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Der Kuss des Greifen (German Edition)

Der Kuss des Greifen (German Edition)

Titel: Der Kuss des Greifen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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so schwer, dass sie sich am liebsten hingelegt hätte. Ihre Fantasie lieferte ihr das glutheiße Bild, wie er auf ihr lag, wie sich sein nackter, muskulöser Körper bog und sich die Konturen seines schönen Gesichts vor Erregung und Begierde scharf abzeichneten.
    Ihr Körper bestand darauf, Luft holen zu müssen. Sie verlor den Kampf um ihre Beherrschung und atmete ein. All ihre Sinne bebten unter seiner heißen, lebendigen Ausstrahlung. Die Empfindungen, die die leichte Berührung seiner festen Brust an ihren Brustwarzen entfachte, hatten so lange geschlummert, dass sie besser tot und begraben geblieben wären.
    Es war gefährlicher Wahnsinn, weil er sie dazu brachte, zu viel zu fühlen. Inzwischen ging es über eine verlockende Ablenkung hinaus und näherte sich mit großen Schritten einer Besessenheit. Sie konnte nicht damit umgehen, weder mit seinen Gefühlen noch mit ihren eigenen. Es war schwierig genug, mit simpler Angst und Hoffnung fertig zu werden.
    Carling riss den Blick von seinem unwiderstehlichen Gesicht los. Unwillkürlich streckte sie die Hände nach ihm aus und grub sie in sein schwarzes T-Shirt. »Hast du fertig gelesen?«
    Seine sinnliche Erheiterung verblasste. »Ja, kurz bevor ich rüberkam.«
    Konzentriert richtete sie den Blick auf ihre Fäuste, die an seinem harten Brustbein ruhten. »Und?«
    Er legte beide Hände auf ihre Schultern. »Und – ich weiß nicht. Deine Arbeit ist brillant, aber das weißt du ja. Irgendetwas stört mich, aber ich bin noch nicht dahintergekommen, was genau es ist. Es ist, als könnte ich ein Wort nicht aussprechen, obwohl es mir auf der Zunge liegt. Du weißt schon, das Wort ist da, man hat es schon so oft benutzt, aber man kommt einfach nicht drauf.«
    »Gib dir mehr Mühe.«
    Seine Finger schlossen sich fester um ihre Schultern. »Was ist los?«
    Sie versuchte ein Lächeln. Es geriet verdreht und falsch. »Mein Verstand schickt Grüße aus Las Vegas.«
    Er holte tief Luft und zog sie in seine Arme. »Schon gut«, sagte er. Runes Stimme war so felsenfest, wie es zuvor sein Blick gewesen war. Er legte die Wange auf ihren Scheitel. »Wir haben gewusst, dass das passieren würde. Wir werden es gemeinsam durchstehen, und vielleicht finden wir endlich etwas heraus.«
    Mit Gewalt brachte Carling hervor: »Das versuche ich mir auch zu sagen.«
    Dieser verdammte Kerl streichelte ihr übers Haar, und dann waren da noch mehr Gefühle, verräterische Gefühle und schwächende Gedanken.
    Was würde es schon schaden, wenn sie nur einmal ihr steifes Rückgrat entspannte, nur ein kleines bisschen? Sie probierte es, und schon lehnte sie sich an ihn. Rune führte ihren Kopf in seine Schultermulde. Schmerzhaft wurde ihr bewusst, wie perfekt ihr Kopf dorthin passte. Kraft zirkulierte durch seinen großen, starken Körper, ein unerschöpflicher Quell magischer Energie, die sie mit Wärme umhüllte. Irgendwie fanden ihre Arme den Weg um seine Taille, und sie hielten sich eng umschlungen.
    Wieder begannen Carlings Augen zu kribbeln. Sie füllten sich mit brennender Flüssigkeit und liefen über. Es war so lange her, dass sie zuletzt geweint hatte, dass sie einige Augenblicke brauchte, um die Nässe zu identifizieren.
    Er hatte ihr das angetan. Er öffnete Türen in ihr, die niemals wieder hätten geöffnet werden dürfen. Wie ein Schirokko fegte er über die Landschaft in ihrem Herzen und ihrem Geist hinweg, bis sie sich wie Wüstensand in Bewegung setzten. Er konfrontierte sie mit Empfindungen, von denen sie nicht geglaubt hatte, dass sie sie jemals wieder spüren würde. Staunen und Verlangen, Hoffnung und Angst.
    Außerdem lehrte er sie ein neues Gefühl. Etwas so Junges, Zartes und Zerbrechliches, dass sie fürchten musste, daran kaputtzugehen. Kämpf um dein Leben, hatte er gesagt, aber das war so schwierig, denn wenn sie es wichtig genug nahm, um darum kämpfen zu können, bekam sie gleichzeitig Angst. Vor seiner Ankunft hatte sie geglaubt, sie würde nur ihr Leben verlieren. Sie hatte sich davon distanziert und konnte ihr eigenes Ende dadurch beobachten wie ein Außenstehender. Jetzt hatte sie das Gefühl, etwas mindestens ebenso Wertvolles zu verlieren: ihr Verständnis davon, wer sie war.
    »Manchmal glaube ich, ich hasse dich«, flüsterte sie.
    Er rieb seine Wange an ihrem Haar. »Und warum, mein Darling?«
    Sie öffnete die Lippen. Hatte er sie nicht damals so genannt, vor so langer Zeit – oder was ihr wie eine so lange Zeit vorkam? Damals jedoch hatte sie nicht gewusst,

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