Der Kuss Des Daemons
bitterer Belustigung, stieß dann jedoch etwas aus, was wie ein Fluch klang, als er wohl im Inneren
des
Schlosses
von
seinem
Ansatzpunkt
abgerutscht war. Er presste die Lippen zusammen und tastete erneut nach dieser Stelle.
Ehe ich weitersprach, holte ich einmal tief Luft: »Als ich mich durch die Garage zurück ins Haus geschlichen habe, habe ich deine Blade auf der Ladefläche eines Pick-ups gesehen.«
Er warf mir einen raschen Blick zu, bevor er mit seinen Bemühungen fortfuhr. »Sie ist nur noch Schrott, oder?«
»Ich fürchte, ja«, nickte ich betrübt.
Für einen Moment hielt er inne. Seine Schultern hoben sich und sanken wieder herab. »War nicht anders zu erwarten, so wie ich mich mit ihr überschlagen habe.«
»Überschlagen?« Ich starrte ihn an und hoffte, dass ich mich verhört hatte.
Julien nickte, schob den Draht ein Stück tiefer und drückte ihn ganz behutsam ein wenig zu Seite. »Samuel hat mir an dem Abend, als ich dich ...« Wie ich zuvor zögerte auch er. »Er hat mir ein paar seiner Männer hinterhergeschickt. Ich glaubte, sie kämen im Auftrag des geschaffenen Vampirs, der für Adriens Verschwinden verantwortlich war, und dass ich dem Kerl endlich nahe genug gekommen wäre, um ihn aufzuscheuchen. - Stimmte ja auch. Irgendwie.«
Es gab ein schabendes Geräusch und der Draht war aus dem Schloss gerutscht. Julien fluchte, schob ihn aber erneut in dessen Tiefe zurück. Als er weitersprach, kamen die Worte vor Anspannung und mühsam unterdrückter Gereiztheit abgehackt und stockend zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie haben auf mich geschossen und ich dachte, sie wollten mich wie Adrien beseitigen. Also habe ich Gas gegeben. Eigentlich hätte ich den Pick-up mühelos abhängen müssen, aber offenbar hatte jemand an dem Ding gebastelt. Ich konnte sie nicht abschütteln. Irgendwann wurden sie es müde, mich zu jagen, und haben mir das Hinterrad zerschossen.« Er bedachte mich mit einem schrägen Blick unter gesenkten Wimpern heraus. »Glaub mir, es macht keinen Spaß, sich mit mehr als zweihundert Sachen zu überschlagen.«
Ohne nachzudenken, streckte ich die Hand nach ihm aus. Er schüttelte den Kopf. »Du vergisst, dass ich kein Mensch bin. Es braucht mehr als einen Motorradunfall und ein paar Schläger, um mich auf Dauer außer Gefecht zu setzen. Ein Sturz vom Hochseil hat ja auch nicht gereicht. Mein Körper heilt sich selbst und das bedeutend schneller als der eines Menschen. Dass ich erst in der Nacht zuvor ausgiebig getrunken hatte, hat dabei geholfen, und hätte ich es danach wieder tun können, wären jetzt noch nicht einmal mehr die Abschürfungen zu sehen.«
Ich schauderte. Er klang, als seien seine Verletzungen bis auf wenige allerletzte Spuren bereits verheilt. Wie mochte er direkt nach dem Unfall ausgesehen haben? Ich dachte an die Flecken auf der Ladefläche des Pick-ups und stellte fest, dass ich es gar nicht wissen wollte. »Und dann haben sie dich hierhergebracht?«
»Ja. Ich erinnere mich daran, dass ich die Kontrolle verlor, der Asphalt auf mich zukam und die Blade über mich drübergeflogen ist. - Danach: Filmriss. - Als Nächstes liege ich angekettet hier unten, Samuel steht über mir und fragt mich, wie viel die Fürsten von ihm und von dir wissen. Da war mir - zumindest im Groben - klar, wie die ganze Geschichte zusammenhing.« Ein kaltes Lächeln zuckte über seine Lippen. »Ich vermute, in den ersten Minuten dachte er, ich sei Adrien.«
Eine Sekunde lang war ich verwirrt, dann begriff ich: Natürlich! Zwillinge! »Das heißt, er glaubt zwar, dass dein Bruder tot ist, ist sich aber nicht absolut sicher?«, fragte ich plötzlich atemlos.
Das Lächeln verschwand von Juliens Lippen. »Genau das heißt es«, bestätigte er leise. Die Hoffnung in seiner Stimme ließ meine Kehle eng werden. Doch noch ehe ich etwas sagen oder tun konnte, wandte er seine Aufmerksamkeit bereits wieder dem Schloss zu - nur um erneut innezuhalten und mich anzusehen.
»Vor zwei Tagen, da ...«, begann er, verstummte jedoch sofort wieder mit einem hilflosen Kopfschütteln - und setzte von Neuem an. »Es tut mir leid! Ich wollte dir nicht wehtun. Aber als ich erfuhr, dass du diejenige bist, nach der ich gesucht hatte ... Ich wusste nicht, wie ich weitermachen sollte. Verstehst du? Ich meine ... Ich ... Du ... - Verdammt!
Wir reden in Ruhe darüber, wenn das hier vorbei ist, ja?
Alles, was du im Moment wissen musst, ist, dass es mir wahnsinnig leidtut und ich
Weitere Kostenlose Bücher