Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

“Ihren Lohn für die Zeit Ihres Aufenthalts auf Kärlekholmen werden Sie innerhalb der nächsten Wochen erhalten. Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte zu gehen? Ich habe noch einige wichtige Dinge zu erledigen.
Adjö!”
    Lorenz schüttelte den Kopf. “Oh nein, so einfach lasse ich mich nicht von Ihnen abspeisen. Ich verlange auf der Stelle zu erfahren, wer mich verleumdet hat!”
    Mit einem süffisanten Lächeln lehnte Tjaderborg sich auf seinem ledernen Bürosessel zurück. “Können Sie sich das wirklich nicht denken?”
    “Nein, das glaube ich nicht. Das ist wieder eins Ihrer miesen Spielchen!”
    “Glauben Sie, was immer Sie wollen. Aber jetzt verlassen Sie bitte mein Büro.”
    In Lorenz’ Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, als er sich ohne ein weiteres Wort abwandte und ging.
    Konnte es wirklich sein, dass Lotte …?
    Ein Teil von ihm weigerte sich, diese Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen. Andererseits: Lotte hatte schon einmal bewiesen, dass man sich auf sie nicht verlassen konnte. Wer sagte, dass sie nicht auch dieses Mal nur an sich dachte?
    Überleg doch mal! Sie hat dir erst alles über Tjaderborgs Angebot gesagt, als ihr praktisch keine andere Wahl mehr blieb …
    Außer sich vor Zorn ballte Lorenz die Hände zu Fäusten. Verdammt, er hatte sich tatsächlich schon wieder von ihr vorführen lassen!
    Er ging auf direktem Weg hinauf in sein Zimmer. Es war besser, wenn Lotte ihm nicht noch einmal über den Weg lief.
    Ansonsten konnte er für nichts mehr garantieren.

12. KAPITEL
    D a sich das Gespräch zwischen Lorenz und Tjaderborg länger hinzuziehen schien, war Lotte in den Garten gegangen, um die Arbeiten am Rosengarten zu beaufsichtigen. Hier und da packte sie mit an, sodass sie gar nicht bemerkte, wie die Zeit verging.
    Als sie zwei Stunden nach dem Mittagessen einen Blick auf die Uhr warf, runzelte sie die Stirn. Wo Lorenz nur steckte? Er konnte doch unmöglich noch immer oben in Tjaderborgs Büro sitzen!
    “Jungs, ihr müsst mal eine Weile ohne mich zurechtkommen”, wandte sie sich an die Arbeiter und machte sich auf den Weg zum Schloss. Auf halben Weg kam ihr ein finster dreinblickender Petter entgegen.
    “Petter, was ist los?”, rief sie und beschleunigte ihre Schritte. “Ist etwas passiert?”
    “Es geht um Lorenz”, erwiderte der alte Schwede betroffen. “Tjaderborg hat ihn gefeuert!”
    “Was?” Sie konnte es einfach nicht glauben. “Wo ist er? Ich muss unbedingt mit ihm sprechen!”
    “Das ist es ja gerade: Er ist vorhin zu mir runter in die Küche gekommen, hat sich verabschiedet und ist dann gleich in unser kleines Motorboot gestiegen. Ich habe noch versucht, ihn aufzuhalten, um noch einmal mit ihm zu sprechen, aber …”
    “Er ist schon weg? Das kann doch nicht sein! Er wäre doch nicht einfach gegangen, ohne sich von mir zu verabschieden!”
    Sie ließ Petter einfach stehen und lief hinunter zur Anlegestelle. Doch Lorenz war längst auf und davon. Ein frischer Wind wehte vom Meer her und brannte ihr in den Augen. Aber er war es nicht, der ihr die Tränen in die Augen trieb.
    Was war passiert? Vorhin beim Frühstück war doch noch alles in Ordnung gewesen! Und jetzt verschwand Lorenz plötzlich, ohne ein Wort des Abschieds oder der Erklärung?
    Ja, ohne ein Wort des Abschieds oder der Erklärung – genau wie damals, vor fünf Jahren! Hast du wirklich geglaubt, er hätte sich verändert?
    Einen Moment fühlte Lotte sich wie gelähmt. Der Schmerz darüber, erneut von ihm verlassen worden zu sein, ausgerechnet jetzt, wo sie ihm ihr Herz geöffnet hatte, traf sie vollkommen überraschend.
    Warum tat Lorenz ihr das an? Dann schüttelte sie den Kopf und befreite sich aus ihrer Erstarrung. Nein, hier stimmte etwas nicht! Sie konnte einfach nicht glauben, dass Lorenz einfach so gegangen war. Irgendetwas musste vorgefallen sein!
    Aber was? Tjaderborg – natürlich! Von Petter wusste sie, dass Lorenz gefeuert worden war. Bestimmt hatte der Gutsverwalter da irgendein krummes Spiel mit ihm gespielt.
    Und trotzdem – fest stand auch, dass Lorenz gegangen war, ohne sich von ihr zu verabschieden!
    Entschlossen wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht und kehrte zum Schloss zurück. Als sie vor der Tür zum Arbeitszimmer des Gutverwalters stand, trat sie ohne anzuklopfen ein.
    Viggo Tjaderborg, der zurückgelehnt hinter seinem Schreibtisch saß, richtete sich auf, als Lotte so überraschend ins Zimmer stürmte. “Was zum Teufel …?”
    “Warum ist Lorenz