Der kurze Sommer der Anarchie
Gewerkschaften: Correa von den Bauarbeitern, Yoldi und Baron von den Metallern, Garcia Ruiz von den Straßenbahnern; auch Ascasos Brüder Domingo und Joaquin sind dabei. Der Lastwagen mit dem MG auf dem Fahrerhaus ist ebenfalls wieder da, besetzt mit Ricardo Sanz, Aurelio Fernandez und Donoso. Sie sind nicht allein: Hunderte von Arbeitern haben sich in Bewegung gesetzt. Je näher die Angreifer der Kaserne kommen, desto schwieriger und gefährlicher wird jeder weitere Schritt voran. Die aufständischen Militärs haben sich gut verschanzt. Sie werden vom Balkon der Transportarbeiter-Gewerkschaft und vom Haus der Angestellten aus beschossen; Scharfschützen liegen in den Vorpostenstellungen, die über Nacht aus Möbeln, Matratzen und riesigen Papierrollen improvisiert wurden. Die Rollen stammen aus der Druckerei der Solidaridad Obrera. Die ersten Anarchisten verlassen ihre Deckung hinter den Bäumen und überqueren die Ramblas. An der Straße Santa Madrona stockt der Angriff; sie liegt von beiden Seiten im Schußfeld der Kaserne und des Wehrkreiskommandos. Den einzigen Schutz bieten die Buden der Bouquinisten auf der Mitte der Promenade.
Durruti und seine Leute sehen nur eine Möglichkeit weiterzukommen. Der älteste Teil der Kaserne, der durch Artilleriebeschuß und Handgranaten bereits zerstört ist, war von einer Mauer umgeben. Teile der Mauer sind stehengeblieben und bieten Deckung. Aber Ascaso hat unterdessen an einem Fenster, das auf die Straße Santa Madrona geht, einen MGSchützen ausgemacht, der den ganzen Sektor beherrscht und in dessen Schußfeld die Genossen liegen, die über die Ramblas vorgehen.
Luis Romero
Um diese Position zu erreichen, ist es notwendig, die Deckung zu verlassen und eine Strecke zurückzulegen, die im Schußfeld des Wehrkreiskommandos liegt. Während die Genossen noch über das taktische Vorgehen beraten, wird Durruti durch einen Streifschuß an der Brust verwundet. Seine Freunde schicken ihn zu einem improvisierten Verbandsplatz; Lola Iturbe, eine Kämpferin der ersten Stunde, verbindet ihn notdürftig. Unterdessen hat ein kleiner Stoßtrupp, bestehend aus Ascaso, Garria Oliver, Justo Bueno, Ortiz, Vivancos, Lucio Gomez und Baron, einen Wettlauf mit dem Tod begonnen, der im Zickzack von der Barrikade zu den Bücherständen auf der Mitte der Ramblas führt. Diese Buden sind die beste Ausgangsposition für einen Angriff durch die Straße Santa Madrona. Sie liegen unter einem Kugelhagel: sowohl von den Türmchen der Kaserne wie vom Wehrkreiskommando aus bieten sie ein gutes Ziel.
Abel Paz 1
Gefolgt von Correa und ein paar anderen Aktivisten erreicht Francisco Ascaso die Bücherstände. Durruti und seine Gefährten wenden sich ihm zu, aber er wehrt ihre Fragen ab und gibt ihnen ein Zeichen, sie sollen sich nicht um ihn kümmern, um die Aufmerksamkeit von ihm abzulenken.
Das MG-Nest im Fenster muß zum Schweigen gebracht werden. Er studiert die taktische Situation. Fast genau vor dem Fenster ist ein Lastwagen geparkt; zwischen der letzten Bücherbude und dem Lastwagen ist keine Deckung zu finden. Ascaso ist überzeugt, daß er den MG-Schützen aus kurzem Abstand mit einem einzigen Pistolenschuß erledigen kann, wenn es ihm gelingt, den LKW zu erreichen.
Halbgebückt rennt er los. Mehrere Einschläge an der Häuserwand hinter ihm zeigen, daß der Schütze ihn gesehen hat.
Luis Romero
Durruti, der die Operation von der Barrikade aus beobachtet hat, sagt zu Pablo Puiz: »Ihr habt mich hereingelegt, der Streifschuß hätte warten können.« Und er befiehlt, das Feuer auf den kleinen Turm der Kaserne zu konzentrieren, auf den es Ascaso abgesehen hat. Aber der feindliche Schütze hat bereits erkannt, worum es geht.
Abel Paz 1
Noch bevor Ascaso den Lastwagen erreicht, kniet er nieder, zielt und schießt. Als er wieder aufstehen und weiter auf das Lastauto zu rennen will, trifft ihn eine Kugel mitten in die Stirn. Er stürzt.
Die Genossen haben noch gesehen, wie er die Arme hochwarf und wie er zu Boden gegangen ist. Er liegt mit dem Gesicht zur Erde, er bewegt sich nicht mehr.
Luis Romero
Der erste, der begreift, was geschehen ist, Garcia Oliver, will über die Brüstung springen, die ihn deckt, um Paco zu Hilfe zu kommen, aber eine instinktive Geste von Baron hält ihn zurück.
Es vergehen Minuten, ehe der feindliche Schütze zum Schweigen gebracht ist. Dann erst können Ricardo Sanz und Ortiz Ascasos Leiche bergen.
Abel Paz 1
Die Juli-Tage in Barcelona habe ich aus nächster
Weitere Kostenlose Bücher