Der Kuss Des Daemons
Handy klingelte und ich Neals Nummer auf dem Display sah, drückte ich ihn weg. Selbst wenn Cynthia nicht mitbekam, was geschehen war, hatte ich im Moment keine Lust, seine Fragen zu beantworten. Ich hatte vergessen, wie hartnäckig Neal sein konnte. Schließlich schaltete ich das Handy einfach aus.
Erstaunlich schnell tauchten die Scheinwerfer des Mercedes vor mir auf. Simon musste in der Nähe gewesen sein. Vermutlich hatte er gesehen, wie DuCraine und ich losgefahren waren, und war uns gefolgt, hatte uns dann jedoch verloren. Kein Wunder bei dem Tempo, das dieser Irre draufgehabt hatte. Ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen und schnallte mich an. Wortlos drehte Simon die Heizung der Klimaanlage ein Stück hoher. Er nickte nur, als ich ihn bat, meinem Onkel nichts zu erzählen, sah mich aber während der Fahrt immer wieder von der Seite an. Ich verkroch mich in meinen Sitz und gab vor, es nicht zu bemerken. Warum nur verletzte mich das alles so sehr?
Was hatte ich bisher mit diesem Mistkerl zu tun gehabt?
Nichts! Wütend auf mich selbst blickte ich aus dem Fenster. Der Himmel mochte mich zukünftig vor diesem Idioten Julien DuCraine bewahren.
Der blonde junge Mann in der dunklen Lederkluft wand sich unter den Augen des Jägers. »Die gleichen Fragen hast du mir schon vor vier Wochen gestellt, Mann«, beschwerte er sich, nachdem er offenbar all seinen Mut zusammen- genommen hatte.
»Dann sollte es dir ja nicht zu schwerfallen, sie mir einfach noch einmal zu beantworten. Vielleicht ist dir inzwischen etwas Neues eingefallen, das interessant sein könnte.« Er verschränkte die Arme und musterte ihn schärfer. Der Blonde wich seinem Blick aus und sah sich in der Gasse um, als suche er einen Fluchtweg.
Seine Augen wurden schmal Der Abend hatte nicht besonders gut angefangen. Er war müde und frustriert und nach wochenlangem erfolglosem Suchen mit seiner Geduld am Ende - vor allem wenn es um solchen Abschaum wie diesen Burschen ging. Ohne Vorwarnung drang er in den Geist des Typen ein, schlug zu und zog sich sofort wieder zurück.
Der Blonde zuckte mit einem winselnden Schrei zusammen und griff sich an den Kopf. »Mann! Was soll das?«
»Das war nur eine Warnung. Das nächste Mal wird es richtig schmerzhaft. Also?«
»Immer noch die gleichen Gerüchte, Mann. Ein ziemlich mächtiger Geschaffener, der sich seine eigene Brut schafft. Und der drauf pfeift, was die Fürsten sagen.«
»Wie alt?«
»Keine Ahnung. Ziemlich alt, würde ich meinen.«
»Hat er hier in der Stadt irgendwo ein bevorzugtes Revier?« Er kräuselte die Oberlippe in einem angedeuteten Zähnefletschen, als der Blonde das Gesicht verzog. »LaSS
mich raten: Du hast keine Ahnung. «
»Das hab ich dir alles schon beim letzten Mal gesagt, Voudranj. Und genauso hab ich dir gesagt, dass es heißt, er sei die meiste Zeit gar nicht hier in der Stadt.«
»Wann war er das letzte Mal hier?«
»Kurz nachdem du mir die gleichen blödsinnigen Fragen gestellt hast wie heute, Mann.«
Er hatte den Typen schneller an der Kehle gepackt und gegen einen der Müllcontainer in der schmalen Gasse gerammt, als der blinzeln konnte. »Wann genau?« In der Dunkelheit schimmerten seine Zähne.
Der Mann würgte und wimmerte in seinem Griff und zerrte vergebens an seiner Hand.
»Wann genau?« Er ließ dem anderen ein bisschen mehr Luft.
»Scheiße, Mann, willst du mich umbringen?«, quetschte der hervor.
»Wann genau?«
»Zwei Tage nachdem ich mit dir geredet habe, Mann. Muss der Neunte oder Zehnte gewesen sein.«
»Woher weißt du das?« Er lockerte seinen Griff noch ein wenig mehr und ließ den anderen so weit an dem Müllcontainer hinabrutschen, dass seine Füße den Boden wieder berührten. Das Schweigen, das ihm antwortete, sagte ihm genug. Seine Finger gruben sich erneut in den Hals seines Opfers. Er fauchte und fletschte die Zähne. »Du hast mit diesem Geschaffenen Kontakt aufgenommen und ihm erzählt, dass jemand nach ihm sucht.«
»Hör mal, so war das nicht ...*
Die Worte drangen nicht durch die Welle aus nackter Wut und Schmerz, die plötzlich in seinem Geist war.
»Verdammte Brut.« Er schmetterte den Typen in seinem Griff so hart gegen das Metall des Containers, dass der dröhnte, und spürte, wie Knochen brachen. »Du hast ihn verraten.«
Der Mann kam nicht mehr zum Schreien, als er zupackte und ihm mit einer harten Bewegung das Genick brach. Er ließ
sein Opfer los und trat zurück. Für eine Sekunde war da Genugtuung gewesen, doch
Weitere Kostenlose Bücher