Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
erzwungener Ruhe. “Geh und tritt mir nie wieder unter die Augen. Ich will dich nie mehr wiedersehen!”
“Aber Lorenz, kannst du mir denn nicht noch einmal eine Chance geben? Lilly und ich wohnen im Moment wieder bei meinem Vater, aber …”
“Tut mir leid, aber von mir kannst du keine Unterstützung erwarten. Dazu ist einfach zu viel passiert.”
“Es ist wegen Lotte, nicht wahr?” Ihre Augen verengten sich. “Du hast was mit Millas kleiner Schwester, gib’s doch zu! Ich hab gleich gesehen, dass da was läuft, so wie die geguckt hat, als ich ihr von uns erzählt habe.”
“Willst du damit sagen, Lotte war hier? Gerade eben?”, fragte Lorenz fassungslos.
Tatjana lachte höhnisch. “Und ob sie hier war! Du hättest sehen sollen, was sie für Augen gemacht hat, als ich ihr gesagt habe, dass wir verlobt sind!”
“Du hast
was
gesagt?” Er konnte es nicht fassen. “Geh, Tatjana! Verschwinde, ehe ich mich vergesse!”
Einen Moment erwiderte sie seinen wütenden Blick noch trotzig, dann holte sie ihre Tochter, setzte sie in den Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Stirnrunzelnd sah Lorenz ihr nach. Er wurde nicht ganz schlau aus dem, was sie gesagt hatte. War Lotte wirklich hier auf Fjälldal Gard gewesen, um mit ihm zu sprechen? Aber warum?
Wie auch immer, im Grunde sollte er Tatjana sogar dankbar sein, denn sie hatte ihm die Begegnung mit Lotte erspart. Er öffnete die Haustür und betrat den Hausflur. Dabei fiel ihm ein zusammengefalteter Notizzettel auf, der auf dem Boden lag.
Als er Lottes Handschrift erkannte, wurde seine Kehle eng, und er schluckte mühsam.
Lorenz
,
ich weiß, was du jetzt von mir denkst, aber ich schwöre dir, es stimmt nicht. Ich habe dich nicht an Tjaderborg verkauft, das musst du mir glauben!
Bitte melde dich bei mir.
Ich liebe dich!
Deine Lotte
Er konnte einfach nicht glauben, was er da las. Liebte Lotte ihn wirklich – oder war das auch wieder eines ihrer kleinen Spielchen?
Ohne lange nachzudenken, kramte er sein Handy hervor. Es war ihm egal, wenn er sich jetzt vollkommen zum Narren machte, er musste einfach wissen, woran er war. Denn eines stand fest: Seine Gefühle für Lotte waren echt. Deshalb musste er wenigstens versuchen, sie zurückzugewinnen, sonst würde er seines Lebens nie mehr froh werden.
Doch Lotte nahm nicht ab.
Kurz dachte Lorenz nach, dann lief er zu seinem Wagen.
Am Bahnhof studierte Lotte den Fahrplan. Doch die Zahlen und Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Sie suchte eine direkte Verbindung nach Stockholm, wo sie sich mit Viggo Tjaderborg treffen wollte, um mit ihm gemeinsam nach Dubai zu fliegen.
Dort wollte sie noch einmal ganz von vorn anfangen und all die Sorgen und Tiefschläge der Vergangenheit hinter sich lassen. Vielleicht würde es ihr in dem Wüstenstaat endlich gelingen, Lorenz zu vergessen.
Doch irgendwie zweifelte sie daran, dass ihr das überhaupt jemals gelingen würde.
Ihr Herz gehörte Lorenz, ganz gleich, was er ihr angetan hatte.
Tränen traten ihr in die Augen, doch sie blinzelte sie fort. Ganz kurz hatte sie mit dem Gedanken gespielt, zu ihren Eltern zu gehen, um ihnen ihr Herz auszuschütten. Doch im Moment war sie nicht sicher, ob sie es ertragen könnte, ihrem Vater gegenüberzutreten, nach allem, was sie inzwischen wusste. Darum hatte sie stattdessen Clarissa angerufen und ihr gesagt, dass sie sich um das Finanzielle keine Sorgen mehr zu machen brauchte – dass sie aber so schnell wohl nicht mehr nach Deutschland zurückkehren würde.
Dubai. Sie atmete tief durch, dann schüttelte sie den Kopf. Verdammt, warum musste ausgerechnet bei ihr immer alles schiefgehen? Und das gerade jetzt, wo sie geglaubt hatte, dass endlich alles gut werden würde! Der Traum von einer gemeinsamen Zukunft mit Lorenz war jedenfalls endgültig ausgeträumt. Er liebte sie nicht, er hatte ihr lediglich etwas vorgemacht und würde schon bald Tatjana Borman heiraten, mit der er eine gemeinsame Tochter hatte.
In diesem Moment fuhr ein Zug in den Bahnhof ein. “Entschuldigen Sie”, wandte sie sich an den Schaffner, als dieser ausstieg. “Fahren Sie nach Stockholm?”
Der Mann lächelte freundlich. “Ganz recht,
fröken
! Haben Sie schon einen Fahrschein?” Als sie den Kopf schüttelte, sagte er: “Dann beeilen Sie sich besser, denn wir fahren in etwa fünf Minuten ab, und der nächste Zug in Richtung Stockholm kommt erst morgen früh.”
Eilig lief Lotte zum Verkaufsschalter für die Tickets, als plötzlich ein
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