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Der Kuss Des Daemons

Der Kuss Des Daemons

Titel: Der Kuss Des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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wegen einer warmen Dusche fragst, muss ich passen. - Wie weit bist du?«
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Er stand in der entferntesten Ecke des Raumes an einem Fenster und hatte mir den Rücken zugekehrt.
    »Gleich fertig.« Rasch zerrte ich mein Shirt über den Kopf und ließ es auf den Boden fallen. So nass, wie es war, würde es dem Sofaleder nicht guttun. Hastig rubbelte ich noch einmal mit dem Handtuch über meine Haut, dann streifte ich den Pullover über.
    »Man könnte meinen, dass du mich wieder loswerden willst.«
    »Will ich ja auch. Je eher, je lieber«, kam die Antwort ungerührt aus der Ecke.
    Ich biss mir auf die Zunge, zog meine Jeans aus und seine an - Juliens Beine waren mindestens fünf Zentimeter länger als meine. Fürsorge und Freundlichkeit gehörten bei diesem Typen nicht zusammen.
    Er drehte sich zu mir um, als ich gerade den Reißverschluss hochgezogen hatte. »Allerdings werde ich dich vermutlich noch einige Zeit ertragen müssen. Es gießt wie aus Kübeln und so, wie es da draußen aussieht, wird es wohl eine ganze Weile nicht aufhören.« Seine Augen musterten mich auf eine Art, dass es mir heiß und kalt zugleich wurde. Von einem plötzlichen Frösteln befallen rieb ich mir die Arme. Die Lippen zu einem Strich zusammengepresst riss er den weißen Schutzbezug von dem Sessel, der dem Kamin am nächsten stand, und nickte zu ihm hin.
    »Ich bin gleich wieder da. Setz dich!«, befahl er, während er schon aus dem Raum stapfte. Wie schon einmal blickte ich ihm nach. Was hatte dieser arrogante, herrschsüchtige Mistkerl nun wieder vor? Ärgerlich darüber, dass er glaubte mich so einfach herumkommandieren zu können, schloss ich die Hände zu Fäusten und sah mich nach etwas um, über dem ich meine nassen Sachen zum Trocknen ausbreiten könnte. Als ich nichts Geeignetes entdeckte, stopfte ich sie, wie sie waren, in meine Tasche. Hoffentlich würden meine Bücher die Feuchtigkeit unbeschadet überstehen. Auf nackten Füßen tappte ich zu dem Fenster, an dem DuCraine zuvor gestanden harte, und schaute hinaus. Es regnete tatsächlich in Strömen. Das Poltern von Holz ließ mich zusammenzucken und erschrocken umdrehen. Julien kniete vor dem Kamin und war damit beschäftigt, Papier und dünne Zweige um ein kleines Scheit herum aufzuschichten. Wieder hatte ich ihn nicht gehört. Ohne mich zu beachten, fischte er ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und brannte das Papier an mehreren Stellen an. Zuerst fraßen sich die Flammen nur zögernd empor, doch dann sprangen sie knisternd auf die Zweige über und leckten schließlich auch nach der Rinde des Scheits. Einige Minuten später flackerte ein Feuer im Kamin. Einen Moment hockte DuCraine mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf davor. Doch dann richtete er sich abrupt auf, legte noch zwei weitere Holzstücke darauf, stand auf und klopfte sich die Hände sauber. Erst jetzt sah er mich wieder an. Ich wich seinem Blick aus, tappte an ihm vorbei zu dem Sessel, den er zuvor für mich freigeräumt hatte, und kauerte mich mit angezogenen Beinen darauf. Auch wenn er nichts sagte, fühlte ich mein schlechtes Gewissen. Er schaute ein paar Sekunden auf mich herab, ehe er sich mir gegenüber, auf der anderen Seite der Kiste, auf dem Sofa niederließ - so weit entfernt von mir, wie es nur möglich war. Um ihn nicht ansehen zu müssen, streckte ich meine Hände dem Feuer entgegen.
    »Besser?«, fragte er nach einigen Minuten. Ich nickte.
    »Ja.« Und fügte ein leises »Danke!« hinzu. Er brummte nur und schob etwas beiseite, das neben ihm lag. Dunkles, poliertes Holz glänzte im Schein der Flammen. Eine Geige. An ihrer Seite verunstaltete ein tiefer Kratzer ihren schimmernden Lack. Verblüfft erkannte ich das Instrument aus dem Bohemien.
    »Du hast sie gestohlen?« Erschrocken sah ich ihn an. Ärger glitt über seine Züge. »Glaubst du ernsthaft, irgendjemand wird merken, dass sie nicht mehr da ist? - Und selbst wenn: Wer ein so herrliches Instrument einfach im Staub verkommen lässt, hat nicht verdient es zu behalten.«
    »Wenn das jemand herausfindet, wirst du Ärger bekommen«, warnte ich ihn hilflos.
    Er lachte hart und auf eine seltsame Weise bitter.
    »Wenn Ärger wegen einer gestohlenen Geige alles ist, worum ich mir Sorgen machen muss ...«, verächtlich zuckte er die Schultern. »Und außerdem: Wie sollte es irgendjemand herausfinden? - Es sei denn, du würdest mich verraten.« In seinen Worten war nichts Lauerndes oder gar eine Drohung. Er

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