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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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waren. Ich duckte mich hinter ihn und tröstete mich damit, dass ich heute wenigstens einen Helm trug. Erst als wir die Einfahrt zu meinem Zuhause erreichten, drosselte er das Tempo wieder. Vor der Treppe brachte er die Maschine zum Stehen und ich stieg ab. Er hielt meine Tasche, während ich den Helm ein wenig umständlich absetzte und ihm schließlich im Tausch gegen
    meine
    Sachen
    seine
    zurückgab.
    Für
    einen
    Sekundenbruchteil schien er zu zögern, ehe er die Jacke selbst anzog.
    »Danke fürs Bringen.« Ich trat einen Schritt von dem Motorrad zurück. Den Helm schon halb erhoben, um ihn aufzusetzen, nickte er, ließ ihn dann jedoch wieder sinken.
    »Hör mal ...« Er räusperte sich. »Ich fände es gut, wenn du niemandem erzählen würdest, wo ich wohne.«
    Ich blinzelte. Das klang wie eine Bitte. Die Überraschungen nahmen heute anscheinend gar kein Ende. Den Kopf schief gelegt sah ich ihn an. »Willst du verhindern, dass Cynthia vor deiner Tür steht? Oder eine deiner Ex?«, erkundigte ich mich betont fröhlich.
    Er verzog die Lippen und fuhr sich durchs Haar. »Auch«, gab er zu. »Und? Wirst du den Mund halten?«
    Ich musterte ihn. Im trüben Abendlicht wirkten seine Augen noch immer dunkel und geheimnisvoll. Schatten lagen unter ihnen. Er schien blasser als gewöhnlich zu sein.
    »Okay. Von mir erfährt niemand etwas.« Ich hatte die Worte kaum ausgesprochen, als das Unglaubliche geschah: Julien DuCraine lächelte. Nicht spöttisch oder arrogant, nein. Dankbar und liebenswürdig - und zugleich seltsam müde. Das Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war, und er nickte.
    »Danke.«
    Unerklärlicherweise machte mich dieses eine einfache
    »Danke« äußerst verlegen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und hob die Schultern. »Schon in Ordnung. - Sehen wir uns am Montag?«
    »Montag?«
    »In der Schule. In englische Literatur.«
    »Oh. Ja, klar. Schule. - Mal sehen.« Er verstummte, wandte sich halb um und blickte die Auffahrt hinunter, auf der ein paar Scheinwerfer auf uns zukamen. Ich erkannte Neals dunkelroten Mustang. Der Wagen hielt einen halben Meter hinter uns und der Motor erstarb. Plötzlich fühlte ich mich unbehaglich. DuCraine streifte mich mit einem kurzen Blick, setzte den Helm auf,, nickte mir noch einmal zu und brauste davon.
    Ich sah ihm nach, bis das Rücklicht seiner Maschine verschwunden war. Es war verrückt, aber plötzlich hatte ich Angst vor dem Unterricht bei Mr Barrings.
    »War das nicht DuCraine?«, erklang Neals Stimme hinter mir und ich drehte mich zu ihm um.
    »Hallo Neal. - Ja, das war Julien.«
    Gerade kam er um die offene Autotür herum. Seine Schritte stockten, doch dann ging er weiter, wobei er mich von oben bis unten musterte: dunkle, verwaschene Jeans, die mir zu groß waren, der helle Pullover, der um mich herumschlabberte und dessen Ärmel auf meine Hände gerutscht waren. Ich sah, wie seine Überraschung zu Missbilligung wurde, als er seine eigenen Schlüsse zog. Hitze schoss mir ins Gesicht und ich drückte meine Tasche vor die Brust.
    »Es ist nicht, was du denkst.«
    Noch einmal glitten seine Augen über mich. Ich umklammerte meine Tasche fester. Er hielt mir einen Stapel CDs entgegen.
    »Die haben wir unter Mikes Computertisch gefunden. Es sind deine. Er hat mich gebeten, sie dir auf dem Weg nach Hause vorbeizubringen.«
    »Danke.« Verlegen nahm ich sie ihm ab.
    Erneut musterte er mich. »Hast du Lust, heute Abend mit mir ins Kino zu gehen?«, fragte er dann unvermittelt. Überrascht sah ich ihn eine Sekunde lang an, doch dann schüttelte ich bedauernd den Kopf.
    »Sei mir nicht böse, aber heute nicht. Ich ... ich fühle mich nicht so gut.« Irgendwie stimmte das ja auch. Ganz kurz blickte er in die Richtung, in die Julien verschwunden war. Seine Lippen wurden zu einem dünnen, fahlen Strich, dann sah er mich wieder an. Das Lächeln, mit dem er nickte, wirkte gezwungen. »Okay. Dann ein andermal. - Wir sehen uns Montag.« Er ging zu seinem Auto zurück. Der Motor sprang mit einem Heulen an. Ich beobachtete, wie er davonfuhr, ehe ich ins Haus ging. Darauf bedacht, Ella nicht zu begegnen, schlich ich die Treppe hinauf und in mein Zimmer. Es war nicht nötig, dass auch sie mich in Juliens Sachen sah, das würde nur dazu führen, dass sie Fragen stellte. Fragen, auf die ich im Moment absolut keine Lust hatte und die ich wahrscheinlich auch gar nicht beantworten konnte.
    Erst als ich meine Tür hinter mir schloss, wagte ich aufzuatmen. Meine Knie

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