Der Kuss der Göttin (German Edition)
Einen Stift. Einen Dollar. Hundert Dollar. Irgendwas.«
Zum Beispiel Wasser, das jemanden in einem Haus ertränken könnte? Das fühlt sich alles meinem Albtraum zu nahe an, und was auch immer ich tun kann – es gefällt mir nicht.
Aber ich kann es nicht ignorieren.
Ich hole tief Luft und dränge meine Furcht zurück. Ich muss es herausfinden.
Nur dass ich keine Ahnung habe, was ich tun soll.
Am Ende beschließe ich, dass es das Beste ist, wenn ich es mit einer Wiederholung von gestern Abend versuche. Ich senke die Hand, habe vor, in meiner Tasche nachzusehen, doch bevor ich dort ankomme, schließen sich meine Finger um etwas Schlankes, Rundes.
»Oh, Mist!«, rufe ich überrascht aus und lasse es fallen. Der Stift fällt zwischen unseren Füßen auf den Boden. Ich hatte nicht erwartet, dass es so einfach wäre. Irgendwie passt es mir gar nicht, dass es so einfach war.
»Ich habe ihn«, flüstert Benson und bückt sich rasch.
Er hält den Stift zwischen zwei Fingern und mustert ihn. Dann wirft er mir einen Blick zu, holt eine Karteikarte aus seinem Rucksack und schreibt seinen Namen darauf, bevor er den Stift wieder auf den Boden legt und die Karteikarte daneben.
Eine ganz neue Art von Spannung liegt in der Luft.
Eine Minute.
Zwei.
Drei.
Vier Minuten vergehen, und meine Fingerspritzen sind ganz weiß, so fest presse ich sie an meine Schenkel. Dann, ohne Vorwarnung, ist der Stift weg.
Und Bensons Name auf der Karteikarte ebenfalls.
»Also gut«, sagt Benson mit einer Stimme, die beiläufig klingen würde, wenn da nicht dieser leicht brüchige Unterton wäre, »jetzt wissen wir, warum dein Labello so schlecht wirkt.«
Hatte ich nicht eine Bemerkung gemacht, dass es mir vorkam, als müsse ich alle fünf Minuten neuen auftragen? Aber wie hätte ich auf die Idee kommen sollen, dass er wirklich verschwand?
»Tu’s noch mal«, flüstert Benson, die Zähne so fest zusammengebissen, dass mir meine eigenen wehtun.
»Nein«, flüstere ich zurück. Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. Das Ganze macht mir Angst, und ich will, dass es aufhört.
Er sieht aus, als wolle er etwas sagen, dann dreht er sich abrupt um, schnappt sich die Süßigkeitendose, wickelt ein Milky Way aus, stopft es sich in den Mund und beginnt, das nächste auszupacken, bevor er überhaupt angefangen hat zu kauen. Manche Leute sind Frustesser; anscheinend ist Benson ein Denk-Esser.
Als fiele ihm plötzlich wieder ein, dass ich noch da bin, hält er mir die Dose hin, und ich nehme mir drei. Ein paar Minuten kauen wir beide schweigend, und ich habe den Verdacht, die Süßigkeiten helfen ihm mehr beim Konzentrieren als mir. Das Schweigen ist trügerisch kameradschaftlich, nur unterbrochen vom Knistern der Verpackungen.
Benson beugt sich auf den Ellbogen vor, die Finger verschränkt, und starrt mich mit festem Blick an, bis ich den Drang unterdrücken muss, mich unter seinem Blick zu winden. Ich wünschte, er würde meine Hände halten. Vielleicht wieder mit den Fingern an meinen Beinen hinaufstreichen. Irgendetwas, das mich daran erinnert, dass er da ist.
Aber er bleibt sitzen – schweigend und auf Distanz.
»Es passt sicher alles irgendwie zusammen«, sagt Benson nach einer Weile, und ich nicke. Aber es ist, als versuche man ein Puzzle nur mit der Hälfte der Teile zusammenzusetzen.
Und ohne das Bild auf der Schachtel.
Ganz zu schweigen von der Todesdrohung, die über einem hängt, wenn man es nicht schnell genug löst.
»Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, wie«, gebe ich zu.
»Na ja, du kannst Sachen machen. Wenn jemand das herausfindet, will er dich sicher benutzen, oder?« Er schluckt und schiebt dann einen halb aufgegessenen Schokoriegel von sich, als habe er den Appetit verloren.
Ich dagegen habe meinen wiedergefunden. Ich fange an, ein Kit Kat auszupacken.
»Vielleicht verstecken sie dich vor solchen Leuten.«
»Was, damit ich einen großen Haufen Diamanten machen kann, der in fünf Minuten wieder verschwindet?«, sage ich mit vollem Schokoladenmund.
Benson zuckt die Achseln. »Vielleicht würde es mit irgendeiner Art – ich weiß nicht, Training? – nicht verschwinden.«
»Das könnte sein«, sage ich, während ich in der Dose nach einem Snickers wühle. »Aber wenn das so wäre, warum sollten sie es mir nicht sagen?«
»Stress, Regeneration«, sagt Benson und breitet die langen Arme aus. »Es klingt zumindest, als wollte Reese es dir sagen.«
»Vielleicht.« Ich will nicht, dass er sie zu Guten macht. Wenn
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