Der Kuss der Göttin (German Edition)
über die Arme, wie er es so oft bei mir getan hat.
Langsam.
Ruhig.
Irgendwie muss ich Benson helfen, mit allem zurechtzukommen. Ihm helfen zu sehen, dass ich ihn immer noch brauche – den Typ brauche, der mit mir die vergangene Woche durch die absolute Hölle gegangen ist. Er hat nicht darum gebeten, er hätte nichts damit zu tun, wenn ich nicht in sein Leben getreten wäre. Wenn ich nicht auf der Suche nach Hilfe in die Bibliothek gekommen wäre.
Hilfe. Wenn er damals nur gewusst hätte, in was er da hineingeraten würde.
Meine Hände erstarren, und die Worte kommen aus meinem Mund, bevor ich sie aufhalten kann. »Benson, wenn du die Zeit zu dem Tag zurückdrehen könntest, an dem wir uns kennengelernt haben, und du wüsstest, was passieren würde, hättest du dann einen Rückzieher gemacht?«
Er blickt auf mich herab und seine Augen sind leer.
Er denkt nach.
Denkt wirklich nach.
Ärger über sein Zögern steigt in mir auf, aber ich trample ihn nieder. Es ist eine wichtige Frage, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.
»Nein«, flüstert er schließlich.
»Ich auch nicht. Und das«, sage ich und deute auf seine Faust, die immer noch fest um den Anhänger geschlossen ist, während die Kette sich wie Sand daraus ergießt, »wird nichts ändern. Mir ist egal, was Rebecca will, Benson. Ich will dich. Und das hier wird uns Antworten geben.«
»Du verstehst nicht«, flüstert er. »Dem Gefühl nach wird es nicht gleich sein.«
»Benson Ryder, leg die Halskette hin!«, befehle ich.
Er lässt die Kette auf den Kofferraum des Autos fallen, misstrauisch und verwirrt. Sobald sie aus seiner Hand heraus ist, schiebe ich die Arme in seine Jacke, unter sein T-Shirt. Er zittert, als meine Finger seine nackte Haut berühren.
»Benson?« Mein Herz schlägt wild.
Er schaut mich nur an und ich könnte in dem Schmerz in seinem Blick ertrinken.
»Ich liebe dich. Dich .« Ich küsse seine Unterlippe, es ist eher ein sanftes Streicheln seiner Haut als ein Kuss. Ein Prickeln überläuft meinen Körper und ich unterdrücke ein Lächeln.
Ich habe es gesagt.
Ich habe es ernst gemeint.
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse die Kratzer in seinem Gesicht, dann seine Nase, seine Wangen. Ich lasse meine Hände an seinem Hals hinaufgleiten und ziehe ihn zu mir herab, küsse ihn sanft, umschmeichle ihn mit meinem Mund. »Sie kann nichts an meinen Gefühlen ändern«, murmle ich an seinen Lippen.
»Das weißt du nicht«, flüstert er, und in seiner Stimme liegt eine Qual, die ich zu gerne heilen würde.
Ich verschränke meine Finger mit seinen und drücke sie an mein Herz. »Ich schon. Du bist das Beste, was mir je passiert ist, und ich glaube, du hast mehr als bewiesen, was du alles für mich tun würdest.« Ich küsse seine Fingerknöchel, einen nach dem anderen, und meide die rote, aufgeschürfte Haut an seiner rechten Hand. »Jetzt bin ich an der Reihe, es dir zu beweisen.«
Ich blicke zu ihm auf. Sein Gesicht ist angespannt von Gefühlen, die ich nicht recht interpretieren kann. Er holt mühsam Luft und zieht seine Hand weg. Dann wendet er sich halb ab und nimmt das leinenumwickelte Bündel auf. »Soll ich?«, flüstert er beinahe ehrfürchtig.
»B-bitte«, stottere ich.
Er hebt die Halskette hoch und Rubine glitzern in einem Sonnenstrahl. Die Kette ist lang, und Benson bedeutet mir, mich umzudrehen. Dann hängt der Anhänger vor meinem Gesicht, immer noch an Bensons Fingern. Er zögert, und ich spüre seinen Atem dicht an meinem Ohr – ein und aus, als lautes Zischen.
»Egal, was jetzt passiert«, flüstert er, »ich liebe dich auch.«
Er lässt die Halskette über meinen Kopf gleiten.
K apitel 33
I n dem Augenblick, als das Metall meine Haut berührt, befinde ich mich mitten in einem Wirbelwind von Licht und Farben, die vor meinen Augen aufblitzen, strahlend, quälend, blendend in ihrem Glanz. Ich grabe die Finger in Bensons Arm, auf der Suche nach etwas, woran ich mich festhalten kann, um nicht fortgerissen zu werden.
Doch der Sturm tobt nur in meinem Kopf, und schnell muss ich die Augen vor der Welt verschließen und versuchen, den Aufruhr in mir zu beruhigen, auf ein vernünftiges Maß zu dämpfen. Während sich der Schmerz aufbaut, klammere ich mich an den Gedanken an Linderung. Rebecca hat das schon mal gemacht; sie weiß, wie man damit umgeht . Verzweifelt überlasse ich ihr meinen Verstand und irgendwie nimmt sie mir tatsächlich die über mich hereinbrechenden Erinnerungen
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