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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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ihr Gewand und tropfte zu Boden.
    »Verfluchtes Weib! Du hast mir Celtillos weggenommen! Ich hätte ihn beinahe gehabt. Er gehört mir, nur mir!«
    Lysandra ging nicht auf das Gespräch ein, sondern konzentrierte sich auf den Kampf.
    »Nimm dies!« Ker hieb mit dem Schwert auf sie ein und streifte dabei Areion, der zwar kurz zusammenzuckte, aber nicht wieherte. Blut rann über seine Flanke. Lysandra hoffte, dass die Wunde nicht allzu tief war, er keine weiteren Treffer einstecken und durchhalten würde, ihr Gewicht zu tragen bis zum Ende des Kampfes, wie auch immer er ausgehen mochte.
     
    Thanatos schwang herum, sein schwarzes Haar wirbelte, seine Schwingen verdüsterten den Himmel. »Du bist des Todes!«
    Cels Greifenschrei durchdrang die Luft, als er sich auf den leibhaftigen Tod stürzte. Seine Klauen zerfetzten einen Teil seines Gewandes, doch trafen sie kein Fleisch. War der Tod ein substanzloses Wesen aus Schatten und Dunkelheit oder hatte er wirklich nur das Gewand erwischt?
    Cel holte mit dem Schnabel nach ihm aus, verfehlte ihn jedoch. Der Tod traf ihn am Rücken, als er sich zurückziehen wollte. Er kreischte auf. Warmes Blut sickerte über sein Fell und tropfte hinab, wo sich bereits einige der Toten versammelt hatten, um sich daran zu laben. Es lief ihnen über die Gesichter und Hände. Verdammt! Wenn er stürbe, würden sie über seinen toten Leib herfallen und ihn zerreißen, um an sein Blut zu gelangen! Und Lysandra würde es sehen müssen. Doch sie würden sie ebenfalls nicht verschonen. Für Sterbliche im Reich der Schatten gab es keine Gnade.
    Erschienen sie zuvor noch harmlos in einer lächerlichen Nachahmung ihres längst vergangenen irdischen Daseins, so waren sie jetzt verwandelt in blutrünstige Kreaturen. Lieber wäre Cel im Tartaros, auf ewig gepeinigt von der Erynie mit dem blutüberströmten Gewand, als zu einem dieser fahlen, instinktgetriebenen Toten zu werden.
    »Gib auf. Du bist ohnehin des Todes!«, sagte Thanatos. Sein attraktives Gesicht war ausdruckslos. Keine Schweißperle stand auf seiner Stirn, während Cel vor Erschöpfung keuchte. Des Totengottes Schwingen waren ebenso groß wie seine eigenen, den Schwingen eines Raben ähnlich in ihrer Düsterkeit, während seine eher golden waren, teilweise rötlich, benetzt von seinem eigenen Blute.
    Er flatterte und verlor einige Federn, als er Thanatos’ Schlag behände auswich. Zu seinem Entsetzen sah er, wie Lysandra auf einem schwarzen Flügelross gegen Ker kämpfte. Wie wollte sie gegen die mächtige Zauberin ankommen? Er fürchtete um ihr Leben noch mehr als um sein eigenes. Er liebte sie. Bei dem Gedanken, sie heute verlieren zu müssen, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Entweder sie oder er würden hier ihr Blut und ihr Leben lassen, getötet von dunklen Wesen und zerfetzt von den Toten.
    Die widerwärtige Harpyie stieß ein hässliches Lachen aus, das ihm durch Mark und Bein ging. »Bald sind sie alle tot, Aello. Ker wird es überleben, doch Thanatos wird sie verbannen, wenn er erfährt, was sie geplant hat«, sagte sie mit krächzender Stimme zu ihrer dunklen Schwester, die angeflogen kam, um Sirona mit einem Blick voller Gier zu taxieren. »Teilen wir uns das Kätzchen, solange sein Fleisch noch warm ist.«
    Aello senkte ihren Schnabel herab.
     
    Schweiß lief Lysandra über die Stirn und brannte in ihren Augen.
    »Gib auf, denn es ist nicht dein Kampf. Ich könnte dich ziehen lassen«, sagte Ker in verführerischem Sirenentonfall, der in krassem Gegensatz zu ihrem hassverzerrten Gesicht und den glühenden Augen stand. Sie war schön und furchteinflößend zugleich. So schön, dass es einem Wunder glich, dass Cel ihr nicht verfallen war. Offenbar hatte er geahnt, wie gefährlich und bösartig sie war.
    So verlockend ihre Worte auch klangen, Lysandra konnte Ker dennoch keinen Glauben schenken. Sie würde ohnehin sterben, dann eben durch Thanatos’ Hand, der offensichtlich im Auftrag des Hades hier war, um die Sterblichen zu beseitigen. Sie musste zugeben, dass er selbst neben der mächtigen Gestalt des Greifen beeindruckend aussah.
    Sie parierte einen erneuten Schwerthieb Kers. Areion schien ein luftkampferprobtes Ross zu sein, denn er bewegte sich absolut sicher und mit spielerischer Anmut. Seine Schwester, die Nymphe mit dem geheimen Namen, stand am Rande des Kampfplatzes und beobachtete sie mit der Hand auf ihrem Schwertknauf. Offensichtlich würde sie eingreifen, sollte Areion in Gefahr geraten. Doch immer wieder

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