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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Negrins Rolle wäre manches zu sagen. Jedenfalls bin ich sicher, daß er von vornherein auf der Seite derer stand, die mit allen Mitteln verhindern wollten, daß den Anarchisten eine entscheidende Rolle zufiel.
Darüber waren sie sich alle einig: man gab uns so wenig Waffen wie nur möglich, man überließ uns die schwierigsten Frontabschnitte und man versuchte auf jede denkbare Art und Weise, Zwietracht in unsern Reihen zu säen, indem man uns vor unlösbare Probleme stellte.
Was Durruti betrifft, so ist das nicht gelungen. Er war immer mit der Linie der CNT einverstanden, mit dem regionalen Komitee in Katalonien und in Aragon und auch mit dem Rat von Aragon. Nur einmal hat es Krach gegeben. Das war, als Durruti von Yelsa aus auf Zaragoza vorstoßen wollte. Dagegen hat sich sein alter Freund Garcia Oliver gewandt, der damals Sekretär des Komitees der Milizen von Katalonien war. Durruti war außer sich vor Zorn.
    Federica Montseny 1

    Die Mahnung
    Durruti hatte recht, als er zu seinen Genossen sagte: »Die Indisziplin an der Front und die Verbürgerlichung in der Etappe werden zum Sieg der Faschisten führen, wenn wir nicht sofort etwas dagegen unternehmen. An der Front entsteht über jeden Befehl ein langes Palaver. Niemand will gehorchen.
Im Hinterland richten sich die Neureichen in schönen bürgerlichen Häusern ein und fahren in Luxusautos spazieren. Die Cafes, die Cabarets und die Tanzlokale sind überfüllt, als lebten wir in der besten aller Welten, und selbst unsere Genossen von der FAI neigen mehr und mehr dazu, dieses dreckige Spiel mitzumachen.«
    Jean Raynaud

    In dem klapprigsten Wagen, den er finden konnte, machte Durruti eine seiner seltenen Fahrten ins Hinterland; am 5. November sprach er in Barcelona über das Radio. Die ganze Stadt war auf den Beinen, um die Übertragung auf den Ramblas zu hören. Zuvor hatte er mit der spanischen Delegation, die zur Feier des neunzehnten Jahrestages der Oktoberrevolution in die Sowjetunion gereist war, eine Grußbotschaft an Stalin geschickt.
Niemand hatte die Notwendigkeit der Einheit besser begriffen als Durruti. Einige der doktrinär eingestellten Anarchisten waren bereits der Ansicht, daß er, ihr berühmtester Führer, mit seinen Konzessionen an die »stalinistischen Bürokraten«, wie die POUM es ausdrückte, zu weit ging.
    Frank Jellinek

    (Erste Fassung von Durrutis Rede)
    Ich wende mich an das katalanische Volk, das vor vier Monaten starkmütig den Ring der Soldateska gesprengt hat, die ihm die Stiefel auf die Brust setzen wollte. Ich grüße euch im Namen eurer Freunde und Genossen, die an der Aragonfront kämpfen, wenige Kilometer vor Zaragoza, vor ihren Augen die Türme der Kathedrale.
Madrid ist bedroht. Erinnern wir uns, daß es nichts auf der Welt gibt, was ein revolutionäres Volk in die Knie zwingen könnte!
Wir halten die Front in Aragon, und wir wenden uns an die Genossen in Madrid in der Hoffnung, daß auch sie nicht nach geben. Die katalonischen Milizen werden ihre Pflicht tun, so wie sie es in den Straßen von Barcelona taten, in denen sie im Juli die Faschisten schlugen. Die Organisationen der Arbeiterklasse dürfen keinen Augenblick vergessen, was heute ihre Hauptaufgabe ist: der Faschismus muß vernichtet werden. Wir fordern das Volk von Katalonien auf, allen Intrigen, Rivalitäten und inneren Zwistigkeiten ein Ende zu machen. Alte Ressentiments und politische Winkelzüge müssen vor einem einzigen Gedanken verschwinden: wir stehen mitten im Krieg. Das katalanische Volk darf in seinen Anstrengungen nicht hinter den Frontkämpfern zurückbleiben.
Es bleibt uns keine andere Wahl mehr, als unsere letzten Kräfte zu mobilisieren. Keiner soll glauben, daß es gnügt, wenn sich immer dieselben freiwillig melden. Wenn die katalanischen Arbeiter an die Front gehen, ist es nur recht und billig, auch von denjenigen Opfer zu fordern, die in der Etappe geblieben sind. Eine wirksame Mobilmachung aller Arbeiter in den Städten ist notwendig. Wir an der Front müssen wissen, wer hinter uns steht und auf wen wir uns verlassen können.
Es ist wahr, daß wir für ein höheres Ziel kämpfen. Aber es sind die Milizen, die euch zeigen, wofür sie einstehen, und den Milizen paßt es nicht, daß die Zeitungen Geld für sie sammeln und daß an den Mauern Plakate kleben, die um Hilfe rufen. Es paßt ihnen nicht, weil sie in den Flugblättern, die die Faschisten abwerfen, ähnliche Bettellisten und ähnliche Aufrufe finden. Wenn ihr der Gefahr Herr werden wollt,

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