Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Schluss für heute”, rief sie den Arbeitern zu. “Es ist fast sechs, ihr könnt jetzt Feierabend machen.”
Die Männer brummten zustimmend und fingen an, ihre Arbeitsutensilien zusammenzuräumen, während Lotte sich nur noch leicht hinkend auf den Rückweg zum Schloss machte. Petters Salbe hatte tatsächlich Wunder gewirkt.
Beim Rückweg wanderten ihre Gedanken zu der Verabredung mit Viggo Tjaderborg. Sie hatte noch immer keine rechte Vorstellung davon, was sie erwartete. Was der Gutsverwalter wohl von ihr wollte? Und warum machte er ein so großes Geheimnis daraus?
Um was auch immer es gehen mochte, es konnte keinesfalls schaden, sich gut mit Tjaderborg zu stellen. Der Mann besaß gute Kontakte, und die konnten ihr unter Umständen einmal sehr nützlich werden – wenn sie es richtig anstellte.
Langsam ging sie zum Schloss zurück. Im Schloss ließ sie sich schwer aufs Bett sinken, denn nach dem Fußmarsch schmerzte der Knöchel doch wieder. Dann ergriff sie ihr Handy und wählte die Nummer ihrer besten Freundin, um sich zu erkundigen, wie in Deutschland alles lief. Aber im Grunde diente das eher als Vorwand. In Wahrheit brauchte sie einfach dringend jemanden zum Reden.
“Lotte!”, rief Clarissa erfreut. “Ich dachte schon, du meldest dich überhaupt nicht mehr!”
Schuldbewusst senkte Lotte den Kopf, weil sie sich schon längst bei Clarissa hätte melden sollen. “Tut mir leid, aber ich hatte wirklich jede Menge um die Ohren.”
“Kann ich mir vorstellen. Und, wie ist es so?”
“Der Park von Kärlekholmen Slott ist wirklich ein Traum. Ich sehe förmlich vor mir, wie er in ein paar Wochen aussehen wird, wenn alles fertig ist.”
“Aber dich bedrückt etwas, stimmt’s?”
Clarissa kannte sie einfach zu gut. Lotte konnte ihr nie lange etwas vormachen. “Ja, du hast recht. Es geht um Lorenz.”
“Deinen Ex? Wie kommst du gerade jetzt auf ihn?”
“Weil er hier ist, hier bei mir!”, platzte es aus Lotte hervor, und sofort spürte sie, wie die Last auf ihren Schultern ein wenig leichter wurde. “Er ist der Landschaftsarchitekt, mit dem ich zusammenarbeiten soll. Kannst du dir das vorstellen?”
“Das ist ja ein Ding!” Einen Moment herrschte am anderen Ende der Leitung schockiertes Schweigen. Dann räusperte Clarissa sich. “Oje, das hat dir gerade noch gefehlt, was?”
“Das kannst du laut sagen!”
“Und? Geht es denn einigermaßen?”
“Ich weiß nicht recht. Es ist schon ziemlich komisch, ihm plötzlich wieder gegenüberzustehen. Nach allem, was damals zwischen uns passiert ist …”
“Hat er dich wenigstens um Verzeihung gebeten?”, wollte Clarissa wissen. “Das wäre ja wohl das Mindeste, wenn man bedenkt, wie unmöglich er sich damals benommen hat!”
Lotte lachte bitter. “Nein, entschuldigt hat er sich nicht gerade. Ganz im Gegenteil sogar: Er scheint zu glauben, dass ich an allem schuld bin!”
“Das ist doch lächerlich!”, rief Clarissa. “Wenn jemand einen Grund hat, wütend zu sein, dann ja wohl du!” Sie zögerte kurz, bevor sie schließlich weitersprach: “Sag mal, da bahnt sich doch hoffentlich nicht wieder etwas zwischen euch an?”
Erst wollte Lotte das empört verneinen, dann begann sie zu schluchzen. “Ach, Clarissa, es ist alles so fürchterlich kompliziert!”
“Ihr habt doch nicht etwa …”
“Wir haben uns geküsst”, gab sie zu. “Zweimal!”
“Obwohl er …”
“Ich weiß ja, ich weiß! Meinst du etwa, ich habe vergessen, was er mir angetan hat? Es ist nur so, dass … Ich weiß es selbst nicht so genau. Zwischen uns knistert es irgendwie noch immer ziemlich heftig. Wenn er in meiner Nähe ist, setzt mein Verstand einfach aus. Ach, Clarissa, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll!”
“Und jetzt willst du einen Ratschlag von deiner besten Freundin, stimmt’s?” Clarissa lachte leise. “Dabei dürfte dir doch bekannt sein, dass meine Beziehungen regelmäßig in Katastrophen enden. Glaubst du also wirklich, dass ich mich zum Partnerschaftsberater eigne?” Sie seufzte. “Aber wenn du meine Meinung wirklich hören willst: Hör einfach auf dein Herz. Es wird dir sagen, was du tun sollst.”
Plötzlich fiel Lottes Blick auf ihren Wecker neben dem Telefon auf dem Nachttisch. Es war bereits kurz nach sieben. Sie bedankte sich bei Clarissa, beendete das Gespräch, sprang vom Bett auf und eilte ins Bad. Jeden Moment konnte Viggo Tjaderborg vor ihrer Tür stehen, um sie abzuholen.
Nachdem sie sich sparsam mit ein wenig Make-up
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