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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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wieder mit aufs Schiff?«
    Lysandra schluckte. »Rede nicht so über Hiram. Er ist ein feiner Kerl.«
    »Also ist es wahr! Darum war er auch gleich zur Stelle. Das erklärt natürlich einiges.«
    »Nein, ich bin nicht Hirams Geliebter. Hiram würde dich niemals in eine solche Ehe zwingen. Warum war dann dein Verwandter, Belzzasar, auch sofort zur Stelle?«
    Arishat lachte. »Du brauchst es nicht abzustreiten. Nun, so schlecht ist das für mich vielleicht nicht mal. Das heißt, wir könnten uns einig werden.« Sie blickte Lysandra von oben bis unten an. »Dabei bist du gar nicht hässlich. In ein paar Jahren wird aus dir ein richtiger Mann werden. Fast schon schade, dass du so bist.«
    »Einig werden? Wie?« Ein Hoffnungsfunke glomm in Lysandra auf.
    »Nun, offiziell wurde diese Ehe vollzogen. Weder ich noch du werden jemals Anderweitiges darüber verlauten lassen.«
    »Etwas anderes kommt auch nicht infrage, denn ich will nicht von deinen Verwandten lebendig gehäutet werden.«
    »Ja, sie sind bisweilen recht überzeugend in ihrer Argumentation. Wir sind uns also einig?«
    Lysandra nickte.
    »Dafür lässt du mir meine Freiheiten und ich dir die deinen. Wie wäre es damit? Du kannst mit deinem Hiram glücklich werden! Oder ist es gar Cel, auf den deine Wahl gefallen ist? Ich hätte nicht gedacht, dass er auch so ist, doch man sieht es einem Mann nicht an. Wie schade. Zumindest würde es erklären, warum er mir gegenüber so zurückhaltend war. Das bin ich nämlich gar nicht gewohnt.« Arishat riss die dunkel umrandeten Augen auf. »Ah, jetzt hab ichs. Ihr habt zu dritt was miteinander. Die Tanith , das Schiff der Sünde!«
    Lysandra grinste. Es würde Cel überhaupt nicht gefallen, dass man annahm, er, Hiram und sie wären sich in Männerliebe zugetan.
    »Genau so ist es«, sagte sie zu Arishat. »Dein Scharfsinn ist überwältigend.«
    »Ja, nicht?«
    »Doch um eines bitte ich dich, Arishat. Bitte verrate niemandem von unseren Neigungen.«
    »Gewiss nicht. Es kann mir ja auch nur von Nutzen sein.« Arishat grinste verschwörerisch. »Wünscht du dir Kinder?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Lysandra.
    »Das heißt, du wirst mir nicht beiwohnen. Was ist, wenn ich dennoch ein Kind will?«
    »Nun, dann musst du es dir anderweitig besorgen lassen. Ich würde es natürlich anerkennen. Schließlich kann es auch mir nur dienlich sein, da deine Verwandten womöglich sonst meine Zeugungsfähigkeit anzweifeln würden.« Lysandra war froh, dass dieser Kelch noch einmal an ihr vorübergegangen war.
    Arishat grinste. »Ich sehe schon, wir verstehen uns gar nicht so schlecht.«
    Lysandra atmete auf, da der Druck, die Ehe vollziehen zu müssen, von ihr gewichen war – vorerst zumindest. Doch noch war die Angelegenheit nicht ausgestanden. Sie musste zurück zum Schiff, ohne dass Arishats Verwandte sie meuchelten.
     
    Arishat hatte nichts dagegen, dass Lysandra die Zinninseln aufsuchen wollte. Allerdings bat sie sie, sich gelegentlich in Alis Ubbo blicken zu lassen oder ihr zumindest Nachrichten zukommen zu lassen, damit sie nicht so schnell wieder zur Witwe erklärt und erneut verheiratet werden würde. Offenbar sah sie darin die Möglichkeit, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollte, ohne die Einmischung von Männern. Arishat warf jedoch während der Abfahrt ständig Blicke zu Celtillos, die von ihrem Ärger, aber auch von Begehren zeugten. Offenbar wollte sie ihn noch immer. Doch bezweifelte Lysandra nicht, dass sie bald einen Ersatz für ihn finden würde. Ihr Bruder Damasos blieb ebenfalls in Alis Ubbo zurück. Offenbar fürchtete er die Fahrt über das offene Meer.
    Sie erreichten Kalos ohne weitere Zwischenfälle. Der von den Griechen gegründete Handelsplatz lag an der Mündung eines Flusses, entlang dessen Ufer Weinberge angelegt waren. Auffallend war die üppige Vegetation. Tulpen, weiße, rosa und blaue Hortensien sowie Zedern und Palmen wuchsen hier. Möwen kreisten am strahlend blauen Himmel. Enten liefen über holprige Wege und Katzen strichen um die getünchten Häuser.
    Dort blieb die Tanith wieder nur eine Nacht lang. Hiram machte Lysandra keine Vorwürfe, weil sie Arishat in Alis Ubbo zurückgelassen hatte. Im Gegenteil schien er es zu bedauern, dass sie zu einer Ehe mit der Phönizierin gezwungen worden war.
    Mit Corunna erreichten sie eine Stadt mit keltischen Wurzeln, die von den Phöniziern als Handelsstützpunkt und letzte Anlaufstelle vor den Zinninseln benutzt wurde. Hier verkaufte Hiram alles Mögliche,

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