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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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was er nicht zum Tausch gegen Zinn gebrauchen konnte. Er lagerte so viele Lebensmittel wie möglich ein: Räucherfleisch, Wein, mehrfach gebackenes und dadurch haltbarer gemachtes Brot, getrocknete Früchte und dergleichen.
    Das Jahr war inzwischen fortgeschritten. Hiram wollte die Zinninseln vor Anbruch des Herbstes erreichen. Celtillos befand sich tagsüber in seiner Greifengestalt auf dem Schiff. Mittlerweile betrachteten ihn die meisten Mitglieder der Mannschaft als Glücksbringer. Nicht wenige waren nervös wegen der geplanten Überfahrt zu den Zinninseln.
    In dieser Nacht war Cel wieder der Mann, der Lysandras Sinne verwirrte. So wie in den Nächten zuvor, seit sie ihn kannte. War sie bereits so von seiner Anziehungskraft verzaubert, dass sie in ihrem Herzen nie mehr frei sein würde von der Erinnerung an ihn?
    »Verabscheust du mich?«, fragte Cel.
    Verwundert blickte sie ihn an. »Seit du Arishats Gemach aufgesucht hast, ja, ein wenig. Du hast mich in Schwierigkeiten gebracht. Arishat hätte auch weniger kooperativ sein können. Andererseits bin ich in Alis Ubbo auch meinen Bruder losgeworden.« Damasos war kurz nach ihrer Hochzeit zu ihr gekommen, um ihr zu sagen, dass er endgültig genug habe und von Bord ginge, da er das Elend nicht mehr ansehen wollte. Dies hatte sie mit einem Achselzucken abgetan. Sie war froh, damit seinen ständigen Sticheleien entkommen zu sein.
    Cel sah sie ernst an. »Es muss für dich so erscheinen, doch hatte ich keinerlei Absicht, zwischen Arishats Schenkeln zu liegen.«
    »Hattest du nicht?«
    »Ich habe dir doch schon alles erklärt.«
    »Ja, das hast du. Außerdem glaubt Arishat, dass du mehr Gefallen an Hiram und mir findest.«
    Cel lachte. » Hiram ist nicht ganz nach meinem Geschmack.« Er wurde wieder ernst. »Wenn es irgendeinen Weg gibt, mich reinzuwaschen von der Schmach, der du mich für schuldig hältst, so lass es mich wissen.«
    »Cel, ich …« Sie wandte ihr Gesicht ab. So gerne würde sie ihm glauben. Alte, ungeweinte Tränen drängten hinaus. In einer brennenden Spur rannen sie über ihre Wangen.
    »Lysandra.« Sie spürte seinen Blick auf sich, dann zog er sie an seine harte Brust. Sein männlicher Duft umfing sie und machte alles noch schlimmer. Konnte er sie nicht in Frieden lassen?
    »Kann ich dir vertrauen?«, fragte sie.
    »Vertrauen beruht immer auf Gegenseitigkeit.« Er küsste ihr die Tränen von den Wangen, dann presste er seine Lippen auf die ihren, doch diesmal mit einer Zärtlichkeit, die ihr das Herz wärmte und ein Prickeln erzeugte, das ihren Leib durchzog. In der Leidenschaft dieses Kusses schmeckte sie ihre eigenen Tränen.
    Sie konnte nicht von ihm lassen. In diesem Moment wurde sie sich auch gewahr, warum: Sie liebte Cel. Die Erkenntnis war erschreckend, erfüllte sie jedoch mit einem seltsamen Frieden. Nun wusste sie, was ihre Unruhe bewirkt hatte.
    Doch was sollte sie tun? Konnte sie sich auf ihn verlassen und ihm vertrauen?
    Es sprach für ihn, dass er es bei dem Kuss beließ und keinen weiteren Vorstoß gegen ihre Tugend vornahm. Cel umschlang sie mit beiden Armen. Den Kopf an seiner Brust, umfangen von seiner Wärme und seinem betörenden Duft, schlief sie ein.
     
     

Kapitel 16
     

     
     
    Als Lysandra von den ersten Sonnenstrahlen wachgekitzelt wurde, war Cel nicht mehr bei ihr. Der Geruch nach Salzwasser und Algen drang zu ihr. Sie vernahm das Gluckern und Plätschern der Wellen. Die Sparren ächzten, das Segeltuch flappte in der wechselhaften Brise. Hiram hatte offenbar noch vor Sonnenaufgang den Anker gelichtet.
    Lysandra erhob sich, trat zur Reling und blickte hinaus aufs Meer. Das Land war nur noch ein schmaler Streifen am Horizont, den sie gerade noch erkennen konnte. Laut Belzzasar, der schon einmal auf den Zinninseln gewesen war, würden sie wochenlang nichts anderes als das Meer sehen. Dies beunruhigte sie. Lebensmittel hatten sie zur Genüge eingelagert, sodass sie selbst bei ungünstigem Wind bis Belerion reichen würden.
    Doch konnte jemand krank werden oder ein Unwetter aufziehen. Das Land würde bald so weit entfernt sein, dass es niemand von ihnen überleben konnte, sollte das Schiff sinken.
    Andererseits übte das Meer eine gewisse Faszination auf Lysandra aus. Das Licht brach sich in den Wellen, ließ sie schimmern und glitzern wie Juwelen. Gelegentlich konnte sie Fische entdecken, die bis unter die Oberfläche kamen, sah ihre irisierenden Schuppen und Rückenflossen.
    Die Welt, die ihr vertraut war, hatte sie

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