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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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einmischen – aber ich werde dich aufhalten, Burton«, zischte die Gestalt. »Ich werde dich aufhalten!«
    Burton warf sich auf ihn und fiel bäuchlings zu Boden, als Edward Oxford hoch in die Luft schoss. Der Agent Seiner Majestät rollte sich gerade noch rechtzeitig auf den Rücken, um zu sehen, wie der Stelzenmann verschwand. Plötzlich verdunkelte sich sein Sichtfeld, als sich ein Werwolf auf ihn stürzte. Reflexartig riss er seinen Degen nach oben und schnitt der Bestie die Kehle auf. Der schwere Körper glitt an der Klinge herab und begrub ihn unter sich. Klauen fuhren über seinen rechten Oberarm und schnitten durch den Stoff ins Fleisch.
    Die Kreatur wurde schlaff. Ihr Körper strahlte plötzlich große Hitze aus.
    Burton schob sie eilig von sich herunter, stand auf und sprang zurück.
    In diesem Moment ging der Werwolf in Flammen auf.
    Überall um ihn herum kämpften Männer, die Schlacht zog sich mittlerweile über das ganze Feld.
    Werwölfe liefen durch die Menge, immer wieder schlugen ihre Klauen und Reißzähne zu.
    In einiger Entfernung erblickte er Laurence Oliphant, der gerade seinen Degen aus dem Unterleib eines Mannes zog.
    Die Luft dröhnte.
    Eine riesige fliegende Plattform glitt über die Baumwipfel, aus der Unterseite strömten dichte Dampfwolken und hüllten das Schlachtfeld ein. An den Seiten öffneten sich Türen, aus denen Seile herausgeworfen wurden. Männer rutschten in den wirbelnden Dampfnebel hinab.
    Die Technokraten waren eingetroffen.
    ›Wir sind in der Unterzahl!‹, dachte Burton.

    Edward Oxford landete im Green Park, am 8. September 1861. Es war dreiundzwanzig Uhr dreißig, und die Nacht bitterkalt und neblig.
    Er stand in der Nähe der Bäume auf dem Gipfel des Hügels. Neben dem Pfad unter ihm konnte er an der Stelle, an der Königin Viktoria ermordet worden war, ein kleines Denkmal ausmachen.
    Er duckte sich in den Schatten der Bäume, stand da und überlegte. Wo würde er Sir Richard Francis Burton finden?
    Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wo der Mann wohnte oder wo die Royal Geographical Society ihren Sitz hatte. Ihm kam aber der Cannibal Club über dem italienischen Restaurant Bartoloni am Leicester Square in den Sinn. Er erinnerte sich daran, von dem Ort und den Exzentrikern gelesen zu haben, die er anzog. Und er wusste, dass Burton regelmäßig dort zu Gast gewesen war.
    Vor nicht allzu langer Zeit hätte ihn der Gedanke, ohne den Schutz der Realitätsfilter seines Helmes den Leicester Square aufzusuchen, mit Entsetzen erfüllt. Mittlerweile hatte ihn die absurde Umgebung, in der er gefangen war, so abstumpfen lassen, dass er sie fast nicht mehr wahrnahm. Eine Illusion. Ein Traum. Mehr war es nicht. Er war sich nicht einmal mehr sicher, warumer hierhergekommen war, und eigentlich war es ihm auch egal. Er hielt sich an den einzigen Dingen fest, die ihm einen Sinn zu ergeben schienen, ganz gleich wie absurd sie waren: Er musste das Pipkiss-Mädchen finden, dafür gab es nur eine einzige Nacht, und der berühmte Entdecker Sir Richard Francis Burton hatte ihm aufgelauert, um ihn davon abzuhalten.
    Oxford erkannte nicht, dass die Männer seinetwegen miteinander gekämpft hatten. Sein zerrissener Geist hielt sich nur an einem einzigen Detail fest: Um am 15. Februar des Jahres 2202 mit seiner Frau zu Abend essen zu können, musste er Burton davon abbringen, ihn am 27. September 1861 anzugreifen.
    So schwer konnte das doch wohl nicht sein!
    Er schloss die Augen und stand einen Moment lang schwankend da.
    »Nein!«, dachte er. »Reiß dich zusammen! Bring es hinter dich. Jetzt!«
    Er sprang und landete fünf Stunden später in der Panton Street hinter dem Leicester Square. Zu dieser nachtschlafenden Zeit lag die Straße verlassen da, aber aus Angst, entdeckt zu werden, sprang er gleich nach der Landung auf das Dach eines der nebenstehenden Gebäude und von dort aus auf ein noch höheres. Er sprang von Dach zu Dach, bis er schließlich einen Schornsteinfuß fand, von dem aus man das Bartolinis sehen konnte. Bevor er sich jedoch hinsetzte, erhob er sich hoch in die Luft und landete am folgenden Abend direkt neben dem Sockel, gerade als Big Ben zur Mitternacht schlug.
    Es war eine lange kalte Nacht, und Burton tauchte nicht auf.
    Um drei Uhr morgens gab er auf und sprang weiter zum nächsten Tag, den 9. September.
    Wieder nichts.
    Am folgenden Abend trafen sich die Clubmitglieder, feierten und gingen um zwei Uhr morgens wieder nach Hause. Burton war nicht dabei.
    Spring

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