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Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Engels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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wie das Wiedersehen mit Rafe verlaufen könnte. Manchmal wichen die Dialoge nur um ein paar Wörter voneinander ab, in denen jedoch ganze Bedeutungswelten mitschwangen und dem Wortwechsel eine völlig andere Richtung gaben. Mal leugnete Rafael, sie zu kennen – natürlich nur, um sie vor brutalen Drogenhändlern zu schützen. Mal schloss er sie überglücklich in die Arme.
    Nicht zu wissen, wie die Begegnung wirklich ablaufen würde, zerrte an ihren Nerven. War es nicht bald spät genug, um die vergebliche Lernerei abzubrechen und sich stattdessen der Frage zu widmen, was sie für den großen Moment anziehen sollte? Himmel, Sophie! Steiger dich nicht so rein! Wie groß ist die Chance, dass er tatsächlich noch lebt?
    Das Klingeln des Handys bewahrte sie vor neuen Zweifeln. Sie runzelte die Stirn. Hoffentlich war es nicht Else oder gar ihre Mutter selbst. Ein rascher Blick auf das Display ließ sie erleichtert aufatmen. »Hallo, Lara!«, jubelte sie.
    »Hi, Sophie! Du klingst gut.« Freudige Überraschung lag in der vertrauten, ungewöhnlich tiefen Stimme. »Ist es schön in Paris?«
    »Ach, Paris ist doch immer schön, egal, wie’s mir geht. Ich glaube, ich bin nur froh, dass du mich vom Lernen abhältst.«
    Lara lachte. »Na, wenn das so ist, muss ich wohl wieder auflegen.«
    »Untersteh dich!«
    »Was lernst du denn überhaupt? Da ruf ich extra sonntags an, um deinen Unterricht nicht zu stören, und du hängst trotzdem über den Büchern.«
    »Nur für die Abschlussprüfung am Freitag. Unter der Woche hab ich kaum Zeit dafür, und ich kann praktisch noch nichts.«
    »So wie ich dich kenne, ist das garantiert übertrieben«, meinte Lara. Sophie konnte es ihr nicht übel nehmen. Zu oft hatte sie ihre Freundin schon während ihrer Schulzeit mit Prüfungsangst verrückt gemacht und dann doch nicht so schlecht abgeschnitten. »Aber was für eine Prüfung? Ich dachte, du nimmst nur an so ’ner Art Fortbildungsseminar teil.«
    »Ja, aber man kann sich am Ende freiwillig prüfen lassen und bekommt dann ein Zertifikat. So was macht sich bei Bewerbungen besser als eine schnöde Teilnahmebestätigung, also hab ich mir gesagt: Wenn schon, denn schon. Nehm ich das auch noch mit.«
    »Stimmt schon«, gab Lara zu. »Dann würde ich’s wahrscheinlich auch machen. Und es hassen, bei dem genialen Wetter meinen Sonntag damit zu verbringen.«
    »Ist es bei euch auch so heiß?«
    »Und ob! Wir sind gerade aus dem Freibad heimgekommen, weil Stefans Rücken schon knallrot ist. Trotz Eincremen! Seit alle Welt nur noch von Hautkrebs redet, macht Sonne echt keinen Spaß mehr. Das kann dir beim Büffeln wenigstens nicht passieren.«
    »Nein«, lachte Sophie. »Aber ich war gestern den ganzen Tag an der Seine unterwegs. Ich glaub, ich hab mir dabei einen Sonnenstich geholt oder so. Jedenfalls bin ich wie tot umgefallen, als ich nach Hause kam, und erst nachts wieder aufgewacht.«
    »Aha!«, rief Lara. »Du sitzt also doch nicht nur in deiner Abstellkammer herum.«
    Wenn du wüsstest … Sollte sie Lara von ihren seltsamen Erlebnissen erzählen? Von Rafe besser nicht, sonst würde ihre Freundin sie auch noch für verrückt halten. Und was den Vorfall mit dem Messer anging, wusste sie selbst nicht mehr genau, ob sie das im Halbschlaf nicht nur geträumt hatte. Was sollte dann erst Lara dazu sagen? »Nur keine Sorge, ich … werde auch heute Abend wieder ausgehen.«
    »Das ist gut. Weißt du, Stefan und ich haben uns schon Gedanken gemacht, weil du jetzt so ganz allein in Paris sitzt.«
    Stefan kennt mich überhaupt nicht, dachte Sophie säuerlich, doch es hatte keinen Sinn, Lara darauf hinzuweisen, dass sie ihren neuen Freund erst zweimal gesehen und kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Sie war Lara dankbar, dass sie sich nach Rafes Tod darum bemüht hatte, für sie da zu sein, und ihr die Schulter zum Ausheulen angeboten hatte. Ihr vorzuwerfen, dass sie ausgerechnet in Sophies schwärzestem Moment den Mann ihres Lebens kennengelernt und deshalb kaum ein anderes Thema mehr gekannt hatte, wäre unfair gewesen. »Das ist wirklich nicht nötig. Genießt ihr mal euer Glück! Ich gönn dir das, Lara, auch wenn’s sich in Stuttgart vielleicht nicht immer so angehört hat.«
    »Ach, Sophie. Das weiß ich doch. Ich war bestimmt nicht leicht zu ertragen. Stefan hier, Stefan da. Meine Schwester kann’s auch schon nicht mehr hören, aber ich schaff’s einfach nicht, ihn mal fünf Minuten nicht zu erwähnen.«
    Sophie musste grinsen. »Ich

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