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Der kurze Sommer der Anarchie

Der kurze Sommer der Anarchie

Titel: Der kurze Sommer der Anarchie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dann heißt es, einen Block von steinerner Härte bilden.
Wir an der Front wollen nur eines: daß die Etappe sich für uns verantwortlich fühlt, daß wir uns auf sie verlassen können. Wir verlangen, daß die Organisationen sich um unsere Frauen und Kinder kümmern.
Wer aber die allgemeine Mobilmachung für ein Mittel hält, uns einzuschüchtern und uns eine eiserne Disziplin aufzuzwingen, der wird sich in uns getäuscht sehen. Wir laden diejenigen Leute, die solche Verordnungen ausbrüten, an die Front ein, dort können sie sich ein Bild von unserer Moral und von unserer Disziplin machen. Und danach werden wir den Spieß umdrehen und einen Blick auf die Moral und auf die Disziplin in der Etappe werfen!
Ihr könnt ganz beruhigt sein! An der Front herrscht weder das Chaos noch ein Mangel an Disziplin. Wir kennen unsere Verantwortung ganz genau, und wir wissen, welche Aufgabe ihr uns anvertraut habt. Ihr könnt also ruhig schlafen. Wir hingegen haben die Wirtschaft von Katalonien in eure Hände gelegt. Wir fordern unsererseits, daß ihr wachsam seid und für strikte Disziplin sorgt. Hüten wir uns, durch unsere eigene Unfähigkeit den Keim für einen zweiten Bürgerkrieg zu legen, noch ehe der erste gewonnen ist. Wer sich hier einbildet, seine eigene Partei sei die mächtigste und er könne sie allen andern aufzwingen, dem müssen wir sagen: das ist ein schwerer Irrtum. Der faschistischen Tyrannei haben wir unsere vereinte Kraft, eine einheitliche Organisation und eine einheitliche Disziplin entgegenzusetzen.
Unter keinen Umständen dürfen wir die Faschisten vordringen lassen. Das ist die Losung der Front: Sie werden nicht durchkommen! No pasaran!
    Buenaventura Durruti 3

    (Zweite Fassung)
    In dieser Stunde darf keiner unter uns an kürzere Arbeitszeiten oder an Lohnerhöhungen denken! Es ist die Pflicht aller Arbeiter und ganz besonders der Mitglieder der CNT, jedes Opfer zu bringen und zu arbeiten, soviel von ihnen verlangt wird.
Ich wende mich an alle Organisationen und fordere sie auf, alle Fraktionskämpfe und Verschwörungen zu beenden. Wir an der Front verlangen Aufrichtigkeit, und zwar ganz besonders von der CNT und der FAI. Wir verlangen, daß unsere Führer aufrichtig sind. Es genügt nicht, uns Briefe zu schicken, die uns zum Kampf auffordern; es genügt auch nicht, uns Kleider, Verpflegung, Waffen und Munition zu schicken. Dieser Krieg ist besonders schwer, weil er mit den modernsten technischen Mitteln geführt wird. Er wird Katalonien teuer zu stehen kommen. Unsere Führer müssen begreifen, daß es sich um einen langandauernden Krieg handelt; sie müssen beginnen, die katalonische Wirtschaft dementsprechend zu organisieren. Es muß Ordnung in unserer Wirtschaft geschaffen werden. Buenaventura Durruti 4 »Ihr könnt ruhig schlafen«, sagte er in Barcelona, aber er sagte zugleich, daß »unsere eigene Unfähigkeit die Keime eines zweiten Bürgerkrieges legen« könnte. Ruhig zu schlafen schien allerdings auch die Regierung Largo Caballeros in Madrid, obgleich sie es mit einer viel dringlicheren Gefahr aufzunehmen hatte. Der Generalstab war entweder unfähig, oder er trieb Verrat. Der Erziehungsminister Jesus Hernandez hat später öffentlich erklärt, daß ein Generalstäbler im Gespräch mit Caballero sagte, die Milizen seien allenfalls gut, um das Problem der Arbeitslosigkeit zu lösen; sie kämpften ohnehin nur für ihre zehn Peseten am Tag. Die Ereignisse widerlegten diesen gemeinen Zynismus sehr bald.
    Frank Jellinek

Die Bauern
    Die Befreiung
    Folgen wir also der CNT-Kolonne in eines der typischen Dörfer auf der wüsten Hochebene von Aragon. Nennen wir es Santa Maria. Zweihundert Häuser um eine Dorfkirche geschart, ein Gemeindehaus, ein Gefängnis. Bebautes Land wenig, und auch die geringe Fläche, die die Bauern nutzen können, ist nur einem Entenfluß zu verdanken, der austrocknet, wenn es Juli wird. Einige Oliven und vielleicht ein paar Feigenbäume. Das Klima besteht, wie die Einheimischen sagen, aus drei Monaten Winter und neun Monaten Hölle.
Die Einwohner des Dorfes sind allesamt Antifaschisten, ausgenommen der reiche Gutsbesitzer - er gilt als reich, weil er aus seinem Gut vielleicht zweitausend Mark im Jahr herausholt, er bringt die meiste Zeit in Zaragoza zu, und im Juli ist er sicherlich schleunigst in die Stadt gefahren -; ein oder zwei Beamte, der Bürgermeister und der Polizist von der Guardia Civil; ein »Kapitalist«, der eine kleine Fabrik, eine Ölpresse oder eine Lichtanlage

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