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Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Engels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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sicher, was ich sie fragen wollte.«
    »Ja. Ihr Wissen war für einen Menschen groß und reichte dank ihrer Intuition in Bereiche, die dir verschlossen sind, aber selbst sie hätte dir nicht weiterhelfen können.«
    »Kannst du es? Oder sollte ich besser fragen: Willst du es?«
    Sie lächelte, und der Anblick war in seiner Schönheit kaum zu ertragen. Er erfüllte Jeans Herz mit einer solchen Sehnsucht danach, für immer in diesem Licht zu verbleiben, dass es körperlich schmerzte. »Wichtig ist nur, dass es eine Möglichkeit gibt, wie ein gefallener Engel in den Zustand der Gnade zurückkehren kann. Es ist ihm nicht gegeben, gute Taten zu vollbringen, doch wenn er mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, dennoch willentlich etwas Gutes erreicht, mag ein Wunder geschehen.«
    »Aber wie soll er denn …«
    »Es ist nicht deine Aufgabe, für ihn zu denken. Ebenso wenig, wie ich für Sophie entscheiden kann, denn der freie Wille ist heilig. Geh und suche sie! Das Böse hat bereits die Finger nach ihr ausgestreckt. Noch heute wird sich alles entscheiden.«

S   eine Augen waren noch dunkler als das matte, von grauen Fäden durchzogene Haar und blickten Sophie so unverwandt an, dass tiefe Unruhe sie erfasste. An jedem anderen Ort wäre sie vielleicht davongelaufen, doch hier war es zu eng, der Fluchtweg zu umständlich zu erreichen. Und umgeben von so vielen Menschen würde er ihr wohl kaum etwas antun. »Wer sind Sie?«
    Er lächelte, wobei sich ein Teil der Stoppeln auf den schlecht rasierten Wangen aufstellte wie Stacheln. »Wir stehen im Weg«, behauptete er und bedeutete ihr, mit ihm näher ans Geländer zu treten, sodass andere Besucher vorübergehen konnten. Es gefiel ihr nicht, selbst wenn man es auf dem begrenzten Raum kaum als Rückzug in eine Nische bezeichnen konnte. Gelassen lehnte er sich an die steinerne Balustrade zwischen zwei Säulen. Sophie achtete sorgfältig darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen.
    »Mein Name ist Kafziel, aber das sagt dir nicht viel. Manche nennen mich auch den Engel der Einsamkeit und der Tränen.«
    Verblüfft starrte sie ihn an. Angesichts der Ahnung von Gefahr, die seine Gegenwart bei ihr auslöste, hatte sie nicht mit einer so offenen und zugleich verwirrenden Antwort gerechnet. Ein Engel? Dann konnte er nur ein gefallener sein. Obwohl … Hatte nicht auch Gabriel die Jungfrau Maria in Angst versetzt, sodass er ihr sagen musste »Fürchte dich nicht«?
    »Ja, das musste er in der Tat«, bestätigte der Mann, der sich Kafziel nannte. »Und es ist nicht der einzige Beleg in der Bibel dafür, dass Menschen von Furcht ergriffen werden, wenn sie einen Engel erblicken.«
    Sophie musterte erneut das schmale Gesicht, die dichten Brauen und dunklen Augen, die so wenig verrieten wie die Gläser einer Sonnenbrille. Rafe war offensichtlich nicht hier, aber sie wollte nicht glauben, dass es die Anwesenheit dieses Fremden gewesen war, die sie auf den Turm gezogen hatte.
    »Und doch ist es so.« Er lächelte erneut, doch es verstärkte nur ihre Abneigung gegen ihn. »Ich hielt es für passend, dich daran zu erinnern, wie sehr du ihm verbunden bist. Du musst wissen, dass ich das bereits seit einer ganzen Weile beobachte, und es ist eine ausgesprochen traurige Geschichte.«
    Dass er sie verfolgt hatte, war ihr nicht entgangen, doch sie hatte gehofft, ihn los zu sein. Stattdessen lockte er sie hierher und eröffnete ihr, ein überirdisches Wesen zu sein. Wusste Rafe davon? »Und was wollen Sie?«
    »Dir helfen.«
    »Wobei?«, hakte sie nach, obwohl sie kaum noch Zweifel daran hegte, dass er alles über sie wusste.
    »Dabei, ihn von ewiger Verdammnis zu erlösen.«
    Konnte das wahr sein? Sie empfand tiefes Misstrauen, aber durfte sie ein solches Angebot leichtfertig ausschlagen? Jean hatte ihr wenig Hoffnungen gemacht, dass er Erfolg haben würde. Ich sollte ihm wenigstens zuhören. »Warum wollen Sie uns helfen? Hat … Gott Sie geschickt?«
    Sein leises Lachen kroch ihr unter die Haut wie winzige Tiere. Unwillkürlich schüttelte sie sich.
    »Hat dir dein schlauer Freund nicht erzählt, dass wir alle im Grunde nach seiner Pfeife tanzen? Aber ich will offen zu dir sein. Mir geht es darum, Gadreel loszuwerden.«
    Was?  
    »O ja! Du hast ganz richtig verstanden. Er gewinnt an Einfluss und wird jeden Tag stärker. Warum soll ich einem Konkurrenten tatenlos dabei zusehen, wie er meine Macht über die dunkle Seite der Stadt untergräbt? Ich teile nicht besonders gern.«
    Also war er doch

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