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Der Kuss des Anubis

Titel: Der Kuss des Anubis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Geschenk«, erwiderte Miu wahrheitsgemäß. »Aber es ist für einen anderen bestimmt.
Ich will Ani lediglich etwas ausrichten. Dauert nur ein paar Augenblicke.«
    »Dann beeil dich. Kann sein, dass wir gleich wieder losmüssen.«
    Ani war am Waffenreinigen und sah erstaunt auf, als er sie erblickte. »Ist etwas passiert?«, sagte er sofort. »Doch nicht etwa mit Raia?«
    »Die ruht sich bloß aus«, sagte Miu. »Und bis sie wieder wach ist, bin ich längst zurück zu Hause. Ich hab den Mann mit dem Geierprofil wiedergesehen, Ani! Beim Opet-Fest. In der Barke von General Haremhab.«
    »Du musst dich getäuscht haben.« Er war aufgesprungen. »Das kann einfach nicht sein!«
    »Das hast du schon einmal geglaubt«, sagte Miu leise. »Und dann war alles doch genau so, wie ich es von Anfang an gesagt habe. Ich hab mich nicht getäuscht, Ani! Er war es. Was sollen wir jetzt tun?«
    »Das muss an die richtigen Stellen, und zwar umgehend …« Er schien zu überlegen. »Ich werde Userkaf informieren. Der hat immer die besten Einfälle.«
    »Userkaf - ist das der Mann da draußen?«
    »Ja, das ist er.«
    »Warum sagen wir es ihm dann nicht gleich?«, fragte Miu. »Zusammen?«
    »Ich fürchte, das stellst du dir alles ein bisschen zu einfach vor. Userkaf mag es nicht, wenn er sich überrumpelt fühlt. Und er hasst es, wenn jemand von außen auch nur die kleinste Einmischung wagt. Ich werde den richtigen Moment abwarten, dann sage ich es ihm.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen!« Jetzt erst schien Ani aufzufallen, wie
sorgfältig frisiert Miu war und dass sie ein neues, blaues Kleid trug. »Du siehst hübsch aus, Miu. Richtig erwachsen mit deinem großen Korb! Hast du noch etwas Besonderes vor?« Er klang freundlich und dennoch hörte sie die Anspannung in seiner Stimme.
    »So könnte man es sagen«, erwiderte sie leichthin. »Eine kleine Katze bekommt ein neues Zuhause.«
    Userkaf warf ihr einen seltsamen Blick zu, als sie, einen Gruß murmelnd, die Wache wieder verließ. Vermutlich glaubte er doch, dass sie Bier hineingeschmuggelt hatte. Sie mochte ihn nicht besonders, obwohl sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Aber wenn Ani sagte, dass er ein guter Mann sei, hatte er sicherlich seine Gründe dafür.
    »Jetzt kommt die Fähre«, flüsterte sie der Katze zu, die wieder wach war und ihr Federgewicht im Korb hin und her warf. »Und dann sind wir beide gleich am Ziel.«
    Der Weg bis zum Palast erschien ihr ewig und bei jedem Schritt stach die Sonne unbarmherziger auf sie herab.
    Ich komme nur, um dich zu warnen, dachte Miu, als wollte sie sich selber Mut machen. Weil doch der Mann mit dem Geierprofil in deiner nächsten Nähe ist. Außerdem hab ich dir eine Feuerkatze versprochen und meine Versprechen halte ich. Immer!
    Und dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug und ihre Hände schweißnass waren, als sie an das große Palasttor klopfte.
    »Feuerkatze«, sagte sie, als sie nach der Losung gefragt wurde. »Der Pharao erwartet mich.«
    Man führte sie hinein, ließ sie warten, genauso wie sie es bereits kannte. Schließlich näherte sich ein Hauptmann der Leibgarde, der ihren Korb misstrauisch beäugte.

    »Ein Geschenk für Tutanchamun«, sagte Miu. »Etwas, das ihn sehr glücklich machen wird.«
    »Das kann jeder behaupten. Öffnen!«
    »Das kann ich leider nicht. Denn sonst ist das Kätzchen sofort in der nächsten Ritze verschwunden.«
    »Eine Katze?« Er starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren. »Für den Pharao?«
    »Eine Feuerkatze, ganz genau!« Miu verlor allmählich die Geduld. »Hol Mayet, die Königsamme. Vielleicht kann sie es dir besser erklären.«
    Mayet näherte sich mit schwingenden Hüften, als Miu schon die Hoffnung aufgeben wollte.
    »Wo ist Raia?«, rief sie als Erstes. »Du bist doch nicht etwa allein gekommen?«
    »Raia ruht sich aus. Es geht ihr wieder gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht allein hier. In diesem Korb ist eine Feuerkatze - mein Geschenk für Tutanchamun. Damit er endlich seinen Verlust überwinden kann. Kannst du mich bitte zu ihm bringen?«
    »Wie stellst du dir das vor, Kind? Der Pharao hat wahrlich andere Dinge zu tun! Und einfach hier allein aufzutauchen! Was hast du dir dabei nur gedacht? Ich wette, deine Großmutter wird sehr wütend werden, wenn sie das erfährt!«
    »Bitte!«, sagte Miu. »Er wird sich freuen. Ich weiß es!«
    Mayet betrachtete sie stirnrunzelnd.
    »Du gibst niemals auf, was?«, sagte sie

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