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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gemacht. Solche Dekrete zeigen einen absoluten Mangel an Wirklichkeitssinn. Aus ihnen spricht ein Geist, der dem der Milizen völlig entgegengesetzt ist. Wir sind nicht auf Konflikte aus, aber es ist klar, daß diese beiden Mentalitäten so grundverschieden sind, daß sie sich ausschließen. Es muß entweder die eine oder die andere verschwinden.
Interviewer: Glaubst du nicht, daß die Militarisierung, wenn der Krieg noch lange dauert, sich derart festfressen wird, daß die Revolution in Gefahr kommt?
Durruti: Eben. Aus diesem Grund müssen wir den Krieg rasch gewinnen.
Durruti sagte das mit einem Lächeln und drückte uns zum Abschied die Hand.
    A. u. D. Prudhommeaux

    Der Bürgerkrieg wird mehr und mehr zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei großen Armeen, die mit allen Mitteln der modernen Technik geführt wird. Eine Miliz aber wird in ihrer Mannschaftsstärke immer begrenzt bleiben müssen, weil sie nur von bewußten Revolutionären getragen werden kann. Man hat sich daher gezwungen gesehen, eine große reguläre Armee außerhalb der Milizen aufzubauen, und zu diesem Zweck mehrere Jahrgänge von Wehrpflichtigen einberufen. Eine solche Mobilisierung steht im krassen Gegensatz zur Freiwilligkeit der Milizen. Man kann einfachen Rekruten nicht die gleichen Rechte zugestehen wie politisch vertrauenswürdigen Freiwilligen.
Die Militarisierung ist jedoch stark umstritten. Ein großer Teil der Milizen ist mit ihr nicht einverstanden. Besonders die Anarchisten sehen in dieser Entwicklung den Anfang vom Ende der Revolution. Sie sind fasziniert vom Beispiel des russischen Anarchisten Machno, der als Chef einer Freiwilligen-Armee von den Bolschewiken gezwungen wurde, seine Milizen aufzulösen und zu emigrieren. Durch die Ausweisung Machnos, der 1934 im Pariser Exil starb, wurde dem Anarchismus in Rußland das Genick gebrochen. Die spanischen Anarchisten fürchten, daß ihnen der Aufbau einer neuen Armee ein ähnliches Los bereiten könnte.
Aber auch sie haben einsehen müssen, daß man einen modernen Krieg nicht mit kleinen Einheiten von überzeugten und gleichgesinnten Genossen führen kann, die sich selbst versorgen, alle Entscheidungen selbst treffen, ihre Bewegungen kaum mit anderen Einheiten koordinieren und eifersüchtig auf ihre Selbständigkeit bedacht sind.
    H. E. Kaminski

    Volksarmee und Soldatenräte
    Die deutschen Genossen der Internationalen Gruppe in der Kolonne Durruti nehmen hiermit Stellung zu der Frage der Militarisierung der Milizen im allgemeinen und der Kolonne Durruti im besondern. Die Grundsätze, die für diese Militarisierung gelten sollen, sind über die Köpfe der Frontkämpfer hinweg ausgearbeitet worden. Wir betrachten die Maßnahmen, die daraufhin getroffen worden sind, als vorläufig, und wir lassen sie nur vorläufig gelten. Wir fordern eine neue Regelung, die so schnell wie möglich eingeführt werden muß, um dem augenblicklichen Zustand des dauernden Durcheinanders ein Ende zu machen. Diese Regelung muß, wenn wir sie anerkennen sollen, die folgenden Bedingungen erfüllen:
1. Abschaffung der Grußpflicht.
2. Gleicher Sold für alle.
3. Pressefreiheit für die Frontzeitungen.
4. Freie Diskussion.
5. Soldatenrat auf Bataillonsebene (drei Delegierte für jede Kompanie).
6. Keiner der Delegierten kann Kommandeur sein.
7. Wenn zwei Drittel der Kompanie-Vertreter es wünschen, muß der Soldatenrat eine Versammlung aller Soldaten des Bataillons einberufen.
8. Auch auf Regimentsebene wird ein Soldatenrat gebildet, dessen Vertreter eine Vollversammlung der Soldaten einberufen können.
9. Ein Delegierter wird als Beobachter zum Stab der Brigade abgestellt.
10. Dieser Aufbau der Soldatenvertretung muß sich auf die ganze Armee erstrecken.
11. Auch beim Generalstab muß der Allgemeine Soldatenrat durch einen Delegierten vertreten sein.
12. Die Kriegsgerichte im Felde werden ausschließlich mit Mannschaften besetzt. Nur für den Fall, daß ein Offizier vor Gericht gestellt wird, soll ein Offizier beigezogen werden.
Diese Resolution ist am 22. 12.1936 einstimmig beschlossen und am 29. 12. in Barcelona vom Plenum der FAI bestätigt worden.
    A. u. D. Prudhommeaux

    Immer dringender erhebt sich die Frage, ob es den aufständischen Generalen gelingen wird, ihre Form des Kampfes den spanischen Revolutionären aufzuzwingen, oder ob es umgekehrt unseren Genossen gelingt, den Militarismus zu zerschlagen. Das aber ist nur möglich, wenn man zu anderen Methoden greift, die militärische »Front« oder

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