Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
unbekannt. Kein Anklagegrund.«
    »Und um ehrlich zu sein«, fügte Trounce hinzu, »zögert der Polizeichef ohnehin, Anklage gegen ihn zu erheben. Für die meisten Menschen ist Isambard Kingdom Brunel vor einigen Jahren als Nationalheld gestorben. Die Obrigkeit würde seine fortdauernde Existenz nur ungern preisgeben und dabei bekannt machen, was aus ihm geworden ist und dass er offenbar einige ethische Grenzen überschritten hat.«
    »Und Florence Nightingale?«, fragte Swinburne.
    »Dasselbe«, sagte Honesty. »Keine Anklage.«
    »Sie ist eine seltsame Person«, merkte Swinburne an.
    »Nicht so seltsam wie die Edward Oxfords«, grunzte Trounce. »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass der Mann, den ich dabei beobachtet habe, wie er das Attentat auf Königin Viktoria verhindern wollte, mit seinem eigenen Vorfahren gekämpft hat. Und gleichzeitig der Stelzenläufer war, der an mir vorbeigerannt ist, derselbe Stelzenläufer, der aus den Bäumen gesprungen kam, und derselbe, wegen dem wir zwanzig Jahre später die Schlacht von Old Ford geschlagen haben. Grundgütiger! Zeitreisen. Ich fasse es nicht!«
    Burton stieße eine Wolke Zigarrenrauch aus.
    »Das ist noch das Geringste. Wir haben die Ursache beseitigt, aber wir haben den Schaden nicht behoben. Tatsache ist, dass wir in einer Welt leben, die es nicht geben sollte. Oxford hat den Lauf der Geschichte verändert. Sein Auftauchen hat Wellen geschlagen, die weitreichende Konsequenzen hatten. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollte unsere Gegenwart das ›Viktorianische Zeitalter‹ heißen. Wenn Sie aufstehen und aus dem Fenster sehen, wird der Anblick nur entfernte Ähnlichkeit mit dem haben, was Sie sehen würden, wäre er niemals durch die Zeit zurückgereist.«
    »Und wir haben uns auch verändert«, fügte Swinburne hinzu. »Die Zeit hat uns vor andere Aufgaben und Herausforderungen gestellt, wir sind nicht mehr die Menschen, die Oxfords Geschichte gekannt hat.«
    »Wenn wir es überhaupt in die Geschichtsbücher geschafft haben«, murmelte Trounce.
    Sir Richard Francis Burton rutschte nervös auf seinem Sessel herum.
    Heirate das Miststück, Burton. Lass dich nieder. Werde Konsul in Fernando Po, Brasilien, Damaskus oder wo auch immer sie dich verdammt noch mal hinschicken.

    Den Rest des Abends über saßen die Männer entspannt beisammen, diskutierten den Fall und vertieften ihre Freundschaft. Als die Gäste aufbrachen, hatte sich der besondere Londoner Nebel wieder über die Stadt gelegt, und Asche fiel vom dunklen Himmel. Sie warteten, bis sie einen Einspänner vorbeifahren hörten, riefen ihn heran und verabschiedeten sich.
    Burton zog sich in sein Arbeitszimmer zurück und setzte sich, ein Buch auf dem Schoß. Sein Blick glitt über die Worte, ohne sie aufzunehmen. Er ließ den Arm über die Lehne hängen und kraulte Fidget gedankenverloren hinter dem Ohr.
    Er sah zum Basset hinunter.
    »Ich habe einen Mann umgebracht, Fidget, ihm kaltblütig mit bloßen Händen das Genick gebrochen. Palmerston würde sagen, es sei meine Pflicht gewesen – dass ich es tun musste, um das Empire zu retten –, aber die Wahrheit ist, ich habe es getan, um mein eigenes Leben zu retten, so wie es jetzt ist.«
    Er legte den Kopf auf die Lehne des Sessels und schob alle Gedanken beiseite, folgte den Lehren der Sufi, um sich auf sein Innerstes zu konzentrieren, und suchte nach dem Anzeichen einer neuen karmischen Schuld.
    Er fand nichts, und ein Klopfen am Fenster riss ihn aus der Meditation. Fidget bellte. Es war ein Sittich.
    »Nachricht von Henry Arundell, dem Drecksack. Bitte treffen Sie mich morgen Nachmittag im beschissenen Venetia. Ende der Nachricht.«
    »Antwort«, sagte Burton »Anfang der Nachricht. Ich werde da sein. Ende der Nachricht.«
    »Alter Spanner!«

    Am nächsten Morgen zog er sein Sikh-Kostüm an, brachte dem Käfer eine Tasche voller Bücher, kehrte dann nach Hause zurück, wusch sich, zog sich um und machte sich auf den Weg durch den Nebel zum Hotel Venetia. Er war ein wenig zu früh dran und nahm in der Empfangshalle Platz, nachdem ihm einer der Portiers den Ruß von Hut und Schultern gebürstet hatte. Dort saß er und betrachtete den silbernen Pantherkopf seines Gehstocks, bis Isabels Vater eintraf.
    Er stand auf und schüttelte dem älteren Mann die Hand. Die beiden Männer hatten ein schwieriges Verhältnis, zollten sich aber eine Art widerwilligen Respekt.
    Isabels Mutter war immer gegen Burton gewesen. Schließlich hielt sie krampfhaft am

Weitere Kostenlose Bücher