Der Kuss der Göttin (German Edition)
Augenblick, als Bensons Lippen meine berührten, kaum noch an Quinn gedacht habe.
K apitel 9
U nd, hast du ihn wiedergesehen? Deinen mysteriösen, ähm, Typ ?«
Kein Drumherumreden, keine Begrüßung, kein Smalltalk. Elizabeth kommt gleich zur Sache.
»Kurz«, antworte ich, und die Worte sind aus meinem Mund, bevor mir einfällt, dass es wieder im Garten meiner Tante und meines Onkels war. Wird sie es Reese und Jay erzählen? Wird sie mich zwingen, die Polizei zu rufen? Das sollte sie. Zumindest glaube ich, sie sollte es. Mein Verstand ist immer noch ein Durcheinander aus Entzücken und Verwirrung wegen Benson. Wegen Quinn. Kleine Details wie Zeit und Ort scheinen nicht festgehalten zu werden.
»In der Öffentlichkeit?«
Ich nicke sofort und hoffe, sie spürt die Lüge, den Verrat nicht.
»Aha, und was«, beginnt Elizabeth, und sie spricht langsam, als müsse sie überlegen, was sie als Nächstes sagen soll, und bräuchte die zusätzlichen Sekunden, um sich zu entscheiden, »was genau zieht dich zu ihm hin? Ich meine, ich nehme einmal an, dass du dich von ihm angezogen fühlst«, sagt sie mit einem leichten Lachen und tippt mit ihrem Stift abwesend auf ihren Notizblock.
Ich zwinge mich, nicht mehr an Benson zu denken – mich auf Quinn zu konzentrieren. Nur ein paar Minuten. »Ich … ich weiß es nicht genau. Er …« Ich zögere, doch dann sprudeln die Gefühle aus mir heraus, noch bevor ich weiß, was ich sage. »Bei ihm fühle ich mich wie ein ganz neuer Mensch. Ich weiß, das hört sich komisch an, aber so ist es. Er macht mich glücklich, dass ich … existiere. Insgesamt.« Ich klinge so lahm. Aber obwohl mir das bewusst ist, häufen sich die Emotionen weiter an – der Schmerz in mir, von dem ich nicht einmal weiß, dass er da ist, bis er ihn verschwinden lässt, die Art, wie er mich vom Boden löst, mich befreit, sodass ich fliegen kann.
Ich schlucke. Woher kommt das alles? Ich habe nur ein paar Worte mit ihm gewechselt und habe buchstäblich gerade erst gestern mit Benson geknutscht.
Es ist beinahe, als wäre ich zwei Personen – eine, die pausenlos an Benson denken muss … und eine, die pausenlos an Quinn denken muss. Ich schweige lange – minutenlang, glaube ich –, während Elizabeth mich eindringlich ansieht und ihren Stift herumwirbelt. Bin ich in beide verliebt? Oder zeige ich nur Symptome dieses »gesellschaftlich unangemessenen Verhaltens«, von dem meine Neurologen ständig reden?
»Tavia«, sagt Elizabeth nach einer Weile und legt ihren Notizblock und den Kugelschreiber auf den braunen Couchtisch vor mir. »Ich habe langsam das Gefühl, als würdest du mir etwas verschweigen. Aufgrund dessen, was du mir erzählt hast, habe ich das Gefühl, ich müsste mir Sorgen um deine Sicherheit machen. Aber du scheinst diese Sorge nicht zu teilen. Gibt es etwas, das du mir über diesen Jungen sagen möchtest?«
»Er ist irgendwie anders«, sage ich, um Zeit zu gewinnen.
»Ist er gut aussehend?«, fragt Elizabeth mit hochgezogener Augenbraue und einem mädchenhaften Unterton. Ich muss lächeln und werde vielleicht auch ein bisschen rot, als ich an seine seidigen blonden Haare und seine blassgrünen Augen denke.
An diesen perfekten Körper.
Jetzt wird mir warm.
Ich beschreibe ihn Elizabeth ganz allgemein: groß, blond, ziemlich braun gebrannt. Aber diese Teile ergeben zusammengenommen nicht ihn . Er ist mehr. Unendlich mehr . Meine Finger zeichnen die Tischkante nach und ziehen den Stift und den Block näher. »Er hat diesen Blick«, sage ich, und ich sehe meinen eigenen Fingern kaum zu, als sie seine Gesichtszüge umreißen – diese dramatischen Konturen, die so einzigartig an Quinn sind.
Ich bin halb fertig mit der groben Skizze, bevor ich merke, dass ich zeichne.
Ich zeichne .
Meine Hände beginnen so zu zittern, dass ich den Stift nicht wieder aufs Papier setzen kann, ohne Wellenlinien zu produzieren. Ich bin mit dem Gedanken an Benson hierhergekommen und jetzt zeichne ich Quinn. Ich zeichne zum ersten Mal seit dem Unfall, und …
Ich knalle den Stift auf den Tisch.
»Tavia.« Elizabeths Stimme ist so leise, dass meine Ohren sie kaum hören, aber mein Verstand klammert sich an ihre Worte wie an eine Rettungsleine und hält sich fest, um die Panik abzuwehren, die droht, mich zu zerquetschen. »Es ist okay. Es ist nur eine Skizze. Ein Werkzeug, um mir zu sagen, was du gesehen hast.«
Ich blicke zu ihr auf, in meinen Augen dämmert die Erkenntnis. Sie hat ihren Block hingelegt. Nahe
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