Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss der Sirene

Der Kuss der Sirene

Titel: Der Kuss der Sirene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mandy Hubbard
Vom Netzwerk:
willst mich auf den Arm nehmen«, sagt er. »Oder weißt du wirklich nicht, was ein Nix ist?«
    Ich schüttele den Kopf und versuche das flaue Gefühl im Magen zu ignorieren.
    Erik seufzt und fährt mit der Hand durch sein blondes Haar. »Dir hat nie jemand von uns erzählt?« Er hält lange genug inne, um den verwirrten Ausdruck in meinem Gesicht zu erkennen. »Wow … ich …« Er nimmt einen langen, tiefen Atemzug. »Du bist dazu verdammt jede Nacht zu schwimmen, stimmt ’ s? Ein schrecklicher Fluch lastet auf dir. In den vergangenen Jahrhunderten gab es nur wenige deiner Art, allenfalls ein paar Dutzend. Sie hatten den Fluch durch Zorn, Eifersucht und Bosheit auf sich gezogen. Manche dachten, es wäre Voodoo oder irgendein anderer Zauberbann.«
    Er blickt in meine weit aufgerissenen Augen und nickt dann.
    Â»Uns Nixe gibt es schon ein paar Jahrhunderte länger«, erklärt er und deutet auf den See. »Unsere Anfänge liegen im Mittelalter. Nixe zieht es zu Flüssen hin, aber sie haben nicht den Drang, darin zu schwimmen. Die Nähe des Wassers beruhigt uns.« Er hält inne. »Warum setzt du dich nicht hin?«
    Ich schüttle den Kopf, denn ich kann mich nicht von der Stelle rühren. Schließlich zieht er seine Jacke aus, legt sie neben den Baum auf den Boden und nötigt mich dazu, Platz zu nehmen. Dann kniet er sich vor mich hin.
    Â»Du darfst jetzt nicht durchdrehen, okay? Ich werde dir alles erklären. Du musst es nur eine Weile hier mit mir aushalten.«
    Er macht eine Pause, um sicherzugehen, dass ich nicht wegrenne.
    Dann fährt er fort. »Die ursprünglichen Nixe waren eitle, stolze Männer. Menschen, keine Wassergeschöpfe. Viele stammten aus dem Adel. Daneben gab es auch Hexen, Zauberinnen, Voodoopriesterinnen, wie immer man sie nennen mag. Alle waren wunderschön und umgarnten auf Bällen und Festen die Männer. Erst als ihre Opfer sich in sie verliebten, zeigten sie ihre wahre, hässliche Natur.«
    Er starrt in die Ferne, als würde bei diesen Worten ein Film in seinem Kopf ablaufen. »Wenn sich die Männer von ihnen abwandten, fühlten sich die Frauen betrogen und verachtet und verfluchten sie zu einem einsamen Dasein ohne Liebe. An eines aber hat nie jemand gedacht: Wenn ein Nix und eine Sirene aufeinandertreffen … ist alles anders. Unser beider Fluch besteht darin, dass wir niemals um unserer selbst willen geliebt werden. Wenn aber zwei verfluchte Wesen zusammenfinden, kann jeder hinter dem trügerischen Äußeren des anderen den Menschen erkennen.«
    Ich bin ganz starr und spüre nur die raue Baumrinde an meinem Rücken.
    Â»Das ist nicht möglich«, sage ich. Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern.
    Â»Doch, das ist es. Ich bin dein Gegenstück. Wir können einander von dem Fluch befreien.«
    Â»Wie? Wann? Wieso?« Unzählige Fragen schießen mir durch den Kopf. »Und warum hast du dann die ganzen letzten Wochen mit mir in einer Klasse gesessen und nichts getan?«
    Â»Es tut mir leid. Ich musste erst sichergehen, dass du wirklich eine Sirene bist.«
    Ich schlucke, mein Atem geht flach.
    Â»Wenn du dich als Sirene in einen Nix wie mich verliebst und er deine Liebe erwidert, bist du frei. Also … sollten wir mehr Zeit zusammen verbringen. Um herauszufinden, ob wir einander lieben können.«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich kenne dich doch gar nicht.« Sofort kommt mir ein zweiter Gedanke. »Hast du schon jemanden getötet?« Ein Schauer läuft mir über den Rücken und ich zucke unwillkürlich zurück. Dabei stoße ich mir den Kopf am Baum an.
    Eriks helle blaue Augen leuchten noch heller, als ihm klar wird, worauf ich hinauswill. »Nein, ich habe niemanden getötet. Noch nicht. Das hat mich immer angetrieben, nach dir zu suchen. Ich musste dich finden, bevor es passiert. Denn an meinem achtzehnten Geburtstag erfüllt sich der Fluch.«
    Er hat nach mir gesucht? Ich kann seinen Fluch brechen? Ich versuche mein rasendes Herz zu beruhigen und meine Hände ruhig zu halten. »Dein achtzehnter Geburtstag? Aber bei mir war es …«
    Â»Der sechzehnte, ich weiß. Bei uns ist alles ein wenig anders. Wir Nixe singen auch nicht.«
    Â»Und wie …?«
    Â»Ich wünschte …« Er räuspert sich. »Ich wünschte, es wäre Gesang. Nixe locken Frauen nicht ins Wasser. Wir halten

Weitere Kostenlose Bücher