Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)
liegt im Interesse des britischen Empires, andere Kulturen so barbarisch und unzivilisiert wie möglich darzustellen, so kommt es nicht zu Protesten, wenn wir über sie herfallen und ihre Ressourcen plündern. Diese Lügen müssen verbreitet werden, wenn wir unsere moralische Überlegenheit bewahren wollen.«
Arundell rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. In seinen Ohren klangen solche Worte nach Landesverrat.
»Wie auch immer«, brummte er. »Ich bin äußerst unglücklich. Ich sorge mich um das Wohlergehen meiner Tochter, und ich mache Sie dafür verantwortlich.«
»Dagegen kann ich nichts tun. Die Entscheidungen, die ich traf, beruhen auf dem, was ich für das Beste halte. Die Entscheidungen, die sie trifft, beruhen auf dem, was sie für das Beste hält. Ebenso Ihre eigenen Entscheidungen. Wir alle handeln auf Grundlage dessen, was wir wissen, was wir sehen, was man uns erzählt und wie wir uns fühlen. Die einfache Tatsache ist, dass nicht einer von uns unter denselben Einflüssen steht wie ein anderer. Und daher, Sir, ist die Zukunft stets ungewiss.«
Henry Arundell erhob sich und setzte seinen Hut auf.
»Ich bin nicht besänftigt«, Sir«, sagte er etwas verärgert.
Burton erhob sich.
»Das bin ich auch nicht.«
Isabels Vater nickte und ging.
Sir Richard Francis Burton ging hinüber zur Bar und bestellte sich einen Whisky. Einige Minuten später setzte er seinen Zylinder auf, zog seinen Mantel an und ging mit schwingendem Gehstock durch die Hoteltür und die Straße entlang Richtung Montagu Place.
Der dichte Nebel hüllte ihn ein.
Es war still.
Es war geheimnisvoll.
Es war zeitlos.
»Fast scheint es«, dachte er, »als gebe es meine Welt gar nicht.«
Währenddessen im Viktorianischen Zeitalter
SIR RICHARD FRANCIS BURTON
Nach dem Ende ihrer Expedition in die Seenregion Zentralafrikas im Jahre 1859 kehrte John Hanning Speke vor Richard Francis Burton nach London zurück und beanspruchte die Entdeckung der Nilquelle für sich. Burton erreichte England erst einige Wochen nach ihm, und die Fehde nahm ihren Anfang. Im folgenden Jahr kehrte Speke an die Seen zurück, während Burton durch Amerika reiste, schaffte es aber nicht, überzeugende Beweise für seine Behauptung zu sammeln.
Im Jahre 1861 heiratete Burton Isabel und übernahm das Konsulat von Fernando Po. Er gestattete seiner Ehefrau nicht, ihn dorthin zu begleiten, und erst im Dezember des darauffolgenden Jahres sahen sie sich wieder.
Burtons Dienst auf der seuchengeplagten Insel endete im Jahre 1864. Im selben Jahr sollte er in Bath auf einem Treffen der Royal Geographical Society mit Speke an einer Debatte über die Nilfrage teilnehmen. Am Tag vor dem geplanten Aufeinandertreffen verstarb Speke an den Folgen einer Schusswunde, die er sich bei einem Jagdausflug zugezogen hatte.
Sein Tod markiert den Wendepunkt in Burtons Karriere.
Burton wurde Konsul in Brasilien, dann in Damaskus und schließlich in Triest. Den Rest seines Lebens verbrachte er damit, sich auf die Schriftstellerei zu konzentrieren, statt weitere Entdeckungsreisen zu unternehmen.
Erst 1886 schlug ihn Königin Viktoria zum Ritter.
1890 starb er an Herzversagen. Es folgte eine Kontroverse, alsbekannt wurde, dass Isabel viele seiner Unterlagen, Notizbücher und unveröffentlichten Manuskripte nach seinem Tod verbrannt hatte.
ALGERNON CHARLES SWINBURNE
Die Veröffentlichung seiner POEMS AND BALLADS 1866 war eine Sensation, und der junge Dichter wurde alsbald zum Enfant terrible der viktorianischen Literaturszene. Auch wenn man ihn schon früh als einen der besten Dichter Englands bejubelte, belastete seine Alkoholabhängigkeit Gesundheit und Karriere schwer. Auch richtete er einen Großteil seiner Energie auf seine Faszination für Auspeitschungen und normabweichende sexuelle Praktiken – der modernen Medizin zufolge litt er an Algolagnie, die dafür sorgt, dass Schmerz als lustvoll empfunden wird. Die Kritiker sind sich darin einig, dass er sein volles literarisches Potenzial nie ausgeschöpft hat.
1879 erlitt Swinburne im Alter von zweiundvierzig Jahren einen seelischen und körperlichen Zusammenbruch, und sein Freund Theodore Watts brachte ihn fort von den Versuchungen der Londoner Gesellschaftszene. Den Rest seines Lebens verbrachte Swinburne in relativer Abgeschiedenheit bei Watts, verlor seinen rebellischen Geist und war bis zu seinem Tod im Jahre 1909 wohl geachtet.
Die Zeilen »Of shame: what is it? Of virtue: we can miss it. Of sin: we can kiss it. And
Weitere Kostenlose Bücher