Der Kuss Des Daemons
Bewegung
mit
der
Hand
durch
seine
schwarz
schimmernde Mähne.
»Weißt du was, Warden: Sieh allein zu, wie du nach Hause kommst!« Abrupt wandte er sich um und ging mit langen Schritten zu seiner Maschine zurück. Er setzte den Helm auf, schwang sich dabei auf den Sitz und kickte den Ständer in die Hohe. Als der Motor aufröhrte, wurde mir klar, dass er tatsächlich ohne mich zurückfahren wollte. Ich sprang auf und wollte ihn aufhalten. Doch ich musste zurückweichen, da Erde und Steine unter seinem durchdrehenden Hinterrad aufspritzen, als er die Maschine wendete. Eine Sekunde später versehwand das rote Auge seines Rücklichts zwischen den Bäumen und ich fluchte ihm hilflos hinterher.
Schließlich zwang ich mich zur Ruhe. Er war wahrscheinlich nur ein paar Hundert Meter den Weg hinuntergefahren und wartete außer Sicht, dass ich ihm nachlief. So etwas traute ich DuCraine zu, ja. Aber nicht, mich mitten in der Nacht hier zurückzulassen. Er mochte durchgeknallt sein, aber so durchgeknallt auch wieder nicht. Und überhaupt: Was zum Teufel war eigentlich plötzlich in ihn gefahren?
Ich zog meine Jacke enger zusammen und ging auf und ab, um mich warm zu halten. Wenn ich nicht kam, würde DuCraine schon wieder auftauchen, sobald er sich abgeregt hatte. Der Splitt knirschte unter meinen Schritten. Zuweilen raschelte es in der Dunkelheit zwischen den Bäumen. Mehrfach erklang gar nicht so weit entfernt ein lang gezogenes Heulen. Jedes Mal erstarrte ich und lauschte auf Schritte oder andere Geräusche, die mich davor gewarnt hätten, dass DuCraine mir irgendeinen Streich spielen wollte. Doch stets blieb es still und nichts geschah, sodass ich meine Wanderung wieder aufnahm. Warum nur war er plötzlich so wütend geworden? Sein: Ihr seid alle gleich hatte geklungen, als habe er es gründlich satt, dass Mädchen bei seinem Anblick ins Schmachten verfielen. Aber zu denen, die ihn »anschmachteten« zählte ich wohl kaum - und selbst wenn, hätte er das in der Dunkelheit überhaupt nicht bemerken können.
Immer wieder blickte ich auf die Uhr. Die Minuten verrannen zäh und von DuCraine keine Spur. Allmählich hatte ich genug von diesem Spielchen. Ärgerlich rammte ich die Hände in die Jackentaschen und machte mich auf den Weg zur Straße zurück. Wenn er dachte, ich würde hier die ganze Nacht auf ihn warten, dann täuschte er sich gewaltig!
In der Dunkelheit war der Boden des Weges nur schwer zu erkennen. Mehrmals stolperte ich über Locher und Steine. Einmal knickte ich sogar äußerst schmerzhaft um. Mit jedem Schritt wurde ich gereizter - und zugleich unruhiger. Je weiter ich mich der Straße näherte, umso angespannter lauschte ich, ob ich nicht den Motor seiner Maschine grollen hörte, doch außer dem leisen Rascheln von Blättern im Wind und dem gelegentlichen Ruf eines Käuzchens war es still.
Es war noch immer still, als ich endlich die Straße erreicht hatte. Ich blieb stehen, wartete, horchte, rechnete damit ihn dunkel und spöttisch lachen oder seine Maschine aufheulen zu hören. Nichts geschah. Kein Knirschen von Reifen, kein Aufflammen eines Scheinwerfers. Nichts!
Dieser durchgeknallte Idiot hatte mich tatsächlich einfach hier zurückgelassen. Ich wühlte in meiner Jackentasche nach meinem Handy, zögerte dann aber, da ich schwankte, wen ich bitten sollte mich aufzusammeln. Simon? Wenn ich Pech hatte, würde Onkel Samuel es erfahren und ich durfte keinen Schritt mehr alleine tun. Also Neal. Ich hatte seine Nummer schon eingetippt, als mir einfiel, dass Cynthia noch dort sein würde. Wenn sie mitbekam, dass DuCraine mich einfach im Nirgendwo hatte sitzen lassen, würde sie sich auf meine Kosten königlich amüsieren und obendrein dafür sorgen, dass es morgen bis spätestens zur zweiten Stunde die ganze Schule wusste.
Nein! Nicht, wenn ich es irgendwie vermeiden konnte. Ich löschte Neals Nummer und wählte notgedrungen Simons. Irgendwie würde ich ihn schon überzeugen können, Onkel Samuel nichts davon zu erzählen.
Simon ging schon beim zweiten Klingeln ran. Warum nur wunderte es mich nicht, im Hintergrund den Motor eines Autos schnurren zu hören? Knapp erzählte ich, was geschehen war, und sagte ihm, wo er mich abholen sollte. Als ich auflegte, konnte ich mir das Grinsen in seinem Gesicht gut vorstellen. Ich schob die Hände wieder in die Taschen meiner Jacke und marschierte am Straßenrand entlang Richtung Stadt. Mir stand nicht der Sinn danach, hier frierend herumzuwarten. Als mein
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