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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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weil sie nicht ahnen konnte, dass durch seinen Tod eine Welt für mich zusammengebrochen ist?
    Sie kaut auf der Innenseite ihrer Wange. »Ich habe ihnen nur gesagt … dass wir … geredet haben. Und dass ich mir erst mal darüber klar werden muss, was ich von all dem halten soll.«
    Ich nicke aus bloßer Ratlosigkeit. »Oh, äh, danke«, stammle ich schließlich.
    Sie lächelt. »Steht der DVD -Abend heute noch auf dem Plan?«
    Ich blinzele. Mein Gesichtsausdruck muss mich verraten haben, denn sie lehnt sich an den Spind neben uns und senkt die Stimme. »Ich weiß, dass das irgendwie eigenartig klingt … Es ist nur …« Sie neigt sich ganz nahe zu mir herüber. »Ich bin so durcheinander. Manchmal bin ich irre wütend auf dich. Aber dann fällt mir wieder ein, was ich dir in den letzten zwei Jahren angetan habe. Eigentlich hast du genug gelitten. Was soll ich mir für uns beide wünschen? Ich weiß es nicht. Aber wenn du es mit mir zusammen herausfinden willst …«
    Ich nicke und beiße die Zähne zusammen. Ich möchte lachen, weinen, sie umarmen, einfach alles auf einmal. Dennoch zwinge ich mich, so zu tun, als ließe mich Siennas Friedensangebot ungerührt.
    Â»Gestern hab ich mich einen Nachmittag lang so gefühlt wie früher, bevor Steven gestorben ist. Vielleicht ist es dumm, aber was ist falsch daran, sich zu wünschen, dass er noch lebte? Wahrscheinlich kann es zwischen uns beiden nie mehr so sein wie früher. Trotzdem sollten wir unsere Freundschaft nicht aufgeben.«
    Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter. Ich will ihr sagen, dass ihr Wunsch ganz und gar nicht dumm ist. Denn ich hoffe dasselbe. Mehr als alles andere auf der Welt wünsche ich mir, dass das alles nicht passiert wäre.
    Vielleicht kann ich unsere Freundschaft wieder aufleben lassen, weil ich jetzt weiß, was ich bin und wozu ich fähig bin. Ich werde einfach vorsichtiger sein. Ich habe es satt, allein zu sein.
    Â»Also … was ist mit unserem Filmabend?« Sie tut so, als hätte sie mir nicht gerade ihr Herz ausgeschüttet.
    Â»Ja«, sage ich. »Das wäre toll.«
    Â»Super, ich komme so gegen sechs vorbei«, erwidert sie und wirft ihr Haar zurück. Sie dreht sich um, aber ich halte sie auf.
    Â»Danke«, sage ich. »Für … du weißt schon.«
    Ihr Blick wird wieder sanft und sie nickt nur.
    Ich blicke ihr nach, dann drehe ich mich zu meinem Spind um. Ich weiß nicht, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Und obwohl ich so gerne voller Hoffnung in die Zukunft blicken möchte, nagt noch immer die Angst an mir.
    Ich stehe in der Cafeteria in der Warteschlange und klopfe mit meiner Chipkarte auf den Tresen, als ich eine Hand auf meinem Rücken spüre.
    Â»Hallo«, höre ich Cole sagen.
    Ich drehe mich um und habe sofort Schmetterlinge im Bauch. »Hi.« Ich spüre, wie ich rot werde.
    Â»Ich hab dir einen Platz frei gehalten.«
    An Siennas Tisch warten zwei leere Stühle auf uns.
    Â»Oh, ich …«
    Â»Geht schon in Ordnung, versprochen. Iss einfach mit uns – um der alten Zeiten willen.«
    Ich schlucke. Ich zögere, diesen großen Schritt zu tun. Ich habe das Ganze eigentlich langsam angehen wollen.
    Ich halte der Frau an der Essenausgabe mein Tablett hin und sie legt ein Stück Pizza darauf.
    Â»Komm schon. Ein Nein lasse ich sowieso nicht gelten.«
    Dann lächelt er wieder so umwerfend und ich nicke mechanisch, bezahle mein Essen und folge ihm quer durch die Cafeteria. Er setzt sich neben Patrick, Siennas Freund, und ich nehme ganz außen Platz. Ich sitze an ihrem Tisch … aber ich gehöre nicht dazu.
    Für eine ganze Weile sagt niemand ein Wort. Ich beiße ein Stück Pizza ab und wünschte, ein großes Loch würde sich im Boden auftun und mich verschlucken.
    Â»Wie geht es deiner Grandma?«, fragt Kristi.
    Â»Gut«, antworte ich.
    Â»Ich habe sie schon ewig nicht gesehen.«
    Mehr als zwei Jahre. »Sie stickt ziemlich viel. Wenn jemand einen selbst gemachten Kissenbezug haben möchte …«
    Nicki und Kristi kichern und mit einem Mal muss ich auch lächeln. »Im Ernst: Ich habe mindestens sechs Bezüge in meinem Schrank. Die kann ich unmöglich alle benutzen, aber sie macht immer weiter. Und ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn sie den Wäscheschrank öffnet und ihr

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