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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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ich, dass du mir alles erzählst, selbst wenn es nur Mutmaßungen sind oder du es nicht verstehst«, sagte Rune.
    Sie runzelte die Stirn. »Du hast gesagt, wir sollten keine Zeit verschwenden, aber ich verstehe nicht, wie …«
    »Du musst anfangen, mir ein kleines bisschen zu vertrauen. Nicht viel. Nicht außerhalb deiner Toleranzgrenze, glaube ich. Aber ich bin in der Tat ein sehr guter Ermittler, und ich habe ziemlich viel Erfahrung darin, selbst zu entscheiden, welche Informationen nützlich sein könnten und welche nicht.« Die Strenge schwand aus seinem Blick, und er lächelte sie schmeichelnd an. »Und ich kann dabei so schrecklich charmant sein. Du wirst schon sehen. Es wird Spaß machen.«
    Ihre Zähne klickten hörbar aufeinander, als sie den Mund schloss. »Um Himmels willen. In Ordnung.«
    »Gut, wir machen Fortschritte.« Er betrachtete sie mit träger, liebevoller Wärme, in der sie sich die ganze Nacht sonnen wollte.
    Er sah sie an, als wäre sie das einzig Wichtige auf der Welt. Es war verwegen, exotisch, gefährlich und vollkommen irrelevant. Sie richtete sich auf und versuchte, ihr aufsässiges Ich wieder in die Spur zu bringen.
    »Zuerst möchte ich, dass du mir erzählst, wie du einen Schub erlebst«, sagte er.
    »Schub, Schub, Schub«, zischte sie giftig. »Götter, wie ich dieses Wort inzwischen hasse.«
    »Oh-kay«, sagte Rune. Mit scheinbarer Leichtigkeit legte er einen anderen Gang ein. »Wir nennen es von nun an anders. Du leidest an einem extremen Fall vom Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom.«
    Sie funkelte ihn an und grummelte: »Wie auch immer.«
    »Du hast beim Rausgehen vergessen, das Licht auszumachen«, schlug er vor.
    Nein. Das war nicht lustig. Auch das würde sie keines Wortes würdigen. Aber irgendwo inmitten ihrer Wut fing sie an zu lächeln. »Sei nicht albern.«
    »Du hast der Meise unter deinem Pony Wasser gegeben? Bist verrückter geworden als ein Hund in der Pfanne?«
    »Was?« Lachen sprudelte aus ihr heraus. Es fühlte sich fremd an, überschäumend und leicht. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt laut gelacht hatte – oder warum.
    »Ich weiß, das ist zu lang für einen Satz, ich habe nur Ideen gesammelt. Dein Verstand macht Urlaub in Las Vegas, Baby.«
    »Weißt du, das Wort ›Schub‹ klingt plötzlich gar nicht mehr so schlimm«, sagte Carling lachend. »Ich glaube, wir sollten uns auf die normale Sprache beschränken.«
    »In Ordnung«, sagte Rune. Zärtlich ruhte sein warmer Blick auf ihr. »Erzähl mir, wie es war, als du durchgeknallt bist.«
    Durchgekn… Sie versuchte, ihn abermals wütend anzufunkeln, schien jedoch die Fähigkeit dazu verloren zu haben. Das Lachen musste sie fortgewischt haben, ebenso wie ihre Erschöpfung und die hartnäckige Entmutigung.
    Dann wurde sie wieder ernst, und Rune legte eine Hand auf ihr Knie. Vielleicht, um ihr Trost oder Ermutigung zu schenken. Offenbar gefiel es ihm, sie anzufassen. Er tat es so oft. Warm spürte sie das Gewicht seiner Hand durch den Kaftan, als er mit langen, schwieligen Fingern ihr Kniegelenk umfasste. Sie befand, dass ihr das Gefühl ebenfalls gefiel, und ließ zu, dass seine Hand dort blieb. Fürs Erste.
    »Ich habe gelesen«, sagte sie. »Irgendwann legte ich das Buch zur Seite und sah aus dem Fenster ins schwächer werdende Licht. Dann fühlte ich, wie meine magische Energie aufloderte. Jedenfalls nenne ich es so.«
    »Du sagtest, das geschähe jedes Mal, wenn du in Trance fällst.«
    »Ja. Ich habe nie eine Menopause erlebt, aber manchmal frage ich mich, ob sich Hitzewallungen nicht ähnlich anfühlen. Es ist ein gutes Warnsignal. Wenn ich schnell genug reagiere, kann ich den Schub manchmal abwehren.«
    »Warum gehst du davon aus, dass Schmerz dabei hilft?«
    »Ich weiß es nicht sicher. Der Schreck scheint mich wieder in die Spur zu bringen, zumindest für eine Weile.« Sie sah ihn an und biss sich auf die Lippe. »Also gut, ich geb’s zu. Vielleicht wollte ich dir nichts vom Auflodern meiner Energie erzählen – und auch nicht davon, wie die Insel dann aufzutauchen und zu verschwinden scheint –, weil ich nicht wollte, dass du deine Meinung änderst und gehst. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie sicher es währenddessen in meiner Nähe ist. Aus diesem Grund haben mich alle anderen bis auf Rhoswen verlassen.«
    »Konnten sie es spüren?« Rhoswen hatte es nicht gekonnt, aber er wusste nicht, inwiefern sie als Maßstab gelten konnte. Neben der Tatsache, dass sie über verhältnismäßig

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