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Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
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geben.«
    Â»Oh.« Mein Mund wird trocken. Ich halte inne und umklammere krampfhaft den Löffel. »Du hast es zwei Jahre lang aufgehoben?«
    Sie nickt.
    Â»Wieso?«
    Sie zuckt nur die Schultern.
    Mit einem Kloß im Hals lächle ich sie an und greife nach dem Geschenk. Ein zartes – wenn auch ein wenig zerdrücktes – weißes Stück Seidenpapier ragt aus dem glänzenden blau-weiß gepunkteten Tütchen heraus. Ich stecke meine Hand hinein – das Tütchen ist so klein, dass sie kaum hineinpasst – und ziehe es heraus.
    Als ich das Papier auseinanderfalte, macht mein Herz einen Sprung. Darin befindet sich ein selbst gemachtes Armband aus Glasperlen. Winzige silberne Muscheln und Seesterne hängen daran. Es wird von einem kleinen silbernen Verschluss zusammengehalten. Sienna muss Stunden gebraucht haben, um die filigranen blauen, grünen und türkisfarbenen Perlen aufzufädeln. Es ist einfach perfekt.
    Ihre blauen Augen strahlen vor lauter Erwartung. Wenn sie so glänzen, sehen sie genau wie Stevens Augen aus.
    Das ist nicht nur ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Es ist eine Einladung. Eine Einladung, dort weiterzumachen, wo wir aufgehört haben. Und obwohl ich weiß, dass es wahrscheinlich die falsche Entscheidung ist, lächle ich Sienna an und murmele ein Dankeschön. Ich lege mir das Armband ums Handgelenk und Sienna hakt den Verschluss ein.

Kapitel 15
    Am nächsten Tag in der Schule fühle ich mich ganz beklommen. Alles verändert sich so schnell. Meine nächtlichen Schwimmstunden im See sind die einzige Konstante. Als ich durch die Doppeltüren trete, weiß ich nicht, was mich erwartet. Nach nur drei Schritten stößt mich eine Schulter an, nur ganz leicht, aber ich schrecke trotzdem auf. Bevor ich sehen kann, wer es war, fällt mir jemand anderes ins Auge – ein dunkelhaariger Junge, der mit Sienna befreundet ist. Er blickt starr geradeaus, als würde er mich gar nicht wahrnehmen. Aber anstatt mich anzurempeln wie in der letzten Woche, geht er einfach an mir vorbei. Ich spüre ein Kribbeln im Rücken. Was hatte dieser Blick eben zu bedeuten?
    Ich sehe mich prüfend um. Kristi, die mich sonst genüsslich meidet, um Sienna ihre Loyalität zu beweisen, lächelt schwach, bevor sie vorbeieilt.
    Kann man seinen Herzschlag in der Magengegend spüren? Genauso fühlt es sich im Moment an.
    Aber ich war in der letzten Nacht in meinem See schwimmen, mir dürfte eigentlich nicht übel sein. Also ist es reine Nervosität. Irgendetwas stimmt hier nicht. Und das hat sicher mit dem Besuch bei Sienna gestern zu tun.
    Da sehe ich Nicki vor mir und will schon fast durch eine Seitentür verschwinden, doch sie nickt grüßend in meine Richtung. Ich stolpere fast.
    Es ist als wäre ich wieder … normal. Als gehörte ich wieder zu meiner alten Clique und die anderen Schüler hätten nichts mehr gegen mich. Als wäre aller Hass verschwunden.
    Ich bin hin- und hergerissen, weiß nicht, ob ich wie eine Idiotin grinsen oder mich im Waschraum verstecken soll. Am liebsten würde ich einfach in die Vergangenheit hineinschlüpfen wie in eine perfekt sitzende Jeans. Zurückkehren in eine Zeit, in der ich mich manchmal kaputtlachen konnte, bis ich Seitenstechen bekam.
    Aber ein Teil von mir weiß, dass ich nie wieder auf den alten Weg zurückkann, denn er würde zu noch mehr Toten führen. Sienna ist eine Sache, aber die ganze Clique? Sie würden mich zu Partys einladen oder zu Footballspielen mitnehmen. Das macht mir Angst, sosehr ich es mir auch wünsche. Meine anderen Freunde hätten Erwartungen und würden Fragen stellen.
    Als mir Sienna mit einem ungezwungenen Lächeln entgegenkommt, schiebe ich die Hände in die Taschen meiner Fleecejacke. Sie trägt kniehohe schwarze Lederstiefel zu einem kakifarbenen Rock und einem weinroten Rollkragenpullover und beweist somit einmal wieder, dass sie zur A-Klasse auf dieser Schule gehört.
    Â»Hallo.«
    Ich nicke. »Hallo. Hast du den anderen etwas erzählt?« Ich verstumme, denn ich weiß nicht, was ich als Nächstes sagen soll. Den anderen was erzählt? Dass wir fast zwei Stunden zusammen verbracht haben, ohne uns gegenseitig die Augen auszukratzen? Dass sie mich nur deswegen die ganze Zeit für ein Miststück gehalten hat, weil sie nicht wusste, dass ich heimlich in ihren Bruder verliebt war? Und

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