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Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition)

Titel: Der kuriose Fall des Spring Heeled Jack: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Polizei?«
    »Nein.«
    »Warte.«
    Burton wartete. Er sah einem in der Nähe vorüberfliegenden Schwan nach, der einen Kastendrachen hinter sich herzog, darin ein Mann, die langen Fahrleinen fest in der Hand.
    »Hier«, zischte der Käfer.
    Der Agent des Königs blickte nach unten und sah einen wurmfarbenen Arm, der sich ihm aus der Dunkelheit entgegenstreckte. Die kleinen Finger hielten ein Stück Papier. Burton beugte sich zur Seite, streckte den Arm nach unten und nahm es entgegen.
    Auf dem Papier standen zwei Adressen.
    »Die meisten der Jungen leben im Kessel«, murmelte der verborgene Kaminkehrer, »aber dieser Ort ist zu gefährlich für jemanden wie dich.«
    ›Das weiß ich nur zu gut‹, dachte Burton.
    »Ich vermiete ein paar Wohnhäuser in sichereren Gegenden, wie diese beiden hier. Wenn du bis morgen wartest, sorge ich dafür, dass man dich erwartet. Sage einfach, der Käfer hätte dich geschickt. Im ersten Wohnhaus findest du Billy Tupper, einen der Jungen, die zurückgekehrt sind. Die zweite Adresse ist ein Heim, in dem drei der Jungen wohnen, die noch vermisst sind.«
    »Ihre Namen?«
    »Jacob Spratt, Rajish Thakarta und Benny Whymper. Alle drei sind verschwunden, als sie befreundete Kaminkehrer im East End besuchten.«
    »Vielen Dank. Das sind sehr nützliche Informationen. Gibt es noch irgendetwas anderes, das du mir sagen kannst?«
    »Auf der Rückseite des Zettels habe ich die Namen aller Jungen aufgelistet, die verschwunden sind, daneben das Datum ihrer Entführung. Mehr weiß ich nicht.«
    »Dann werde ich dich jetzt verlassen, hab meinen Dank. Wenn ich etwas über die Vorfälle in Erfahrung bringe, komme ich wieder.«
    »Wirf drei Steine in den Kamin. Ich werde antworten. Bring mehr Bücher mit.«
    »Zu welchem Thema?«
    »Philosophie, Reisen, Kunst, Lyrik, ganz egal.«
    »Du bist ein faszinierender Junge«, sagte Burton. »Möchtest du nicht aus dem Schatten herauskommen?«
    Keine Antwort.
    »Bist du noch da?«
    Stille.

    Da es in beiden seiner Fällen vorerst nichts mehr zu tun gab, verbrachte Burton den Rest des Tages damit, seine Korrespondenz und verschiedenste andere Schreibprojekte aufzuarbeiten. Es überraschte ihn, im Empire einen Artikel von Henry Morton Stanley zu finden, der in einer Rekapitulation der Nil-Debatte beiden Positionen ausgewogene Beachtung schenkte. Burtons Theorie, dass der große Fluss aus dem bislang unerforschten Nordufer des Tanganyikasees austrat, wurde als Möglichkeit dargestellt, der nachgegangen werden sollte. John Spekes Behauptung, der Nyanza sei die Quelle des Nils, wurde mit größerer Wahrscheinlichkeit als korrekt erachtet, aber auch hier seien weitere Nachforschungen vonnöten. Was die Entdecker selbst betraf, sei Burton, so Stanley, Opfer eines großen Unglücks geworden, als das Fieber ihn daran gehindert hatte, den Tanganyika zu umrunden, während Speke die für geografische Messungen nötigen Fähigkeiten und die Erfahrung fehlten und ihm deswegen schwere Fehler unterlaufen seien. Stanley beleuchtete auch Spekes ›Umbenennung‹ des Nyanzas höchst kritisch und schrieb, es bestünde keinerlei Notwendigkeit für einen Lake Albert in Zentralafrika.
    Eine überraschende Wandlung, dachte Burton, denn er hatte Stanley für einen erbitterten Gegner gehalten, für einen der Männer, die Spekes fehlgeleitete Abneigung Burton gegenüber noch geschürt hatten.
    Was hatte der verdammte Yankee vor?
    Die Antwort darauf erhielt er einige Minuten später, als er einen Brief von Sir Roderick Murchison öffnete. Er war viele Seiten lang und sprach eine ganze Reihe von Themen an, auch wenn sich das meiste mit dem finanziellen Chaos beschäftigte, das Burton bei seiner Abreise aus Sansibar vor zwei Jahren hinterlassen hatte. Der Entdecker hatte den meisten Trägern, die ihn und Speke siebenhundert Meilen in unerforschtes Gebiet und wieder zurück begleitet hatten, den vollen Lohn verweigert. Die Träger hätten sich nicht, so machte Burton geltend, an ihren Vertrag gehalten, schließlich seien sie in Scharen desertiert und hätten gemeutert, daher verdienten sie die volle Besoldung nicht.
    Unglücklicherweise war der britische Konsul in Sansibar, Christopher Rigby, ein weiterer Kopf in den Reihen der Gegner Burtons. Sie kannten sich aus ihrer Zeit in Indien, und Rigby hatte es dem Entdecker nie verziehen, dass er ihm wiederholt den angestammten obersten Rang abgelaufen hatte, wenn es um Sprachuntersuchungen ging. Jetzt rächte sich Rigby, indem er seinen offiziellen

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