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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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Nachricht, bevor oder nachdem sie Greg getötet hatte?
    Ich greife noch einmal in das Paket und berühre etwas, was sich fest und lederartig anfühlt. Als ich es herausziehe, halte ich ein Buch in den Händen. Ein sehr altes Buch.
    Ich ziehe es auf meinen Schoß, Staub bleibt an meiner Jeans haften. Meine Finger wandern über die trockene, abgenutzte Oberfläche. Es muss wirklich uralt sein. Als ich den Deckel anhebe, knackt der Buchrücken.
    Die erste vergilbte Seite ist leer, bis auf drei Wörter in einer steifen, makellosen Handschrift:
    Für die Verfluchten
    Mir stockt der Atem, doch dann gleite ich mit der Hand über die Seite und blättere um.
    7. Januar 1750
    William und Julia gehören nicht zusammen. Ihre Verlobung ist nichts weiter als ein Geschäft. Jetzt, da er sich in mich verliebt hat, will er mich heiraten und nicht sie. Er hat mir versprochen, dass er die Verlobung auflösen wird.
    Ich vermute, sie wird seinem Wunsch nicht ohne Weiteres nachkommen, denn sie ist hinter Williams Titel her. Sie wird um ihn kämpfen, wenn er versucht ihr den Laufpass zu geben. Ich hoffe, er bleibt standhaft.
    Als er es heute Abend wagte, auf dem Harksbury Ball mit mir zu tanzen, sah ich es in ihren Augen. Noch bevor die Melodie verklungen war, wusste ich, dass ich eine Sünde begangen hatte. Beschämt stand ich daneben, als er log, um sie zu besänftigen. Er habe nur höflich sein wollen, weil mich niemand sonst um einen Tanz gebeten habe. Als Gentleman habe er mich auffordern müssen. Ein Tanz aus Mitleid.
    Doch sie kochte vor Wut und ich wusste, dass nun etwas zwischen uns stand.
    Sie wird alles tun, um ihn zu bekommen, um Herzogin zu werden. Deshalb müssen wir durchbrennen und heimlich heiraten. Will hat mich gebeten, einen Monat zu warten. Dann gehört er mir, nur mir allein.
    Charlotte
    18. Januar 1750
    Ich bin entsetzt. Julia weiß es. Sie weiß alles. Sie hat mich beim Kofferpacken erwischt und zur Rede gestellt. Sie glaubt, sie kann über mich bestimmen, nur weil ich ihre Gesellschafterin bin. Aber sie kann mir nicht vorschreiben, wen ich lieben darf.
    Sie sagte, ich sei eine Närrin, wenn ich ihm glaube. Sie sagte, er demütige sie, sei aber moralisch verpflichtet, sie zu heiraten. Ihre Worte hinterließen einen dumpfen Schmerz in meiner Brust. Sie lügt. Ich bin es, die gedemütigt wurde. Aber ich bin nicht mehr als eine Dienerin. Ich kann ihn nicht zwingen, mich zu heiraten. Zum ersten Mal bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich in den letzten Monaten das Richtige getan habe.
    Aber ich muss ihm vertrauen. Er liebt mich. Er wird all seine geflüsterten Versprechen einlösen. Es bleibt mir nichts anderes, als ihm zu glauben. Denn ich kann nicht mehr ungeschehen machen, was ich getan habe.
    Charlotte
    7. Februar 1750
    Will wollte in der letzten Nacht herkommen und mich mitnehmen. Ich saß drei Stunden zitternd vor Kälte auf einem umgekippten Eimer hinter den Ställen, aber er kam nicht. Ich musste einen Stallknecht bitten, mir ein Pferd zu satteln, und ritt zu seinem Anwesen. Aber auch das war vergeblich, denn man sagte mir, er sei mit Freunden nach Norden zur Jagd aufgebrochen. Wie konnte er das ausgerechnet jetzt tun?
    Ich war gezwungen, nach Hause zurückzukehren. Julia kam schnell dahinter, wo ich gewesen war. Voller Wut stürzte sie sich auf mich. Und wenn der Diener ihres Vaters nicht gewesen wäre, hätte sie mich ernsthaft verletzt. Ihr Vater entließ mich nur eine Stunde später ohne ein Empfehlungsschreiben.
    Als ich heute Nachmittag an der Treppe stand und auf die Kutsche wartete, die mich fortbringen sollte von dem einzigen Heim, das ich in den letzten zwei Jahren hatte, kam Julia mit wehendem Haar herbeigeritten. Ich hatte sie noch nie so wild gesehen, und als ich den Ausdruck in ihren Augen bemerkte, zog sich mein Magen zusammen.
    Sie sprang vom Pferd und schleuderte etwas nach mir. Es war irgendein schimmernder Puder und ich bekam einen Hustenanfall davon. Während ich diese Zeilen viele Meilen entfernt in einem schäbigen Gasthaus schreibe, brennt es noch immer in meiner Lunge.
    Sie sprach einen Fluch aus. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Blick Furcht einflößend, als sie mir an den Kopf warf, ich würde genauso einsam und unglücklich enden, wie sie es gerade sei. Ich würde dafür bezahlen, dass ich versucht habe, ihr den Verlobten wegzunehmen. Ich versuchte ihr zu erklären,

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