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Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Der Kuss des Engels: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Engels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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anzündete.
    »Zerbrich dir mal nicht meinen Kopf, Antoine«, riet Rafe gelassen. »Es sollte dir mehr zu denken geben, dass der Patron dich zunehmend als Laufburschen schickt, um mich zu holen. Im Grunde würde dafür doch auch ein Fahrer genügen, nicht wahr?«
    »Liegt vielleicht daran, dass der Patron dir nicht traut«, gab die Halbglatze hämisch grinsend zurück.
    »Wenn das so wäre, traut er dir aber auch nicht übermäßig viel zu, oder warum bräuchten wir sonst noch le linot , den Hänfling, als Aufpasser?«
    »Der Schönling hat wie immer recht«, behauptete der Schmächtige. »Der Patron schickt mich nur mit, weil du nichts in der Birne hast. Aber denk dir nix! Sie werden dich nicht durch ihn ersetzen. Einen wie den wollen sie weiter oben haben. Da, wo’s um die feinen Pinkel geht, solange sie zahlen.«
    »Hältst du’s für klug, so etwas vor ’nem Mädchen zu sagen, das du nicht kennst?«, warf Rafe ein.
    »Du hast sie doch angeschleppt«, ließ sich Antoine wieder vernehmen.
    »Sie könnte trotzdem ein Polizeispitzel sein. Ihr kennt sie nicht.«
    »Bist ’n Scheißkerl!«, lachte Linot. »Immer zu clever, um sich die Finger schmutzig zu machen. Also schön, ich halt die Klappe. Wir sind eh gleich da.«
    Sophie sprang förmlich aus dem Wagen, als sie anhielten. Vom Qualm und dem Gerede der Männer war ihr schlecht geworden. Als sie die frische Luft tief in ihre Lungen sog, schwankte sie ganz leicht, riss sich aber zusammen und unterdrückte den Reflex, haltsuchend nach der Autotür zu greifen. Sie wollte sich vor den Leuten in der langen Schlange, die sich vor dem Eingang eines Clubs gebildet hatte, keine Blöße geben. Rafe legte einen Arm um sie und führte sie auf die wartende Menge zu. Linot und Antoine folgten ihnen wie ein ungleiches Paar Leibwächter.
    Sous-soleil wurde in leuchtendem Orange auf die Wand über der Treppe projiziert, die zu einer breiten Kellertür hinabführte. Doch schon oben, wo ein hohes Absperrgitter die Menschen davon abhielt, in den Treppenschacht zu stürzen, wachten Türsteher darüber, wer die Stufen zum eigentlichen Eingang betreten durfte. Gedämpfte Bässe drangen aus der Tiefe nach oben. Sophie spürte die neugierigen und misstrauischen Blicke der Wartenden, als Rafe keine Anstalten machte, sich in die Schlange einzureihen, sondern direkt auf die Türsteher zuging.
    »Jaussin hat nach mir geschickt«, eröffnete er ihnen ohne Umschweife, woraufhin sie ihm den Weg freigaben.
    Irgendjemand protestierte lautstark, während sie die Treppe hinuntergingen.
    »Jaussin gehört der Laden«, erklärte Rafe ihr ungefragt. »Solltest du jemals ohne mich hier reinwollen, sag einfach, dass er dich sehen will.«
    Warum sollte ich ohne dich herkommen wollen? Die Frage lag ihr auf der Zunge, doch sie stellte sie nicht. Wenn er sich erst an alles erinnerte, würde er sich nie wieder mit diesen Kriminellen abgeben. Bis dahin musste sie eben gute Miene zum bösen Spiel machen.
    Der Club war das reinste Labyrinth. Schwarz gestrichene Gänge, die nur spärlich von roten LEDs beleuchtet wurden, führten in drei Richtungen und mit rotem Teppich ausgelegte Treppen in zwei weitere. Überall standen Menschen mit Drinks in den Händen oder schoben sich zwischen den anderen hindurch. Ihre Stimmen gingen in der dröhnenden Dancefloor-Musik unter. Auch ohne Rauch war die Luft zum Schneiden dick. Sie roch nach Schweiß und Rasierwasser, Parfums und Spirituosen.
    Sophie ließ sich von Rafe durch das Gedränge dirigieren, lächelte unsicher fremden Leuten in gewagten bis schrillen Outfits zu und versuchte, die Orientierung zu behalten. Mehrere Bars und Lounges waren auf verschiedenen Etagen um einen größeren Saal angeordnet, aus dem die lauten, hektischen Beats und wild flackernde Lichteffekte drangen. Im Vorbeigehen erhaschte sie einen Blick auf die zentrale Tanzfläche, auf der um diese Zeit noch nicht ganz so viel Andrang herrschte wie an den Theken, wo sich die Gäste erst einmal warm tranken.
    »Setz dich!«, rief Rafe in ihr Ohr, um den Lärm zu übertönen, und deutete auf eine Art Couch, die mit großen Kissen als Rückenlehnen aufwartete. »Was darf ich dir bringen?«
    Bring mich nach Hause, hätte sie am liebsten gesagt, aber dafür gab es keine rationale Begründung. Es war nur ein Club wie viele andere. Die meisten Gäste hatten vermutlich keine Ahnung, dass er irgendeinem Verbrecherboss gehörte. »Caipirinha«, bat sie stattdessen und merkte erst jetzt, da sie sich auf den

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