Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
gelöst hatten, die ihr Gesicht umschmeichelten.
Wie schön sie doch war! Aber bei aller Bewunderung durfte er nicht vergessen, was hinter dieser attraktiven Fassade steckte. Er musste sich vor Augen halten, dass sie nicht die liebenswerte, freundliche Frau war, die sie vorgab zu sein.
Wer wusste das besser als er?
Rasch wandte er sich ab. “Ich bin okay”, erwiderte er brüsk und vermied es, sie anzusehen. “Und da es dir offensichtlich auch wieder gut geht, schlage ich vor, dass wir uns jetzt beide um unsere Arbeit kümmern. Ich für meinen Teil habe jedenfalls mehr als genug zu tun. Und wenn du deinen römischen Garten wirklich realisieren willst, solltest du langsam damit anfangen!”
Für einen Moment spürte er Lottes Blick noch auf sich ruhen, dann zuckte sie mit den Schultern und humpelte langsam und mühsam davon. Als Lorenz ihr seine Hilfe anbot, wehrte sie ab, obwohl sie heftige Schmerzen haben musste. Doch warum kümmerte ihn das eigentlich?
Er schüttelte den Kopf. Ihm war klar, dass es so nicht weitergehen konnte.
Aber was sollte er tun? Er konnte nicht gehen, sonst würde er Fjälldal Gard verlieren.
Irgendwie musste er sich mit der Situation arrangieren.
Fragte sich nur – wie?
Wenn doch nur Henk endlich zurückrufen würde!
“Ach, hier sind Sie!”
Am späten Nachmittag stand Lotte, auf einen Gehstock gestützt, den Petter ihr gegeben hatte, im Schlosspark und beaufsichtigte die Arbeiter, die die ersten Vorbereitungen für den geplanten römischen Garten trafen. Sie war überrascht, als Viggo Tjaderborg plötzlich auf der Baustelle auftauchte.
Der Verwalter der königlichen Güter war wie immer elegant gekleidet. Lotte dachte, dass er bei Hofe in seinem maßgeschneiderten Anzug und den glänzenden Lederschuhen sicher eine gute Figur abgab. Hier, im verwilderten Garten von Kärlekholmen Slott, wirkte er jedoch vollkommen fehl am Platze.
Fragend schaute sie ihn an. “Sie haben nach mir gesucht?”
“Ganz recht. Ich wollte Sie bitten, mich morgen Nachmittag aufs Festland zu begleiten. Es gibt da etwas, dass ich gern in Ruhe mit Ihnen besprechen würde.”
Erstaunt hob sie eine Braue. “Kommt Lorenz ebenfalls mit?”
“Nicht, wenn ich es verhindern kann.” Er lachte leise, als er Lottes verblüfften Gesichtsausdruck bemerkte. “Sie haben sicher bereits bemerkt, dass es zwischen uns einige Reibungspunkte gibt.”
“Das ist mir tatsächlich nicht entgangen. Aber wenn das, was Sie mit mir besprechen wollen, etwas mit dem Schlossgarten zu tun hat, halte ich es für besser, wenn wir Lorenz mit einbeziehen. Immerhin …”
“Es hat nichts mit dem Schlossgarten zu tun”, fiel Tjaderborg ihr ins Wort. “Wenigstens nicht im direkten Sinne.”
“Morgen ist es leider eher schlecht. Es gibt noch sehr viel zu tun, und Sie wissen ja, unser Zeitplan ist mehr als knapp bemessen.”
Tjaderborg seufzte. “Nun gut, ich gebe mich geschlagen. Aber dann essen Sie wenigstens mit mir zu Abend.” Offenbar merkte er, dass Lotte noch immer zögerte, denn er lächelte einnehmend. “Sie werden es gewiss nicht bereuen. Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen, von dem wir beide am Ende profitieren werden. Alles Weitere können wir dann später besprechen. Sie kommen doch, nicht wahr?”
Da sie für ihre Zukunftspläne jede Hilfe gebrauchen konnte, die man ihr anbot, willigte Lotte schließlich ein. “Also gut”, nickte sie. “Aber jetzt habe ich zu tun.”
Leise, um Lotte nicht auf sich aufmerksam zu machen, zog Lorenz sich zurück. Er war zu ihr gegangen, um sich noch einmal mit ihr auszusprechen. Dabei hatte er sie zufällig zusammen mit Tjaderborg gesehen.
Merkwürdig, was hatte Tjaderborg allein mit Lotte zu besprechen? Die Sache kam ihm komisch vor, und er spürte, dass Tjaderborg etwas gegen ihn im Schilde führte.
Er wusste nur noch nicht, um was es sich handelte.
7. KAPITEL
Z ufrieden ließ Lotte am frühen Abend des nächsten Tags ihren Blick über das Grundstück schweifen. Natürlich lagen noch mehrere Wochen harter Arbeit vor ihnen, dennoch waren bereits erste Fortschritte zu erkennen.
Bald schon musste sie sich auf die Suche nach den richtigen Pflanzen, Blumen und Bäumen machen. Diese Aufgabe fand sie immer ganz besonders spannend und aufregend, denn in ihrem Kopf existierte bereits eine ganz genaue Vorstellung davon, wie der Schlossgarten einmal aussehen sollte. Und genau dieses Bild galt es zu verwirklichen, alles andere würde sie nicht zufriedenstellen.
“So, Leute,
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