeln tief über den Augen lagen, schossen nach oben. Der Premierminister wollte ihn persönlich treffen? Warum?
    »Antwort. Anfang der Nachricht. Termin bestätigt. Ich werde da sein. Ende der Nachricht. Los!«
    »Verpiss dich!«, kreischte der Sittich und erhob sich vom Fenstersims in die Luft.
    Burton schloss das Fenster.
    Er würde sich mit Lord Palmerston treffen.
    Verfluchte Hölle.

    Der Cannibal Club befand sich in den Räumen über Bartolonis italienischem Restaurant am Leicester Square.
    Dort traf Burton auf den rätselhaften und eher düsteren Richard Monckton Milnes in Begleitung des zierlichen Algernon Swinburne und auf Captain Henry Murray, Doktor James Hunt, Sir Edward Brabrooke, Thomas Bendyshe und Charles Bradlaugh – allesamt Radaubrüder.
    »Burton!«, rief Milnes, als der Entdecker eintrat. »Glückwunsch!«
    »Wofür?«
    »Dass du diesen Rüpel Speke erschossen hast! Bestimmt hast doch du die Kugel abgefeuert? Bitte, sag, dass es so war!«
    Burton ließ sich auf einen Stuhl fallen und zündete sich eine Zigarre an.
    »War es nicht.«
    »Ach, was für ein Unglück!«, rief Milnes aus. »Ich hatte so gehofft, du könntest mir erzählen, wie es sich anfühlt, einen Mann zu töten. Einen weißen Mann, meine ich!«
    »Aber ja, natürlich«, fiel Bradlaugh ein. »Du hast doch diesen kleinen Araberjungen auf dem Weg nach Mekka erschossen, oder nicht?«
    Henry Murray reichte Burton einen Drink.
    »Du weißt ganz genau, dass ich das nicht getan habe«, knurrte er. »Dieser Bastard Stanley schreibt nichts als niederträchtigen Unsinn!«
    »Komm schon, Richard«, rief Swinburne mit seiner nervösen fisteligen Stimme, »Hör auf zu protestieren! Stimmt es denn nicht, dass Mord eine der ehernen Grenzen ist, die wir überwinden

Weitere Kostenlose Bücher