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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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»Ich weiß alles, oder zumindest alles, was Rhoswen weiß.« Er ließ seine Hände an Carlings Armen hinuntergleiten und umfasste vorsichtig ihre Finger. »Also los, erzähl mir, warum du dich selbst verbrennst.«
    Über seine breiten Schultern hinweg blickte sie ins Licht des Tages hinaus und beschloss, nicht um die Rückgabe ihrer Hände zu kämpfen. Seine waren warm und schwielig, mit breiten Handflächen und langen Fingern. »Manchmal hilft der Schmerz, einen Schub aufzuhalten.«
    »Rhoswen nannte es Trance. Fühlt es sich so an?«
    »Nicht ganz«, sagte sie. »Es ist eine Loslösung von der Realität. Manchmal führt es mich in die Vergangenheit, und manchmal weiß ich nicht, wohin es mich führt.«
    Rune legte eine ihrer Hände in ihren Schoß und ließ sie los. Dann fasste er ihre langen schwarzen Haare, die wie ein Vorhang herabfielen, und strich sie ihr hinter die Schulter.
    Sie senkte die Lider und warf einen Seitenblick auf seine Hand. Dieser Wyr war verwegen, das musste sie ihm lassen. Ein Impuls von Brutalität durchfuhr sie. Sie hatte ihn einmal geschlagen – vielleicht würde sie es wieder tun. Ihr Blick wanderte zu seinem Gesicht. Auf einer seiner hageren Wangen waren noch vier blasse Linien zu erkennen. Innerhalb der nächsten halben Stunde würden sie verschwunden sein.
    In seinen Augen sah sie, dass er um ihren Gewaltimpuls wusste. Es hielt ihn nicht davon ab, ihr eine Haarsträhne hinters Ohr zu stecken und über ihre zarte Haut zu streichen. Wie schon zuvor berührte er sie, als wäre sie unaussprechlich kostbar. Seine Miene war ruhig und furchtlos. Das verwirrte sie. Warum tat er so etwas? Warum löste seine Berührung in ihr einen so dunklen, grausamen Schmerz aus?
    Warum lag ihre andere Hand noch immer in seiner?
    »Ich halte dich nicht gerade für einen sehr vernünftigen Mann«, murmelte sie.
    »Damit hast du zweifelsfrei recht«, gab er zurück. »Und ich bin noch hier, weil ich dir eine Frage stellen muss. Warum hast du einen Hund?«
    »Diese Frage hat mir Rhoswen schon oft gestellt«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum. Als wir ihn fanden, war er schwer verletzt. Er wog nur etwa halb so viel wie jetzt, weshalb der Tierarzt glaubt, dass er eine Zeit lang als Streuner gelebt hat. Und dann wurde er von einem Auto angefahren. Obwohl er so winzig ist, hat er einen starken Überlebenswillen. Er hatte alle Knochen im Leib gebrochen, aber er wollte nicht sterben.« Sie zuckte die Schultern. »Und ich habe ihn mit nach Hause genommen.«
    Der Blick, mit dem Rune sie prüfend betrachtete, war zu eindringlich. Was glaubte er in ihr zu sehen? »Und jetzt brätst du ihm Hühnchen«, sagte er.
    »Er freut sich so über das Essen.« Sie senkte den Blick. Ihre Hand lag noch immer in seiner, und er rieb mit dem Daumen über ihre geheilten Finger. »Er tanzt dann vor Freude wie ein Irrer.«
    »Das ist natürlich ein Argument«, sagte Rune mit einem schiefen Lächeln.
    »Ich wollte mich daran erinnern, wie es ist, Hunger zu haben«, sagte Carling. »Ich brate das Hühnchen, rieche es und sage mir, das ist Essen.« Sie flüsterte: »Wahrscheinlich versuche ich, mich vor meinem Tod noch einmal daran zu erinnern, wie es ist, lebendig zu sein.«
    Ihre Worte geisterten durch die Stille des Raums.
    Noch immer hockte Rune wie ein riesiger Löwe zu ihren Füßen. Seine Gegenwart war intensiver als Feuer. Er hatte sie durch und durch gewärmt, und darüber hinaus fühlte sie sich genährt und von neuem Leben erfüllt. Er hob ihre Finger an die Lippen und küsste sie. »Wesentlich lieber würde ich vor deinem Tod eine Möglichkeit finden, dich am Leben zu halten«, sagte er.
    Sie richtete sich auf. »Rune«, sagte sie.
    Sein kämpferischer Blick fing ihren auf und hielt ihn fest. »Du hast den Gefallen verschleudert, den ich dir schuldete.«
    »Ich habe Schlimmeres getan als das.« Mit einem Finger berührte sie seine Wange. »Und ich werde es vielleicht wieder tun.«
    Er verdrehte die Augen. Was für ein bemerkenswert gutaussehender Mann er war. »Na und?«, sagte er. »Ich habe dich geküsst, und du hast mir eine gescheuert. Was für eine tapfere Heldin du doch bist.«
    »Das muss ein Scherz sein«, sagte sie.
    »Tapfere. Heldin.«
    Sie beugte sich vor, um ihn besser bezwingen zu können. »Du trägst die gotterbärmlichsten Klamotten. Sieh dich nur an mit deinen zerrissenen Jeans. Wer würde freiwillig so ein T-Shirt tragen, mit diesem haarigen, bebrillten Mann darauf? Das ist lächerlich.«
    »Nichts gegen

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